zum Hauptinhalt
Ein russischer Tourist auf der Krim mit einem S-400-Flugabwehrsystem im Hintergrund.

© Twitter, ukrainisches Verteidigungsministerium

Ukraine-Invasion Tag 568: Der russische Tourist, den ukrainische Militärs lieben

Putin will nach Nordkorea reisen, Politiker fordern Taurus-Entscheidung von Scholz, russische Milliardäre ziehen Geld aus dem Westen ab. Der Überblick am Abend.

Die Ukraine setzt ihre Strategie der vielen Nadelstiche gegen die russischen Besatzer fort – und das mit steigender Intensität. Es vergeht kaum ein Tag ohne Angriffe auf militärisch-strategische Ziele in Russland selbst oder in den besetzten Gebieten. 

Vergangene Nacht attackierten Drohnen-Einheiten und Raketen unter anderem ein Ziel auf der Krim: eine Militärbasis, vor allem für Flugabwehrsysteme. Offizielle russische Quellen behaupteten, dass alle Drohnen abgewehrt wurden – das Bildmaterial spricht eine andere Sprache. Auf Videos ist eine riesige Explosion zu sehen.

Laut ersten ukrainischen Angaben soll ein S-400-System zerstört worden sein. Es ist das technisch Beste, das Russland in dem Bereich zur Verfügung hat und den westlichen Systemen in manchen Bereichen sogar überlegen (mehr dazu hier). Zuerst, so der mögliche Ablauf, sollen die Drohnen das Radarsystem der Einheit ausgeschaltet haben. Dadurch wurde es „blind“ für den folgenden Angriff mit Marschflugkörpern, der die Abwehrbatterien selbst zerstörte. 

Kurioser Nebenaspekt der Geschichte: Der Standort des Luftabwehrsystems wurde laut dem ukrainischen Verteidigungsministerium im vergangenen August durch das Foto eines russischen Touristen verraten. Das Bild (siehe unten) zeigt den Mann vor einer S-400-Batterie. Der Mann hatte es in einem russischsprachigen sozialen Netzwerk gepostet.

Das Bild zeigt die Explosion auf der Krim nach dem ukrainischen Raketenangriff.

© Screenshot Twitter

Erst Ende August hatte die Ukraine mit ihren selbst entwickelten „Neptun“-Raketen (die ursprünglich gegen Schiffe eingesetzt werden sollten) ein S-400 System auf der Krim zerstört. Sie erlauben es den Russen in einem Radius von 320 Kilometern Flugzeuge und Raketen abzuschießen. Von der Krim aus sichern sie die Dominanz über weite Teile des Schwarzen Meeres nahe der ukrainischen Küste.

Russlands Kontrolle des Luftraums über und um die Krim wird mit dem neuerlichen Angriff noch einmal deutlich geschwächt. „Der ukrainische Generalstab führt den russischen Generalstab an der Nase herum“, schreibt der ehemalige US-General Ben Hodges in einer Mail an den Tagesspiegel. 

Erst in der Nacht zu Mittwoch hatten die Ukrainer mit Marschflugkörpern und Seedrohnen einen Hafen in Sewastopol angriffen und dabei ein großes Landungsschiff schwer beschädigt. Auch ein U-Boot war Ziel des Angriffs. Seedrohnen attackierten am Donnerstagmorgen ein weiteres russisches Kriegsschiff auf dem Schwarzen Meer.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Abermals stehen Teile der von Russland annektierten Halbinsel Krim unter Beschuss. Zu den Zielen gehörte offenbar ein Schiff der Schwarzmeerflotte. Auch ein Militärstützpunkt soll getroffen worden sein. Mehr hier. 
  • In einem Brief an den Bundeskanzler fordern drei Bundestagsabgeordnete mehr Hilfe für Kiew. Die Gegenoffensive der Ukraine zeige Erfolge, aber der Winter naht. Mehr hier.
  • Seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine haben russische Milliardäre Vermögenswerte im Wert von 50 Milliarden Dollar aus „unfreundlichen“ europäischen Staaten abgezogen und nach Russland und befreundeten Ländern zurückgeführt. Zum einen seien sie durch internationale Sanktionen in Bedrängnis geraten, wie die US-Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Zum anderen würden sie von Kreml-Chef Wladimir Putin unter Druck gesetzt, ihr Vermögen zu re-importieren. Mehr in unserem Newsblog.
  • Mit pro-russischen Beiträgen auf der früher als Twitter bekannten Online-Plattform X sollte einer empirischen Studie zufolge im Ausland gezielt die Meinung der Menschen zum Angriffskrieg auf die Ukraine beeinflusst werden. Bestimmte Länder wurden dabei besonders adressiert, und Bots spielten bei der Verbreitung und Vervielfältigung der Propaganda-Posts eine wesentliche Rolle, wie die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München am Donnerstag mitteilte.
  • Russlands Präsident Wladimir Putin wird nach Angaben aus dem Kreml Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un nach dessen Visite einen Gegenbesuch abstatten. „Putin hat die Einladung dankend angenommen und die weiteren Abstimmungen erfolgen über diplomatische Kanäle“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag russischen Agenturen zufolge. Ein Datum ist demnach noch nicht ausgemacht. 
  • Friedensgruppen wollen ab Montag mit einer bundesweiten Protestwoche gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine demonstrieren. Unter dem Motto „Stoppt das Töten in der Ukraine – für Waffenstillstand und Verhandlungen“ sind bisher in zehn Städten Aktionen geplant, wie die Deutsche Sektion der katholischen Bewegung Pax Christi am Donnerstag mitteilte. 
  • Anders als Polen hebt Bulgarien das Importverbot für ukrainisches Getreide ab Samstag auf. Sofia unterstütze eine Verlängerung der Restriktionen nicht, heißt es in einer vom Parlament mit großer Mehrheit beschlossenen Resolution. Zur Begründung wird die „Solidarität mit der Ukraine“ und die nötige „weltweite Lebensmittelsicherheit“ angeführt. Die Vorlage ging auf eine Initiative der pro-europäischen Regierung zurück.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false