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Die Lage für die ukrainischen Soldaten rund um Awdijiwka ist nach Einschätzung des Generalstabs schwierig.

© dpa/Evgeniy Maloletka

„Lage in der Stadt äußerst kritisch“: Dritte Sturmbrigade der Ukraine erreicht „Awdijiwka-Hölle“

Die Ukraine musste sich aus Teilen der Stadt Awdijiwka zurückziehen. Nun wagt eine kürzlich dorthin entsandte Elite-Einheit einen Vorstoß gegen russische Truppen.

Die Ukraine hat Verstärkung in die seit Monaten umkämpfte Kleinstadt Awdijiwka im Osten des Landes entsandt. Angesichts eines Teilrückzugs in der Stadt wurde die 3. Sturmbrigade, eine der wichtigsten ukrainischen Kampfeinheiten, nach eigenen Angaben eilig dorthin verlegt.

Die Brigade bezeichnet auf dem Kurznachrichtendienst Telegram die Lage in der „Awdijiwka Hölle“ als „bedrohlich und instabil“. Aber sie habe bei einem Angriff in Teilen der Stadt den russischen Invasionstruppen schwere Verluste zugefügt. 

„Die Lage in der Stadt war zum Zeitpunkt des Eintreffens der Brigade war äußerst kritisch“, heißt es in dem Telegram-Beitrag der 3. Sturmbrigade.

In der Stadt finden erbitterte Kämpfe statt.

General Oleksandr Tarnawskij

Der stellvertretende Brigade-Kommandeur Maxym Schorin erklärt, die Kämpfe seien viel heftiger als bei der Schlacht um Bachmut, die ukrainischen Truppen seien zahlen- und waffenmäßig unterlegen. Die nahe gelegene Stadt Bachmut war im vorigen Mai nach für beide Seiten verlustreichen Kämpfen von russischen Truppen erobert worden. 

Wie ist die Lage in Awdijiwka?

Nach dem Eintreffen der ukrainischen 3. Sturmbrigade sei ein Vorstoß gegen russische Truppen durchgeführt worden, heißt es in einem Telegram-Beitrag der Einheit: „Einzelne Bataillone der 3. Brigade führten einen Vorstoß in die vom Feind gehaltenen Gebiete von Awdijiwka durch. Zwei Brigaden der russischen Streitkräfte wurden im Sektor schwer beschädigt.“

Etwa sieben russische Brigaden seien dort unterwegs. „Der Feind wechselt weiterhin aktiv seine Truppen und verlegt neue Kräfte und Ausrüstung in die Stadt“, heißt es weiter.

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Ukrainische und russische Truppen liefern sich nach Angaben eines hochrangigen ukrainischen Generals nach wie vor heftige Kämpfe in Awdijiwka. „In der Stadt finden erbitterte Kämpfe statt“, erklärte der General Oleksandr Tarnawskij am Freitag in Onlinemedien.

„Unsere Truppen nutzen alle verfügbaren Kräfte und Mittel, um den Feind zurückzudrängen.“ Der General bezeichnete die Lage in Awdijiwka als „schwierig, aber kontrolliert“. Kommandeure seien beauftragt worden, die „Situation zu stabilisieren“.

Die ukrainischen Verteidiger wehrten sich unter „unmenschlichen Bedingungen“, schrieb der Pressedienst der in Awdijiwka eingesetzten 110. Brigade der ukrainischen Armee am Freitag auf Facebook. „Heute wirft der Feind enorme Kräfte in Form von Personal, gepanzerten Fahrzeugen und Flugzeugen in Richtung Awdijiwka.“ 

Awdijiwka: Wo stehen die russischen Truppen?

Die russischen Truppen haben Awdijiwka inzwischen von drei Seiten aus umstellt und sind in den vergangenen Tagen weiter vorgerückt.

Der neue ukrainische Armeechef Oleksandr Syrskyj hatte die Lage am Mittwoch bei einem Truppenbesuch als „äußerst schwierig“ bezeichnet und gesagt, dass die russischen Einheiten dort zahlenmäßig überlegen seien. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, warnte am Donnerstag, es bestehe die Gefahr, dass Awdijiwka „unter russische Kontrolle gerät“.

17.03.2023, Ukraine, Awdijiwka: Ein ukrainischer Polizist geht vor einem brennenden Gebäude in Deckung.
Ein ukrainischer Soldat geht an 17. März 2023 vor einem brennenden Gebäude in Awdijiwka in Deckung.

© Evgeniy Maloletka/AP

Dem US-amerikanischen Institut für Kriegsstudien (ISW) zufolge seien russische Einheiten in den letzten Tagen von mehreren Seiten vorgerückt.

Durch Fotos sei belegt, dass russische Truppen von Norden her an der großen Kokerei von Awdijiwka vordringen. Im Süden der Stadt sei eine wichtige befestigte Verteidigungsanlage der Ukrainer erobert worden.

Russische Truppen können die Einkesselung einiger ukrainischer Kräfte vollenden, wenn die ukrainischen Truppen sich nicht zurückziehen oder erfolgreiche Gegenangriffe unternehmen“, folgerten die Beobachter. Die ukrainische Seite hatte am Donnerstag berichtet, dass ihre Truppen sich aus einigen vorgeschobenen Stellungen zurückziehen. 

Welche Maßnahmen ergreift die Ukraine in Awdijiwka?

Die ukrainischen Streitkräfte bereiteten neue Stellungen um die umkämpfte Stadt vor, erklärte Tarnawskij weiter. Alle möglichen Szenarien würden berücksichtigt. „Wir schätzen jedes Stück ukrainischen Bodens, aber der höchste Wert und die höchste Priorität für uns ist es, das Leben der ukrainischen Soldaten zu retten“, schrieb der General auf Telegram. 

Darüber hinaus wurde die ukrainische Elite-Einheit der 3. Sturmbrigade nach eigenen Angaben eilig nach Awdijiwka verlegt.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte der Armee am Donnerstag die notwendige Unterstützung zu. „Wir tun unser Möglichstes, um sicherzustellen, dass unsere Kämpfer ausreichend organisatorische und technologische Kapazitäten haben, um so viele ukrainische Leben zu retten wie möglich.“

Warum ist Awdijiwka strategisch so wichtig?

Russland und die Ukraine betrachten Awdijiwka als strategisch wichtig für die vollständige Kontrolle der ostukrainischen Industrieregionen Donezk und Luhansk im Donbass.

Russland versucht seit Monaten, Awdijiwka einzunehmen. Die Stadt, die vor Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine rund 33.000 Einwohner zählte, liegt in der Region Donezk. Diese ist eine von insgesamt vier Regionen, die der Kreml 2022 für annektiert erklärt hatte. (AFP, Reuters, dpa, mira)

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