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Claudia Major, Politikwissenschaftlerin und Leiterin der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik der Stiftung Wissenschaft und Politik SWP in Berlin, zu Gast bei Anne Will.

© IMAGO/Jürgen Heinrich

Sicherheitsexpertin Claudia Major: Frühjahrsoffensive könnte entscheidend für westliche Unterstützung sein

Mit einer erfolgreichen Frühjahrsoffensive könnte die Ukraine langfristige Unterstützung von westlicher Seite generieren, meint die Sicherheitsexpertin. Friedensgespräche hält sie für unwahrscheinlich.

Die erwartete Frühjahrsoffensive der Ukraine im Krieg gegen Russland wird nach Einschätzung der Sicherheitsexpertin Claudia Major entscheidend sein für weitere westliche Unterstützung.

„Wenn sie gelingt und die Ukraine zeigen kann, dass sie Gebiet befreien kann, dann kann man auch in den westlichen Ländern besser erklären, warum sich diese sehr kostenintensive Unterstützung lohnt“, sagte die Leiterin der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) am Freitag im ZDF-Morgenmagazin.

Am Vormittag treffen sich die Verteidigungsminister der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz. Sie wollen dabei Bilanz ziehen zur militärischen Unterstützung des Landes. Dabei geht es auch darum, ob die bisherigen Waffenlieferungen für die von Kiew geplante Frühjahrsoffensive ausreichen.

Mit Blick auf die Akzeptanz weiterer Waffenlieferungen wies Major auf Wahlen in für die Unterstützung wichtigen Ländern in den kommenden Jahren hin, darunter in den USA und Großbritannien sowie in mehreren europäischen Ländern. „Da kommt natürlich die Frage auf: Lohnt sich das langfristig, schaffen die das überhaupt?“.

Die Ukraine verbrauche mehr Munition, als der Westen derzeit produzieren könne. Daher sei es wichtig, sowohl Munition zu liefern als auch die Produktion „hochzufahren“. Insgesamt brauche die Ukraine „von allem mehr - aber langfristig und systematisch“, sodass die Ukraine auch planen könne.

Major begrüßte zudem die Ankündigung von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zu Gesprächen über einen Beitritt der Ukraine zum Militärbündnis auf dem anstehenden Bündnisgipfel im Juli, hält diesen aber für „ein hochkomplexes Thema“ und kurzfristig nicht umsetzbar. Das werde „in Kriegszeiten garantiert nicht passieren“. Das Thema gehört ihr zufolge aber „auf die Agenda“, gerade angesichts unterschiedlicher Haltungen innerhalb der Nato.

Für Friedensverhandlungen sieht die Expertin hingegen wenig Chancen. „Es gibt von russischer Seite kein Interesse an Friedensgesprächen. So lange werden die leider nicht stattfinden“, sagte Major.

Moskau überbewertet Schlammproben

Mit Blick auf die bevorstehende Frühjahrsoffensive versucht Russland derweil offenbar die Moral unter den eigenen Truppen zu heben. Nach Einschätzung britischer Militärexperten überbewerteten russische Online-Medien absichtlich die Bedeutung der Bodenbeschaffenheit. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine am Freitag hervor.

Demnach verlangsamt Schlamm militärische Einsätze auf beiden Seiten. „Die Bodenbeschaffenheit dürfte sich in den kommenden Wochen verbessern“, hieß es von britischer Seite. Eine größere Einschränkung für die Manövrierbarkeit abseits von Straßen dürfte demnach die Gefahr durch Landminen sein. (AFP/dpa)

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