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Die Folgen des Erdbebens in der Türkei sind noch immer akut.

© Picture Alliance/ Associated Press/Metin Yoksu

Stichwahl im türkischen Erdbebengebiet: Erdogan liegt vorn – trotz Kritik am Krisenmanagement

Der Unmut der Menschen im Erdbebengebiet über die anfangs ungenügende Hilfe ist groß. Dennoch dürfte Präsident Erdogan dort seine Vormachtstellung verteidigen können.

Trotz der Erdbebenkatastrophe vom Februar und den Fehlern der Regierung bei der Hilfe nach dem Unglück konnten Präsident Recep Tayyip Erdogan und seine AKP in der ersten Runde der Wahlen am 14. Mai ihre führenden Positionen in der betroffenen Region behaupten. Auch bei der Stichwahl um das Präsidentenamt an diesem Sonntag dürfte Erdogan vor seinem Rivalen Kemal Kilicdaroglu liegen.

Nach den Erdbeben vom 6. Februar mit 50.000 Toten und Hunderttausenden zerstörten Gebäuden hatten rund vier Millionen Menschen die Region verlassen und sich in anderen Landesteilen in Sicherheit gebracht. Trotz der Schwierigkeiten lag die Beteiligung der neun Millionen registrierten Wähler der Erdbeben-Provinzen am 14. Mai zwischen 80 und 86 Prozent.

Bei der Wahl konnten Erdogan und die AKP ihre politische Vormachtstellung in dem Gebiet verteidigen. Zwar kassierte die AKP mancherorts herbe Niederlagen. So verlor die Partei in Kahramanmaras im Zentrum des Bebengebietes fast elf Prozentpunkte im Vergleich zur Wahl 2018.

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Parlamentssitze haben die Regierungsfraktionen in den am stärksten vom Erdbeben zerstörten Gebieten verloren.

Dennoch blieb die AKP in Kahramanmaras weit vor der Konkurrenz: Sie fuhr knapp 48 Prozent ein und damit viel mehr als im Landesdurchschnitt, der bei 36 Prozent lag. In anderen Teilen des Erdbebengebietes sah es ähnlich aus.

Obendrein konnte die Opposition kaum von den Stimmenverlusten der Regierung profitieren. Der Journalist Sertug Cicek von der Nachrichtenplattform T24 kam in einer Analyse zu dem Ergebnis, dass die Regierungsfraktionen am 14. Mai in den vier Provinzen mit den größten Zerstörungen nur zwei ihrer bis dahin 22 Parlamentssitze abgeben mussten.

Dafür gibt es mehrere Gründe. Das Unglücksgebiet ist eine vorwiegend konservative Region, in der rechte Parteien in den meisten Bezirken mehr Anhänger haben als die linksnationale Partei CHP von Kilicdaroglu. Zudem ließen sich viele Wähler offenbar von Erdogans Argument überzeugen, dass die Dimension des Unglücks jede Regierung überfordert hätte.

Hinzu kommt, dass Erdogan nach dem Beben sehr schnell das Thema des Wiederaufbaus besetzte und sich als Politiker präsentieren konnte, der die Wunden heilen und die Region in eine bessere Zukunft führen kann. Auch bei der Stichwahl ist Erdogan im Erdbebengebiet klarer Favorit.

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