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Angehörige und Freunde trauern.

© REUTERS/CHENEY ORR

Update

Tödliche Schüsse bei Geburtstagsparty in den USA: Bruder starb, als er das Leben seiner Schwester rettete

Nach Schüssen bei einer Party sind vier Menschen gestorben – auch der Bruder des Geburtstagskindes. Die Polizei hat bisher noch keinen Verdächtigen ausgemacht.

| Update:

Das Geburtstagskind einer Party in Alabama, bei der am Samstag vier Menschen ums Leben kamen, wurde von ihrem Bruder gerettet, wie sie der BBC mitteilte. Er starb später in ihren Armen.

Alexis Dowdell feierte ihren 16. Geburtstag in einem Tanzstudio in Dadeville, das etwa 70 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Montgomery liegt, als ihr 18-jähriger Bruder Phil Dowdell sie abholte, nachdem er gehört hatte, dass jemand auf der Party eine Waffe hatte.

Die Schüsse fielen am Samstagabend gegen 22.30 Uhr. Die Mutter der 16-Jährigen hatte ebenfalls von den Gerüchten gehört. Sie sagte, sie habe das Licht eingeschaltet, sei zum DJ-Pult gegangen und habe jeden, der eine Schusswaffe hatte, gebeten, die Party zu verlassen.

Da sich niemand meldete, schaltete sie das Licht wieder aus. Kurz darauf folgten Schüsse. „Plötzlich hörte man Schüsse und sah, wie alle zur Tür rennen und schreien“, sagte Alexis der BBC. Ihr Bruder Phil habe sie zu Boden gestoßen, bevor die beiden in dem Chaos auseinandergerissen wurden.

Als sie schließlich wieder ins Haus ging, stellte sie fest, dass ihr Bruder angeschossen worden war. Sie blieb bei ihm, während er immer wieder das Bewusstsein verlor. Er konnte nicht sprechen, aber er öffnete die Augen und hob die Augenbrauen, als sie ihn in die Arme nahm.

„Das Letzte, was ich ihm sagte, war, stark zu bleiben“, sagte sie. Sie fügte hinzu, dass ihr Geburtstag nie wieder derselbe sein würde.

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Neben den vier Todesopfern gebe es noch 28 Verletzte, von denen einige in Lebensgefahr seien, sagte Jeremy Burkett von der örtlichen Polizei bei einer Pressekonferenz am Sonntagabend (Ortszeit).

Zum Alter der Opfer und den Hintergründen der Gewalttat machten die Behörden zunächst keine Angaben. Wie die BBC berichtet, hat die Polizei bisher weder einen Verdächtigen noch ein Motiv benannt und bittet die Öffentlichkeit dringend um Hinweise.

Die 16-jährige Alexis Dowdell und ihre Mutter sagten, sie wüssten ebenfalls nicht, was zu den Schüssen geführt habe.

Es gab weinende Menschen, Leichen in der Notaufnahme und blutige Kleidung auf dem Boden.

Jimmy Frank Goodman, Bürgermeister von Dadeville

Jimmy Frank Goodman, der Bürgermeister von Dadeville, sagte der BBC, dass die Szene im Krankenhaus nach der Schießerei chaotisch gewesen sei, sogar schlimmer als das, was er während seiner Zeit als Soldat im Vietnamkrieg erlebt habe. „Es gab weinende Menschen, Leichen in der Notaufnahme und blutige Kleidung auf dem Boden“, sagte er.

Mitglieder der Gemeinde umarmen sich während einer Mahnwache am Tag nach einer Schießerei während der Geburtstagsfeier eines Teenagers.

© Reuters/Cheney Orr

Der Sender CNN berichtete, unter den 3.000 Einwohnerinnen und Einwohnern von Dadeville herrsche großer Unmut wegen der zurückhaltenden Informationspolitik der Polizei. Burkett bat jedoch um Verständnis, dass noch keine Details genannt werden könnten.

Biden dringt erneut auf Gesetzesverschärfung

US-Präsident Joe Biden reagierte entsetzt auf das neuerliche Blutvergießen und forderte erneut schärfere Waffengesetze in den USA, wo jedes Jahr Tausende Menschen erschossen werden. „Was ist aus unserem Land geworden, wenn Kinder nicht mehr ohne Angst zu einer Geburtstagsparty gehen können? Wenn Eltern sich jedes Mal Sorgen machen müssen, wenn ihre Kinder zur Schule, ins Kino oder in den Park gehen?“

Biden bezog sich dabei auch auf einen tödlichen Vorfall im nördlich von Alabama gelegenen Bundesstaat Kentucky. In der größten Stadt Louisville wurden am Samstagabend Schüsse in eine Menschenmenge abgefeuert, die nach Polizeiangaben mindestens zwei Menschen töteten. Mindestens vier weitere seien verletzt worden, einer von ihnen sei in Lebensgefahr.

Ohne substanzielle Gesetzesverschärfungen sehen Expertinnen und Experten keine Chance auf einen Rückgang der Waffengewalt in den USA. Um die durchzusetzen, wären Biden und seine Demokraten allerdings auf Kooperationsbereitschaft der Republikaner im Kongress angewiesen - und die ist bei diesem Thema nicht in Sicht.

Viele in der Partei stehen der mächtigen Schusswaffenlobby-Organisation National Rifle Association (NRA) nah. Als diese am Wochenende zu ihrer Jahresversammlung in Indianapolis zusammenkam, traten dort auch prominente Republikaner wie Donald Trump und Mike Pence auf.

Amokläufe und Schießereien gehören in den USA zum Alltag. In den Vereinigten Staaten sind mehr Waffen im Umlauf als irgendwo sonst auf der Welt. Die Nichtregierungsorganisation Gun Violence Archive registrierte seit Anfang des Jahres bereits mehr als 5000 Todesfälle im Zusammenhang mit Waffengewalt - Suizide nicht mitgerechnet.

Erst Ende März waren bei einem Amoklauf an einer Schule in Nashville im Bundesstaat Tennessee drei Kinder und drei Erwachsene erschossen worden. (dpa)

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