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Ein bewaffneter Soldat steht während einer Beerdigungszeremonie auf einem Friedhof in Luhansk (Symbolbild).

© REUTERS/Alexander Ermochenko

Tag 478 der Ukraine-Invasion: Der Versuch die getöteten russischen Soladaten zu zählen

Kein Beitrittsangebot bei Nato-Gipfeltreffen, Kiew berichtet über erfolgreiche Angriffe nahe Bachmut, Putin sieht Gegenoffensive als aussichtslos an. Der Überblick.

Russland hat sich seit jeher bedeckt gehalten, wenn es darum ging, wie viele Soldaten das Land im Krieg gegen die Ukraine verloren hat. Veröffentlichte Zahlen anderer Staaten beruhen daher vor allem auf Schätzungen.

Die britische BBC hat gemeinsam mit mehreren Partnern (unter anderem einer unabhängigen russischen Organisation) seit Beginn der Offensive die Todesopfer gezählt – und die Geschichten hinter den nackten Zahlen recherchiert. Die Quellen: öffentliche Register, Zeitungsartikel, Social Media. Herausgekommen ist ein Artikel, den es sich im Original anzuschauen lohnt. 

So greift die BBC zwei Fälle aus den 25.000 gezählten Toten heraus: Auf der einen Seite Nikita Loburets, ausgebildeter Soldat, gestorben nach drei Monaten im Krieg im Alter von 21 Jahren in einem Dorf bei Charkiw. Auf der anderen Seite Alexander Zubkov, ein Häftling, der von Wagner rekrutiert wurde, gestorben nach fünf Monaten im Krieg im Alter von 34 Jahren in Bachmut.

Die beiden Männer wurden nicht zufällig herausgegriffen, sondern weil sie für die toten russischen Soldaten stehen, die in einem bestimmten Kriegszeitraum besonders häufig starben: Das waren zu Beginn des Krieges die ausgebildeten jungen Soldaten und ein Jahr nach der Invasion rekrutierte Häftlinge wie Alexander.

Der Sender hat auch versucht, die Zahl der Toten in Gruppen einzuteilen: Wer war Offizier? Wer hatte bei Wagner angeheuert? Wer war freiwillig in den Krieg gezogen? Doch bei Tausenden konnte dies nicht ermittelt werden. Manchmal aber, so schreibt die BBC, erfuhren Hinterbliebene überhaupt erst durch die Recherche vom Tod eines Angehörigen.

So wie Anna (Name geändert), die nicht wusste, wo ihr Ex-Partner und Vater ihrer Tochter abgeblieben war – bis die BBC sie kontaktierte und ihr sagen konnte, dass der 60-Jährige in der Schlacht um Bachmut ums Leben kam. Auch er war als Häftling rekrutiert worden.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Im Streit um den Umgang mit den Nato-Beitrittshoffnungen der Ukraine zeichnet sich ein weiterer Kompromiss ab. Nach Angaben von Verteidigungsminister Boris Pistorius verdichten sich die Zeichen, dass alle Mitgliedstaaten einverstanden sind, vor einer möglichen Aufnahme nicht auf das übliche Heranführungsprogramm zu bestehen. Mehr hier.
  • Bei einem ukrainischen Angriff auf eine russische Division nahe Kreminna sollen zahlreiche russische Soldaten getötet worden sein. Der Hergang wirkt kurios, doch die Informationslage ist diffus. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Ukrainische Streitkräfte berichten über erfolgreiche Offensivoperationen nahe Bachmut. Laut der ukrainischen Regierung sei das jedoch noch immer keine Gegenoffensive im eigentlichen Sinne. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Beim 26. Internationalen Wirtschaftsforum will Russlands Präsident Wladimir Putin zur Schau stellen, dass sein Land angeblich nicht auf Partner aus den USA und Europa angewiesen ist. Auf Telegram verkünden die Organisatoren, dass 17.000 Menschen aus 130 Ländern ihre Teilnahme zugesagt hätten. Nicht erwähnt wird, dass vielen westlichen Journalisten in diesem Jahr die Akkreditierung verwehrt wurde. Mehr dazu hier.
  • Vertreter der ukrainischen Führung haben von einem gezielten russischen Raketenangriff während des Besuchs einer afrikanischen Delegation von Friedensvermittlern gesprochen. „Die russischen Raketen sind eine Botschaft an Afrika: Russland will mehr Krieg, keinen Frieden“, schrieb Außenminister Dmytro Kuleba auf Twitter. Mehr im Newsblog.
  • Der russische Präsident Wladimir Putin sieht die ukrainische Gegenoffensive als aussichtslos an. „Die ukrainischen Streitkräfte haben dort wie auch in den übrigen Gebieten keine Chance“, sagte Putin beim Wirtschaftsforum in St. Petersburg mit Blick auf die derzeitigen ukrainischen Vorstöße im Osten und Süden. 
  • In der überfluteten südukrainischen Region Cherson sind laut Behördenangaben vier Menschen durch russischen Beschuss getötet worden. Zwei weitere Personen – Rentnerinnen im Alter von 69 und 86 Jahren – seien verletzt worden, teilte die ukrainische Militärverwaltung von Cherson auf Telegram mit. 
  • Russland wird sich nach Angaben eines Präsidentenberaters nicht vorzeitig aus dem Getreideabkommen zurückziehen. Es sei unwahrscheinlich, dass Russland vor dem 17. Juli aussteige, sagt Juri Uschakow Staatsmedien zufolge. 
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj geht davon aus, dass Russland den Krieg gegen die Ukraine verliert, sollte die Gegenoffensive Erfolg haben. „Unser heldenhaftes Volk, unsere Truppen an der vordersten Front sehen sich sehr harten Widerstand gegenüber“, sagte er in einem Interview mit NBC News. 
  • Russische Soldaten erhalten für die Zerstörung von Panzern westlicher Bauart einen Bonus. Das sei Teil eines größer angelegten Belohnungsprogramms, teilt das russische Verteidigungsministerium mit. Für ein gepanzertes Fahrzeug gebe es 50.000 Rubel (rund 545 Euro), für einen Panzer das Doppelte. 
  • In der westrussischen Region Kursk nahe der Grenze zur Ukraine ist nach Behördenangaben infolge eines Drohnenangriffs das Lager einer Textilfabrik ausgebrannt. Dies teilte der regionale Zivilschutz mit.

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