Ausstellung von Manfred Paul in der Galerie argus fotokunstVON MICHAEL NUNGESSERSehr nahe rücken die Gegenstände auf den Schwarzweiß-Fotografien von Manfred Paul: Alltagsdinge, Früchte, Blumen, menschliche Körper, Gesichter.Wie neu sehen wir sie, groß, in anderen Dimensionen, herausgehoben aus ihrem Umfeld.
Alle Artikel in „Kultur“ vom 13.05.1998
Das BSO setzt uneingeschränkt auf Eliahu Inbal als künftigen Chefdirigenten.Auch wenn offizielle Vertragsverhandlungen mit dem israelischen Dirigenten erst nach Abschluß des Sondertarifvertrages für die Berliner Orchester aufgenommen werden können, wird Inbal schon ab der kommenden Saison ein Mitspracherecht bei künstlerischen Belangen des Orchesters besitzen.
Das Centre Pompidou in Paris widmet den Skulpturen von Max Ernst erstmals eine SonderausstellungVON JÖRG VON UTHMANNWo Spies ist, kann Ernst nicht weit sein.Seitdem der deutsche Kunsthistoriker und Ausstellungsmacher Werner Spies zum Direktor des Museums für moderne Kunst im Centre Pompidou ernannt wurde, war das Auftauchen von Max Ernst nur eine Frage der Zeit.
Die Sing-Akademie zu Berlin mit jungen Solisten in der PhilharmonieVON ISABEL HERZFELDDas hätte wieder einer dieser routiniert abgespulten, in keiner Hinsicht aufregenden Abende werden können.Ohne Fehl und Tadel versah die Sing-Akademie zu Berlin unter ihrem bewährten Leiter Hans Hilsdorf den Chorpart der Kantate "Regina coeli" und der Krönungsmesse von Mozart.
Die Wohnmaschine zeigt Fotoarbeiten von Suzanne Lafont, Lorna Simpson und Miwa YanagiVON KATJA REISSNERDie Galerie Wohnmaschine ist in die disparate Nachbarschaft von Zwinger und Poll umgezogen.Friedrich Loock, einer der JungJung-Pioniere der Galeristen im "mittleren Osten" will sich nun ebenfalls weiträumiger, hipper, moderner präsentieren und folgt dem Trend zur designten Galerie, wie sie im ganzen Areal anhält.
"Fontane & Fontane" im Potsdamer Schloß-TheaterVON CHRISTOPH FUNKEGeschichte wollte er erleben, beschreiben und auch als eine Art Versteck nutzen.Theodor Fontane hat mit Politik gespielt, und er hat sie benutzt, ganz schlicht auch, um seine Existenz fristen, die Familie ernähren zu können.
Frappante Verführung: eine Ausstellung in Frankfurt (Main) über Kafkas Verlobte Felice BauerVON RUTHARD STÄBLEINDa grübeln seit Jahrzehnten Germanisten aus aller Welt immer wieder über den gleichen Stellen und errichten darauf einen Turmbau zu Kafka, der ins Unendliche reicht.Daneben aber liegt ein Feld brach, und einer kommt und bohrt.
Gemeinnützige Stiftungen nehmen an Zahl und Bedeutung zu.Unter ihnen suchen die operativen Stiftungen die Mitgestaltung der Gesellschaft - und müssen ihr Steuerprivileg zunehmend legitimierenVON BERNHARD SCHULZDer Staat in seiner klassischen Ausformung als Leistungs- und Regelungsinstanz ist an die Grenzen seiner Möglichkeiten gestoßen.
Verdient um Frank Martin: BSO, Singakademie, Achim ZimmermannVON SYBILL MAHLKEBei vielen Autoren, die sich um die "Neue Musik" oder schlichter solche "im 20.Jahrhundert" analytisch und würdigend bemüht haben, findet Frank Martin keinen Platz.
Elfriede Jelineks Polit-Farce aus Leipzig beim TheatertreffenVON GÜNTHER GRACK"Eine Handarbeit", der Untertitel von Elfriede Jelineks Stück "Stecken, Stab und Stangl", ist gleichsam das Stichwort für Kazuko Watanabes Inszenierung: ein gehäkeltes Gesamtkunstwerk.Die zwei Männer und zwei Frauen, die da in trauter Stube beisammen sind, reden sich den Mund fusselig und spinnen sich dabei mit fleißiger Hand in bunte Wollfäden ein.
