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Eine Seite aus dem Comic „Hoka Hey!“

© „Hoka Hey!“ / Splitter-Verlag

Die besten Comics des Quartals: Western-Comic führt Kritiker-Bestenliste an

30 deutschsprachige Journalistinnen und Journalisten haben wieder die besten Comics der Saison gewählt. Hier gibt es das Ergebnis.

Das Western-Album „Hoka Hey!“ ist der beste Comic des vergangenen Quartals. Das ist das Ergebnis einer Abstimmung unter 30 deutschsprachigen Journalistinnen und Journalisten, die alle drei Monate die aus ihrer Sicht besten neuen Comic-Veröffentlichungen bewerten.

In „Hoka Hey!“ (aus dem Französischen von Tanja Krämling, Splitter-Verlag, 224 S., 45 €) erzählt der Franzose Romain Maufront unter seinem Künstlernamen Neyef die Geschichte eines Jungen vom Volk der Dakota. Er wird in Nordamerika von weißen Siedlern in der europäisch-katholischen Tradition aufgezogen und entdeckt erst durch die Begegnung mit einem indigenen Outlaw seine wahre Herkunft und seine kulturelle Tradition.

Der Tagesspiegel präsentiert die Comic-Bestenliste in Kooperation mit der Fachzeitschrift „BuchMarkt“, der Website Comic.de und dem Radiosender RBB Kultur.

Platz zwei belegt der erste deutsche Sammelband mit den Alltagsabenteuern der international gefeierten Comic „Fungirl“ (aus dem Englischen von Christoph Schuler, Edition Moderne, 256 S., 26 €) der Saarbrücker Zeichnerin Elizabeth Pich. Die skurrilen, oft sexuell aufgeladenen Alltags-Abenteuer ihrer unkonventionellen Comic-Heldin werden seit einigen Jahren vor allem in der englisch- und französischsprachige Comicszene in Nordamerika und Europa gefeiert. Gerade ist im Schweizer Verlag Edition Moderne der erste Sammelband auf Deutsch erschienen.

Eine Szene aus dem deutschsprachigen „Fungirl“-Sammelband.
Eine Szene aus dem deutschsprachigen „Fungirl“-Sammelband.

© Edition Moderne

Auf den dritten Platz wurde die Neuauflage eines Comic-Klassikers aus den 1960er Jahren gewählt: Die Gesamtausgabe der Reihe „Mort Cinder“ von Szenarist Héctor G. Oesterheld und Zeichner Alberto Breccia (aus dem Spanischen von Myriam Alfano, avant-Verlag, 260 S., 40 €). Die Geschichten um den Wiedergänger, der als Untoter durch die Jahrhunderte wandelt, verbinden Horror- und Science-Fiction-Elemente mit politischen Anspielungen und gelten wegen ihrer innovativen Grafik als Meisterwerk.

Auf Platz vier wählte die Jury den zweiten Band der autobiografisch inspirierten Erzählung „Vatermilch“ (Carlsen, 144 S., 25 €) von Uli Oesterle. Der Münchener Zeichner hat für die auf vier Bücher angelegte Reihe um das Leben eines alkoholkranken Mannes auf der Straße und eine problematische Vater-Sohn-Beziehung die eigene Familiengeschichte als Ausgangspunkt genommen.

Platz fünf belegt die von Lilian Pithan herausgegebene Anthologie „The Future is ...“, (Carlsen, 128 S., 25 €), die die Arbeiten von 14 deutschen Comiczeichnerinnen vereint. Künstlerinnen wie Katia Fouquet, Aisha Franz und Mia Oberländer beschäftigen sich hier mit Fragen wie Klima, Gender und Technologie und entwerfen mögliche Zukunftsszenarien. 

Die international gefeierte Illustratorin Nora Krug („Heimat“) hat sich nach der eigenen Familiengeschichte in ihrem neuen Werk mit dem russischen Angriff auf die Ukraine beschäftigt. Ihr Buch „Im Krieg“ (aus dem Englischen von Alexander Weber, Penguin, 128 S., 28 €) kam auf Platz sechs der Jury-Auswahl. Für dieses Werk hat die in den USA lebende und aus Deutschland stammende Zeichnerin tagebuchartige Schilderungen einer ukrainischen Journalistin und eines russischen Künstlers seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine vor zwei Jahren gegenübergestellt und illustriert.  

Eine Seite aus Nora Krugs „Im Krieg“.
Eine Seite aus Nora Krugs „Im Krieg“.

© Nora Krug/Penguin

Das aktuelle Buch der in Beirut geborenen und in Paris lebenden Künstlerin Zeina Abirached kam auf Platz sieben. Für „Der Prophet“ (aus dem Englischen von Heike Maren, avant, 368 S., 30 €) hat sie den literarisch-spirituellen Text des libanesisch-amerikanischen Dichters Khalil Gibran als schwarz-weiße Bilderzählung adaptiert.

Die Neuauflage einer Comicbiografie als kostengünstiges Taschenbuch wurde auf Platz acht gewählt: In „Kafka“ (aus dem Amerikanischen von Ursula Grützmacher-Tabori, Handlettering von Marianne Nuß, 176 S., 9,90 €) zeichnen der Autor David Zane Mairowitz und der Zeichner Robert Crumb die Biografie des Schriftstellers nach, dessen Todestag sich am 3. Juni zum 100. Mal jährt.

Auf Platz neun landete eine zehnbändige Manga-Reihe, von der jetzt die ersten zwei Bücher auf Deutsch erschienen sind: „Saturn Return“ von Akane Torikai (aus dem Japanischen voin Antje Bockel, Carlsen, je 208/240 S, je 8 €). Darin erzählt die 1981 geborene Manga-Autorin in einem naturalistischen Zeichenstil von einer Frau auf der Suche nach sich selbst und ihrem Platz im Japan der Gegenwart.

Den zehnten Platz belegt ein Buch, das bereits im Herbst vergangenen Jahres an der Spitze der Quartals-Bestenliste stand: Anke Feuchtenbergers autobiografisch inspirierte Erzählung „Genossin Kuckuck“ (Reprodukt, 448 S., 44 €). Der verschachtelte Episodencomic erzählt in einer Mischung aus realistisch anmutenden Passagen sowie an Märchen erinnernden Fabel- und Traumsequenzen vom Aufwachsen eines Mädchens in einem ostdeutschen Dorf ab den 1960er Jahren und ihrem Erwachsenwerden bis in die Jahre nach dem Mauerfall 1989. Mit dem Buch ist die aus Ost-Berlin stammenden Zeichnerin aktuell auch für den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik nominiert – als erste Comiczeichnerin überhaupt.

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