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Ein Blick auf das nach dem ukrainischen Drohnenangriff zerstörte Gebäude in Tatarstan.

© REUTERS/OSTOROZHNO NOVOSTI

Ukraine-Invasion Tag 769: Kiew setzt bei Angriffsdrohnen offenbar auch auf KI

Kiew greift Raffinerie 1300 Kilometer hinter Frontlinie an, Ukraine ruft zu Verfolgung von russischen Kriegsverbrechen auf. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Mehrere ukrainische Medien hatten am Dienstag unter Berufung auf den Geheimdienst berichtet, Kiew habe eine russische Ölraffinerie und eine Drohnenfabrik in der Teilrepublik Tatarstan angegriffen (mehr dazu in unserem Nachrichtenüberblick). Zuletzt häuften sich ukrainische Attacken auf Ölraffinerien und Industrieanlagen auf russischem Gebiet mithilfe von Drohnen. Und offenbar setzt Kiew dabei auch auf Künstliche Intelligenz, wie der TV-Sender CNN berichtet (Quelle hier).

Die eingesetzten Angriffsdrohnen haben nicht nur eine größere Reichweite und allgemein verbesserte Fähigkeiten, sondern einige seien auch mit einer durch KI gesteuerten Zielfunktion ausgestattet, berichtet der Sender unter Berufung auf eine mit dem ukrainischen Drohnenprogramm befasste Quelle. 

„Jedes Flugzeug verfügt über einen Computer mit Satelliten- und Geländedaten“, erklärte die Quelle. „Die Flüge werden im Voraus mit unseren Verbündeten festgelegt, und die Flugzeuge folgen dem Flugplan, damit wir Ziele mit metergenauer Präzision treffen können.“ Diese Präzision werde durch die Sensoren der Drohne ermöglicht.

Ein Analyst von der britischen Denkfabrik Royal United Services Institute erklärte, es handele sich dabei um „maschinelles Sehen“. Dadurch sei das System in der Lage zu erkennen, wo es sich befinde und benötige keine Kommunikation mit Satelliten. 

Ein Experte für Drohnenkriegsführung erklärte gegenüber CNN, dass es sich dabei um ein noch relativ niedriges Niveau von KI handele. Aber auch wenn man sich noch in der Anfangsphase dieser Technologie befinde, habe man so etwas bei Drohnen bisher noch nicht beobachten können.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Der russische Geheimdienst FSB hat nach eigenen Angaben am Sonntag in der Kaukasusrepublik Dagestan Komplizen der „Crocus City Hall“-Terroristen festgenommen. Die Festgenommenen sollen Geld und Waffen für den tödlichen Anschlag geliefert haben. Mehr hier.
  • Vor dem 75. Gründungstag der Nato hat die langjährige Bündnismitarbeiterin Stefanie Babst strategische und militärische Defizite der Allianz kritisiert. Gut zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs habe die Nato „keinen strategischen Plan“, sagt Babst der Nachrichtenagentur AFP. Mehr hier.
  • Ein russisches Gericht hat die Haft der US-russischen Journalistin Alsu Kurmasheva bis zum 5. Juni verlängert. Bei der Anhörung am Montag in Kasan, der Hauptstadt der Republik Tatarstan, erschien Kurmasheva lächelnd, beklagte sich jedoch über den schlechten Zustand ihrer Gefängniszelle. Mehr hier.
  • Der Abwehrkampf der Ukraine gegen Russland hat aus amerikanischer Sicht einen kritischen Moment erreicht. Vor dem Hintergrund der schwierigen militärischen Lage forderte US-Außenminister Antony Blinken am Dienstag vor Reportern während eines Besuchs in Frankreich mehr westliche Unterstützung. Mehr im Newsblog.
  • Der autoritäre belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hat bei einem Besuch in der Grenzstadt Grodno im Dreiländereck mit Polen und Litauen die Friedfertigkeit seines Landes betont. „Wir müssen niemandem drohen. Wir wollen kein fremdes Gebiet“, sagte Lukaschenko, der ein enger Gefolgsmann des russischen Präsidenten Wladimir Putin ist.
  • Russland hat nach eigenen Angaben seit Anfang des Jahres mehr als 400 Quadratkilometer Gebiet von der Ukraine eingenommen. „Insgesamt sind seit Jahresbeginn 403 Quadratkilometer des Territoriums der neuen Regionen der Russischen Föderation unter unsere Kontrolle gelangt“, erklärte Verteidigungsminister Sergej Schoigu in einer Militärsitzung. 
  • Deutschland will die tschechische Initiative zum Kauf von Artilleriemunition für die Ukraine mit 576 Millionen Euro unterstützen. Damit trage die Bundesrepublik rund 40 Prozent der Mittel für das Projekt bei, sagte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums in Berlin am Dienstag der AFP.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die internationale Gemeinschaft zur vereinten Anstrengung bei der strafrechtlichen Verfolgung von russischen Kriegsverbrechen ermahnt. Die Aggressoren müssten für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft anlässlich einer Konferenz zum Thema Gerechtigkeit in der Ukraine.
  • Die Ukraine hat nach Kiewer Geheimdienstangaben mit eigenen Kampfdrohnen eine russische Drohnenfabrik in der weit entfernten Teilrepublik Tatarstan angegriffen. Ziel sei eine Fabrik in der Stadt Jelabuga gewesen, wo Kampfdrohnen des iranischen Typs Shahed montiert werden, berichteten am Dienstag mehrere ukrainische Medien unter Berufung auf Quellen beim Militärgeheimdienst HUR.

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