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Ein Soldat des zentralen Militärbezirks der russischen Armee neben einem Mörser.

© Imago/ITAR-TASS

Ukraine-Invasion Tag 552: Russlands Munitionsmangel befeuert die „Krise in der Armee“

Russische Militärblogger klagen über fehlende Munition in der Region Cherson. Prigoschin offenbar bereits beerdigt. Girkin bleibt in Untersuchungshaft. Der Überblick am Abend.

Der Munitionsmangel in der russischen Armee war im Laufe dieses Kriegs immer wieder Thema. Zuletzt stand er im Fokus, als sich der vor Kurzem bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommene Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin lautstark bei Moskau darüber beschwerte. Das war im Mai, als die Schlacht um Bachmut noch tobte. Nun gibt es neue Berichte über einen Munitionsmangel an anderer Stelle.

Nach Angaben mehrerer russischer Militärblogger fehlt es der russischen Armee in der Region Cherson im Süden der Ukraine an Artillerieunterstützung und Munition, wie der US-Sender CNN auf seiner Website berichtet (Quelle hier). So habe etwa Roman Saponkow, ein Blogger mit mehr als 70.000 Abonnenten, Ende vergangener Woche geschrieben, dass ihn die Truppen aus der Region über einen solchen Mangel informiert hätten. „Der Brigadekommandeur und der Chef des Aufklärungsbataillons schicken unsere Jungs ohne Artillerieunterstützung und ohne Drohnen in den Kampf – die armen Kerle werden reihenweise getötet“, schrieb er demnach.

Auch der russische Blog Visioner’s Channel schrieb von einem „alarmierenden Signal einer Krise in der Armee“. Nach Prigoschins Beschwerden sei man zuversichtlich gewesen, dass es vorangehen würde. „Aber der dritte Monat ist verstrichen, und noch immer ist nichts geschehen“, heißt es dort weiter.

Der Blog Republic widmete sich ebenfalls diesem Thema, wie CNN weiter schreibt. „Die 205. Brigade der russischen Streitkräfte, die in der Region Cherson kämpft, erhielt den Befehl, Inseln im Fluss Dnipro zu besetzen“, zitiert der Sender aus dem Blog. Und weiter: „Die Soldaten antworteten, dass es ihnen an Munition, Lebensmitteln, Artillerieunterstützung und Aufklärung fehle.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow hat erneute Korruptionsvorwürfe gegen sein Haus zurückgewiesen. Er fordere alle auf, „kritischer und verantwortungsbewusster mit Informationen umzugehen“, sagte er mit Blick auf Berichte zu mutmaßlich überteuert gekauften Winteruniformen. Mehr hier.
  • Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen einen deutsch-russischen Geschäftsmann, der elektronische Bauteile für Drohnen an Russland geliefert haben soll. Der Mann sitze in Untersuchungshaft, so die Behörde. Ihm werde vorgeworfen, mehrfach gegen das Außenwirtschaftsgesetz verstoßen zu haben. Mehr hier.
  • Nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdiensts hat Russland wieder mehr Raketen als noch im Januar. In Kiew rechnet man fest mit neuen Angriffswellen – allerdings mit veränderter Taktik. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Der Militärdienst in Russland ist seit Beginn des Kriegs zunehmend lukrativer geworden. Das erklärt das britische Verteidigungsministerium in seinem Geheimdienst-Bericht. Im Februar 2022 soll ein Leutnant rund 80.000 Rubel pro Monat (rund 780 Euro) erhalten haben, im Oktober 2022 waren es bereits fast 200.000 Rubel (fast 2000 Euro). Mehr hier.
  • Der russische Präsident Wladimir Putin lässt sich beim G20-Gipfeltreffen Anfang September in Indien von Außenminister Sergej Lawrow vertreten. Das kündigte Putin in einem Telefongespräch mit Indiens Premierminister Narendra Modi an, wie das Außenministerium in Neu Dehli mitteilte. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Der russische Söldnerführer Jewgeni Prigoschin ist nach Angaben seines Pressedienstes bereits in seiner Heimatstadt St. Petersburg beerdigt worden. Bei einer Trauerfeier im engsten Kreis ohne Öffentlichkeit sei von dem 62-Jährigen Abschied genommen worden, teilte der Dienst mit. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Schon im Mai berichtete der britische Geheimdienst darüber, dass Russland gezielt Einwanderer aus Zentralasien für den Krieg in der Ukraine rekrutiere. Nun gibt es Berichte von Migranten, die nahelegen, dass der Kampfeinsatz generell zur Bedingung für das Erlangen der russischen Staatsbürgerschaft gemacht werde.
  • Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat Frankreich vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs für seine Hilfe gedankt. Es gehe dabei nicht nur um französische Waffen, sagte Kuleba, es gehe auch um die immense politische Unterstützung.
  • Die Ukraine will wegen des Kampfgeschehens an der südlichen Front die Kinder aus fünf Ortschaften in der Region Saporischschja in Sicherheit bringen. Von der „obligatorischen Evakuierung“ seien insgesamt 54 Kinder und 67 Begleitpersonen betroffen, hieß es. 
  • Der russische Nationalist Igor Girkin muss wegen des Vorwurfs der Anstachelung zum Extremismus in Untersuchungshaft bleiben. Das entschied ein Moskauer Gericht. Girkin wird nach Angaben seines Anwalts wegen eines Kommentars auf dem Nachrichtendienst Telegram angeklagt. 
  • Der ukrainische Vize-Verteidigungsminister Wolodymir Gawrilow sieht in einer Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern eine weitere Verbesserung der militärischen Möglichkeiten seines Landes. „Mit dem Taurus-System könnten wir russische Ziele überall in den besetzten Gebieten angreifen“, sagt er RTL und ntv.
  • Die Ukraine macht nach der Rückeroberung von Robotyne im Süden nach eigenen Angaben weitere militärische Fortschritte in der Region. Die Armee sei in der teils von Russland besetzten Region Saporischschja tiefer in Richtung der russischen Verteidigungslinien vorgedrungen, so Armeesprecher Andriy Kowaljow.
  • Russland hat offiziellen Angaben zufolge erneut ukrainische Drohnenangriffe auf seinem Territorium abgewehrt. Die Luftabwehr habe zwei unbemannte Luftfahrzeuge über dem Gebiet Tula südlich von Moskau zerstört, teilte das russische Verteidigungsministerium in seinem Telegram-Kanal mit.
  • Das Bundesinnenministerium sieht weiterhin zahlreiche Versuche russischer Fehlinformationen. „Russische Stellen verbreiten in unverändert hohem Maße Desinformation“, sagte ein Sprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

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