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Alle Tage Silvester. Die Ades Zabel-Company findet ihre Hausbühne, das BKA, knorke.

© Jörn Hartmann

Das BKA Theater feiert 35 Jahre : Schräger Unfug und neue Töne

Von Drag bis Kammermusik. Die Berliner Kabarett Anstalt besteht seit 1988 und feiert das mit einem Jubiläumsfestival. Bei der Geburtstagsshow gab’s Applaus für Klaus Lederer.

Noch ein Stockwerk, und noch ein eins und noch eins. Fünf Etagen bis ins Erdgeschoss windet sich die Schlange der Amüsierwilligen, die zur zweiten Ausgabe der Jubiläumsshow „BKA für alle“ anstehen. Die erste ist genauso voll. Kunststück. Die Kleinkunstbühne am Mehringdamm, die am Samstagabend auf den Tag genau 35 Jahre alt wird, verschenkt sich zur Feier des Tages an ihr Publikum. Statt eines VIP-Festes für geladene Künstlerinnen und Honoratioren gibt es freien Eintritt für jede, die sich vorher ein Ticket gesichert hat.

Das passt zu diesem 250-Plätze-Theater, das 1988 aus dem widerständigen Geist der linken West-Berliner Szene entstanden ist. Mitgegründet von Rainer Rubbert, dessen Bühnenvergangenheit als Mitglied der einst im Mehringhoftheater ansässigen Kabaretttruppe CaDeWe begonnen hat. Im BKA, der Berliner Kabarett Anstalt, hat Rubbert, von Hause aus eigentlich Musiker und Komponist, ein Jahr später die „Unerhörte Musik“ etabliert, die deutschlandweit erste allwöchentliche Konzertreihe für Neue Musik, genauer: aktuell komponierte Kammermusik, die jeden Dienstag im BKA zu hören ist. Aus der Leitung der Privatbühne, die er zusammen mit Uwe Berger jahrzehntelang gemanagt hat, hat er sich inzwischen zurückgezogen. „Mit 65 muss ich ja nicht mehr den Grüßaugust machen“, lacht er. Aber die „Unerhörte Musik“ organisiert er weiter.

Sein alter Kompagnon Uwe Berger wiederum weiß vor Showbeginn zu berichten, dass sich das BKA seit Monaten auch wieder über regen Zuspruch des zahlenden Publikums freut. Im November seien die pandemiebedingt zuerst noch zurückhaltenden Menschen wieder zurückgekehrt. „Da sind wir förmlich explodiert.“ Abgesehen von der Personalnot, die – wie überall – auch im BKA seit der Pandemie an den Kräften zerrt, sei das Haus ganz gut durch die schwierige Zeit gekommen.

Dem Klausi Lederer sei Dank

Daran ist der schwarz gekleidete Herr da drüben nicht ganz unschuldig. „Wo ist denn der Klausi?“, flötet Jurassica Parker, die in Goldlamé gehüllte Moderatorin der Geburtstagsshow, zu Beginn von der Bühne. Als sich Ex-Kultursenator Klaus Lederer vom Stuhl erhebt, folgt die Grußadresse. „Wir wollten dir noch mal danken, dass du uns als kleines Privattheater so gut durch die Pandemie gebracht hast.“ Donnernder Applaus. BKA-Geburtstagsfeiern in Anwesenheit von Klausis haben Tradition. Zum 30. feierte Lederer auch schon mit und beim 25. hielt Klaus Wowereit die Laudatio, beides Sympathisanten der auf niedrigschwelligen Unfug, Musik und queeres Entertainment spezialisierten Bühne.

Für deren Florieren sorgt allerdings nicht das Wohlwollen der Kulturpolitik, sondern der Hausheilige Ades Zabel mit seiner Company. Seine Neuköllnicals laufen knapp vier Monate im Jahr. Klar, dass der seit 1991 hier wirkende Travestiestar zusammen mit Bob Schneider und Biggy van Blond das gemischte Line-up im Edith-Schröder-Paillettenfummel mit einem Discoknaller beschließt. Deren Show „BKA ist knorke“ am 3. Mai bildet zugleich den Auftakt des BKA-Jubiläumsfestivals. Inklusive der Wiederaufnahme der inzwischen preisgekrönten „Operette für zwei schwule Tenöre“ und einer neuen Eigenproduktion mit Jade Pearl Baker im August.

Aber jetzt ist erstmal Klavierkabarettist Bodo Wartke mit seinem Ständchen für die Bühne dran, auf der auch Leute wie Helge Schneider und Michael Mittermeier künstlerisch laufen lernten. Gefolgt von der Impro-Theatertruppe Chaos Royal und Jade Pearl Baker, der Andrea Berg der Drag-Szene, mit ihrem höllischen Synthieplayback. Puppenlustig wird es mit den Comedians C. Heiland und Stefan Danziger. Berlinisch mitsingträchtig dann bei Sigrid Grajeks Claire-Waldoff-Liedern. Überhaupt: lange nicht mehr so viele Kondomwitze und so viel schnodderiges Berliner Idiom auf einer Bühne gehört.

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