BSO-Solisten mit Gästen spielen Kammermusik ohne PathosVON ISABEL HERZFELDDas war Kammermusik vom Feinsten, kultiviert, ohne Betulichkeit, ausgewogen, lebendig nuanciert.Dafür hatte das Berliner Sinfonie-Orchester seine Solisten durch kluge "Ausleihen" ergänzt: Matthias Wollong, erster Konzertmeister beim "benachbarten" Rundfunk-Sinfonieorchester, und der Pianist Frank-Immo Zichner gaben bestimmende Impulse und fanden gleichzeitig auf Anhieb die richtige Balance mit ihren Kollegen - keine Selbstverständlichkeit, denn Zichner mußte kurzfristig für die erkrankte Ursula Singer einspringen.
Taffe Ladies: "Sister in Crime" in der Berliner literaturWERKstattVON SANDRA LUZINACool schreiben über gemeine Verbrechen soll sie, die neue Krimiautorin, nach der ein deutscher Verlag zusammen mit einer Frauenzeitschrift derzeit fahndet.Fast jeder Verlag hat mittlerweile eine Frauenkrimi-Reihe; wenn neue Ermittler ihre literarische Spurensuche aufnehmen, sind sie fast immer weiblichen Geschlechts.
Jüdisches Museum: Senatsbericht ignoriertIn den seit Monaten andauernden Verhandlungen zwischen der Berliner Senatskulturverwaltung und dem Direktor des Jüdischen Museums, Michael Blumenthal, über die künftige Struktur seiner Institution ist es zu Irritation und Mißtönen gekommen.Am Dienstag meldete die Deutsche Presseangentur, der Senat habe auf der Basis seiner im März mit Blumenthal erreichten Einigung dem Parlament einen Bericht erstattet, in dem die Autonomie des Jüdischen Museums als "unselbstständige Stiftung", so auch seine wirtschaftliche Eigenverantwortung, bekräftigt werde.
Eine neue Rolle für José Carreras: als Ermanno Wolf-Ferraris selten gesungener "Sly" in ZürichVON HORST KOEGLERBeide sind sie Sänger aus der Hefe des Volkes - doch während es der eine eher mit Nußecken und Himbeereis hält, bevorzugt der andere primär Hochprozentiges.Der Unterschied: während uns Guildo in der Pause aus Dutzenden von Autoradios aus Birmingham auf dem Platz vor dem Opernhaus versichert, wie sehr er uns alle lieb hat, beklagt drinnen, im schönen Rokoko-Stuckbau von Fellner und Helmer, José sein bitteres Los als Gauner, Dichter, Trunkenbold, Hungerleider, Künstler und Genie, der von niemandem geliebt wird.
Einar Schleefs Düsseldorfer Inszenierung beim TheatertreffenVON GÜNTHER GRACKGeduld ist etwas, das der moderne Mensch, namentlich der Großstädter und ganz besonders der Berliner, nur ungern aufbringt.Da geht man ins Schiller-Theater, in dem das Düsseldorfer Schauspielhaus mit Einar Schleefs "Salome"-Inszenierung gastiert, und muß sich eingangs eine Ansprache des Regisseurs anhören.
Theater und Kulturpolitik: eine Berliner DiskussionVON GÜNTHER GRACK"Zukunft ohne Theater" - ohne Fragezeichen: eine provokante These, die da eine Gesprächsrunde der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste beschäftigen sollte.Man fand man sich, unter Günther Rühles Moderation, an anzüglich gewähltem Ort zusammen: in der Kassenhalle der Freien Volksbühne, also eines Theaters, das womöglich in der Tat keine Zukunft mehr hat, sieht sich doch der Verein Freie Volksbühne im Falle einer ausbleibenden Hilfeleistung seitens des Berliner Senats vor dem Zwang, das Haus einer "nicht-kulturellen Nutzung zuzuführen, um einem finanziellen Desaster vorzubeugen".
Ernst und Spaß vereint, nach dreißig Jahren: "Protest! Literatur um 1968"Zur jüngsten Ausstellung des Deutschen Literaturarchivs im Schiller-Nationalmuseum in MarbachVON THOMAS RATHNOWDer Protest kam unvermutet, und wirkte doch wie bestellt.