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Lena Winter und Sebastian Greber

© Auktionshaus am Grunewald

Schätzungsweise vorsichtig: Das neue „Auktionshaus am Grunewald“

Lena Winter und Sebastian Greber haben ihr eigenes Berliner Auktionshaus gegründet. Nun kommt die erste Versteigerung.

Eine ewige Liebe spiegelt sich in den Bildern der vor wenigen Monaten verstorbenen Dorothy Iannone. Die Beziehung zum Fluxus-Künstler Dieter Roth dauerte ab 1967 zwar nur ein paar Jahre. Dennoch huldigte die gebürtige US-Malerin der erotischen Anziehungskraft jener Phase ihr ganzes langes Leben in Berlin.

Unweit ihrer ehemaligen Wohnung hat „love is forever isn’t it“, ein unikater Kalender von 1980, seinen Platz gefunden. Bis Sonntag jedenfalls. Dann startet im „Auktionshaus am Grunewald“ die erste Versteigerung, und Iannones große Collage kommt mit einem Startpreis von 4000 Euro unter den Hammer. Damit zählt es schon zu den teuren Losen im Haus, das nach kurzem Intermezzo in einem zu feuchten Bunker am Hohenzollerndamm in ein Ladenlokal (Droysenstr. 13) umgezogen ist.

Das Duo ist vorsichtig, setzt lieber niedrige Schätzungen an

Hier hängen, dicht an dicht, nun die Schätze der kommenden Auktion. Bereit zur Vorbesichtigung noch heute von 13-18 Uhr. Lena Winter, die das Unternehmen zusammen mit Sebastian Greber gegründet hat, zielt ebenso auf Kenner:innen wie auf ein junges Publikum. „Zugänglichkeit“, dieses Wort fällt immer wieder. Eingelöst wird es von Schätzpreisen, die wie im Fall eines fotografischen Doppelporträt von Anna und Bernhard Blume bei 200 Euro beginnen. Oder sogar bei 100 Euro für die Farbzeichnung „Bagatellen“ (1996) von Thomas Hornemann . Obwohl das Blatt aus dem Nachlass von Reinald Nohal stammt, Mitbegründer der legendären Paris Bar. Eine Arbeit mit Aura, die während der Versteigerung durchaus im Preis steigen kann.

„Manche Einlieferungen haben noch gar keinen Markt“, merkt Greber an. Auch deshalb ist das junge Duo vorsichtig bei den Schätzungen. Lieber ein wenig tief stapeln, um Neugierige anzulocken. Bieten sie erst einmal mit, reichen zwei Fans für dasselbe Los, um neue Marken für die jeweiligen Künstler:innen zu setzen. Greber hat sein Wissen im Berliner Auktionshaus Dannenberg vertieft, Winter war viele Jahre für Grisebach tätig, danach für Ketterer in München. Schließlich verantwortete sie in der Berliner Galerie St. Agnes die hauseigene Messe. Zeit genug, um jene Nische zu erspüren, in die man sich in der an Kunsthandel nicht eben armen Metropole noch schmiegen kann.

Das Angebot zur Vorbesichtigung

© Auktionshaus am Grunewald

Für das „Auktionshaus am Grunewald“ sind es die unendeckten, manchmal auch unterbewerteten Positionen. Nicht alle der aktuell 376 Lose gehört in diese Kategorie: Den „Yellow Pumpkin“ von Yayoi Kusama mit seinen Polka-Dots erkennt man schon von weitem, und dass er angesichts der Millionenpreise des japanischen Stars mit einer Taxe von 200 Euro beginnt, mag manchen elektrisieren. Das kleine Objekt in der Vitrine ist jedoch eine Edition. Ein Objekt offenbar ohne Limit, denn Informationen zur Auflage gibt es nicht.

Vielleicht schwenkt man doch lieber um und wagt ein Experiment. Eine Zeichnung des ebenfalls aus Japan stammenden Künstlers Shiro Sasaki von 1970 startet mit 360 Euro, eine Lithografie von Michael Buthe wird mit 100 Euro aufgerufen.. Eine Serie farbflimmernder Abstraktionen von Karl Gerstnerr (200 Euro pro Motiv) wurde jeweils in einer Auflage von 175 Blättern gedruckt. Der Schweizer Protagonist konkreter Kunst sagt einem nichts? Dann stehen Winter und Greber bis zur Auktion am 30. April um 14 Uhr bereit, um über die Künstler:innen zu sprechen. Mit Liebe zu der von ihnen ausgewählten Kunst.

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