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Gershwin trifft Ravel – und Ravel geht in den Zirkus: Berliner Silvesterkonzerte mit Simon Rattle, Christian Thielemann und Kent Nagano

SOTTO VOCE Jörg Königsdorf über das Klassikprogramm 2004 Der ersten Klassik-Kolumne fällt von alters her das Recht zu, die Komponisten des Jahres zu verkünden: Leos Janácek und Antonin Dvorak sind diesmal die Glücklichen, denen sich die Konzertprogramme mit besonderer Hingabe widmen werden. Aus gegebenem Anlass natürlich: Dvorak starb vor hundert Jahren, Janácek wurde vor hundertfünfzig Jahren geboren – was im Übrigen auch mal ein guter Anlass wäre, die slawophoben Typografien der Zeitungen soweit in Schuss zu bringen, dass die Namen dieser Komponisten endlich mal korrekt geschrieben werden können.

Nicht jeden küsst die Muse – und manchmal ist es auch der Kuss des Vergessens: weil vor allem KünstlerMänner die lebenden Quellen ihrer Inspiration oft genug versteckt, verdrängt, unterdrückt haben, um im Reich der Eingebung und Einbildung als Alleinherrscher dazustehen. Doch es gibt auch die Tradition Homers, der zu Beginn seiner „Odyssee“ die göttliche Muse als eigentliche Autorin des großen Werks beschwört.