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Wolfgang Bergsdorf als Ministerialdirektor im Bundespresseamt 1991.

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Kohls kluger Kopf: Wolfgang Bergsdorf ist gestorben

Er gehörte zu den engsten Beratern des Kanzlers der Einheit. Innenpolitisch gab Bergsdorf Kohl in dessen „Küchenkabinett“ ganz schön Contra. Ein Nachruf.

Helmut Kohl, der Kanzler, den sie „Birne“ nannten, witzelte einmal nach einem langen Treffen mit Schriftstellern, die seien ganz erstaunt gewesen, dass er lesen und schreiben könne. Walter Kempowski hat später einmal davon berichtet, durchaus bewundernd. Solche für Kohls Ruf wichtige Treffen waren auf seinen Intimus Wolfgang Bergsdorf zurückzuführen, eine der bedeutenderen Figuren der versunkenen Bonner Republik. Er ist jetzt im Alter von 82 Jahren gestorben.

Bergsdorf wusste, wie belesen der Kanzler aus Oggersheim – im Übrigen einer Reichsstadt – in Wirklichkeit war; und er konnte es beurteilen, so belesen und gebildet, wie er selbst war. Dass er für Kohl arbeitete, strafte alle Lügen, die sich über diesen Kanzler erhoben, weil er doch nur ein Provinzler sei.

Dazu kam, dass Bergsdorf ihm in der Innenpolitik immer wieder ganz schön Contra gab. So wie in der Außenpolitik Horst Teltschik, später Chef der Münchner Sicherheitskonferenz.

Professur in Bonn

Also, dieser Bergsdorf hatte Soziologie, Psychologie und Politikwissenschaften in Bonn, Köln, München und Regensburg studiert. 1970 wurde er zum Dr. phil. promoviert; 1982 habilitierte er sich bei dem großen deutschen Professor Karl Dietrich Bracher, dem bekannten Demokratieforscher, an der Universität Bonn.

Dort wurde er 1987 zum außerplanmäßigen Professor für Politische Wissenschaft ernannt. Später, nach der Einheit, war Bergsdorf auch noch lange als Präsident an der Uni Erfurt und Chef der Görres-Gesellschaft, der nach dem Journalisten Joseph Görres benannten Wissenschaftsvereinigung.

Büroleiter des CDU-Parteichefs Kohl

Nachdem Bergsdorf promoviert hatte, wurde er stellvertretender Sprecher der CDU und 1973 Büroleiter des Parteivorsitzenden Helmut Kohl. Im Zuge der sogenannten Wende 1982 leitete Bergsdorf zunächst die Abteilung Inland im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, anschließend bis zum Ende der Ära Kohl 1998 die Abteilung Kultur und Medien im Innenministerium. 

Bergsdorf, als kluger Kopf auch von Gegnern gerühmt, gehörte lange dem „Küchenkabinett“ der engsten Vertrauten Kohls an, mit Teltschik und dem legendären Pressechef Eduard Ackermann. Bergsdorf, der gut journalistisch schreiben konnte, blieb auch danach politisch a jour.

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