zum Hauptinhalt
Wladimir Putin, Präsident von Russland.

© dpa/Uncredited

Ukraine-Invasion Tag 397: Putin prahlt mit der Stärke seiner Rüstungsindustrie

Erste Leoparden in der Ukraine, Zahl russischer Angriffe sinkt. Der Überblick am Abend.

Neben der Ankündigung, Atomwaffen in Belarus zu stationieren, gingen die anderen Äußerungen von Wladimir Putin am Wochenende fast unter. Er sprach in dem Interview für das russische Staatsfernsehen über die russische Rüstungsindustrie und seine Erwartungen an die Waffenproduktion. Die wichtigsten Punkte hier: 

„Die Gesamtzahl der Panzer der russischen Armee wird die der ukrainischen um das Dreifache übertreffen, sogar um mehr als das Dreifache“, sagte Putin. Während die Ukraine aus dem Westen 420 bis 440 Panzer bekomme, werde Russland 1600 neue Panzer bauen oder vorhandene Panzer modernisieren.

Putin sagte zudem, Russland könne das Dreifache der Munitionsmenge produzieren, die der Westen der Ukraine liefern wolle. Die nationale Rüstungsindustrie entwickle sich in hohem Tempo. 

Bei der Luftwaffe sei Russland der Ukraine um das Zehnfache überlegen.

Wie wahrscheinlich die Produktionsziele und Zahlen sind, ist kaum seriös zu bewerten. Über den Zustand der russischen Rüstungsindustrie und vor allem die Verfügbarkeit von Bauteilen ist wenig bekannt.

Zur Einordnung der Zahlen: Experten wie der Schweizer Militärhistoriker Marcus Keupp gehen davon aus, dass Russland zum Zeitpunkt der Invasion 3000 einsatzfähige Panzer hatte. Verfügbar seien noch höchstens 1000 Stück. Dass Russland aktuell nicht viele Panzer nachproduziert, zeigt sich daran, dass zunehmend Geräte aus der Mitte des letzten Jahrhunderts an die Front gelangen. Auch dass Russland die Zahl der Artillerieangriffe in den vergangenen Monaten herunterfahren musste, spricht nicht dafür, dass die Produktion aktuell dem Bedarf entspricht. 

Der russische Ex-Präsident und stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, drohte in der vergangenen Woche Vertretern der Rüstungsindustrie mit Strafen aus der Stalinzeit, falls sie hinter ihren Produktionszielen zurückblieben. Auch das spricht nicht unbedingt dafür, dass für den Kreml alles nach Plan läuft.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Mit der Teilmobilmachung hatte der russische Präsident Hunderttausende Reservisten an die Front beordert. Einflussreiche russische Politiker können aber offenbar tricksen und nutzen eine sogenannte „Kumpanen-Einheit“ fern der Front. Mehr hier.
  • Seit Wochen bemühen sich russische Einheiten, in den Osten der Ukraine vorzurücken. Parallel zu den Attacken auf die Stadt Bachmut liegt nun der Ort Awdijiwka im Fokus. Die verbliebenen Zivilisten sollen die Stadt nun verlassen. Mehr hier.
  • 18 Leopard-2-Panzer aus Deutschland sind Informationen des „Spiegels“ zufolge inzwischen in der Ukraine angekommen. 40 weitere Schützenpanzer des Typs Marder sollen ebenfalls eingetroffen sein. Die Panzer sollen Deutschland vergangene Woche verlassen haben. Auf welchem Weg sie ins Kriegsgebiet kamen, hält die Bundesregierung jedoch geheim. Mehr in unserem Liveblog. 
  • In den vergangenen Tagen gab es immer wieder Meldungen, dass die russische Frühjahrsoffensive in der Ukraine ihren Höhepunkt erreicht haben könnte. Die zeigt sich jetzt auch in den täglichen Lageberichten des ukrainischen Generalstabs, in denen alle betroffenen Orte und die Zahl der russischen Angriffe angegeben werden. Demnach gibt es einen deutlichen Abfall. Waren es in den ersten zehn Märztagen insgesamt noch rund 1200 Angriffe, waren es in den vergangenen zehn Tagen noch rund 900. 
  • Das norwegische Rüstungsunternehmen „Nammo“ will seine Produktion von Munition und Raketen massiv ausbauen - unter anderem, um den Verteidigungskrieg der Ukraine gegen Russland zu unterstützen. Einem Bericht der norwegischen Zeitung „Verdens Gang“ (VG) zufolge drohen die Pläne zu scheitern. Der Grund: Das soziale Netzwerk „TikTok“ soll einen Stromvertrag mit einem örtlichen Stromversorger abgeschlossen haben, um ein neues Datenzentrum mit Energie zu versorgen. Ob es deshalb noch genug Strom für weitere Verträge anderer Unternehmen gebe, sei ungewiss. 
  • Polen hat sich gegen die Rückkehr von Athleten aus Russland und Belarus zu internationalen Wettkämpfen ausgesprochen. Man sei besorgt darüber, dass das Internationale Olympische Komitee (IOC) seinen gut begründeten Standpunkt revidieren wolle, Sportler aus diesen Ländern nicht zu internationalen Wettkämpfen einzuladen oder zuzulassen, gab das Außenministerium in Warschau am Montag bekannt. 
  • Ein Polizeichef in der von Russland besetzten südostukrainischen Hafenstadt Mariupol ist Berichten zufolge bei einem mutmaßlichen Attentat verletzt worden. Das Auto von Michail Moskwin sei am Morgen in die Luft gejagt worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Tass am Montag unter Verweis auf ostukrainische Separatistenkreise. Moskwin erlitt demnach bei dem Vorfall eine „leichte Verletzung“. 
  • Nach ihrer Ausbildung an Kampfpanzern vom Typ Challenger 2 in Großbritannien sind ukrainische Soldaten auf dem Weg an die Front. „Sie kehren besser ausgerüstet, aber nicht weniger gefährdet in ihre Heimat zurück. Wir werden ihnen weiterhin zur Seite stehen und alles tun, um die Ukraine so lange wie nötig zu unterstützen“, sagte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace einer Mitteilung zufolge.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false