zum Hauptinhalt
Die Sonderschau von Cornelia Schleime, die auf der Art Karlsruhe mit dem Hans Platschek-Preis ausgezeichnet wurde.

© Art Karlsruhe / Jürgen Roesner

Das müde Lächeln der Mona Lisa: Die Art Karlsruhe feiert Jubiläum

Mit der 20. Ausgabe der Messe verabschiedet sich ihr Gründer. Ewald Karl Schrade hat die Art Karlsruhe groß gemacht – trotzdem oder gerade deshalb braucht es Veränderung.

Die „Mona Lisa“ hat gelitten. Ihr Lächeln ist verrutscht, aus dem grün-braunen Kleid der Renaissance ist eine Art Parero geworden. Die mysteriöse Schönheit gleicht einem Strichmännchen, ihr Körper setzt sich aus schwarzen Pinselstrichen und Farbflächen auf kreidigem Grund zusammen.

Das Bild von Vanni Spazzoli wird für 7500 Euro angeboten – ein absolut annehmbarer Preis für ein Leinwand von zwei Metern Höhe. Weshalb man trotzdem etwas ratlos vor dem Exponat des 1949 geborenen Malers steht, hat mit dem Setting auf der Kunstmesse in Karlsruhe zu tun. Der Weg durch die Messehallen zum Stand der Galerie L’Ariete aus Bologna ist weit und von derart viel Kunst gepflastert, dass man sich schließlich selbst wie die Figur von Spazzoli fühlt: die Kriterien verrutscht und reichlich aufgelöst.

Ein Nagelbild von Günther Uecker soll 1,5 Millionen Euro kosten

Dabei hat die Art Karlsruhe einiges zu feiern. Mit der aktuellen Ausgabe wird sie 20 Jahre alt und zählt nach einigen Ab- und Zugängen von Messen in der Vergangenheit neben der Art Cologne zu den wenigen großen Plattformen für den Handel mit Kunst in Deutschland. Über 200 teils internationale Galerien verteilen sich auf vier Hallen. Und dass ein Galerist wie Alexander Baumgarte aus Bielefeld ein Nagelbild von Günther Uecker für knapp 1,5 Millionen Euro an seinem Stand zeigt, stellt das Potenzial der Messe im kaufkräftigen Süden des Landes unter Beweis.

Dennoch ist Größe nicht alles. Sicher, sie sorgt für Aufmerksamkeit und dokumentiert den Erfolg von Ewald Karl Schrade, der die Art Karlsruhe gegründet und trotz aller Bedenken groß gemacht hat. Nun verabschiedet sich der Galerist aus dem Badischen. Zur Eröffnung der Messe wurde er geehrt, ein Ausschnitt seiner eigenen Sammlung mit Werken von Walter Stöhrer bis Marion Eichmann füllt eine Sonderausstellung in Halle 2 – gleich neben der Solopräsentation von Cornelia Schleime, die mit dem Hans Platschek-Preis ausgezeichnet wurde.

Preisträgerin Cornelia Schleime setzt die malerischen Maßstäbe

Ihre wunderbaren Porträts, die hier hängen und ebenso am Stand der Galerie Ludorff zu Preisen zwischen 30.000 bis 50.000 Euro erworen werden können, sind ein Maßstab für Gemälde, die auf konkreten Motiven basieren und sich dennoch von der reinen Abbildung verabschieden. Nimmt man sich Schleime zum Vorbild, begegnen einem in Karlsruhe zahlreiche Künstler:innen einer jüngeren, noch preiswerten Generation mit ähnlichen Qualitäten. Aber eben auch vieles, das dieses Niveau nicht einmal streift. Ausblenden lässt sich das nicht: Am Ende ist man übersatt von solchen Eindrücken, sogar genervt. Und sieht Ständen wie denen von Malte Uekermann (Berlin) mit reduzierten, abstrakten Motiven von Lothar Quinte sehnsuchtsvoll entgegen.

Ähnlich verhält es sich mit den Galerien Mianki oder Heike Strehlow aus Frankfurt. Erste Bilder von Hendrik Zimmer, auf denen geometrische Körper in in brüchiger Farbigkeit ihre Autonomie demonstrieren waren zur Eröffnung verkauft, eine große Leinwand für rund 15.000 Euro hat Interessenten. Die Bilder von Anna Bittersohl in einer Förderkoje der Messe (ab 1100 Euro), die ästhetisch gefilterte Spurensuche der Leipziger Künstlerin in aufgelassenen Architekturen brauchen mehr Erläuterung – die Galerie Eigenheim (Weimar/Berlin) liefert sie gern.

Bittersohls Malerei verkörpert die Möglichkeit zu Entdeckungen auf der Art Karlsruhe. Sie werden von Stars wie Gotthard Graubner (85.000 Euro), Katharina Grosse (65.000 Euro) oder Hans Hartung (195.000 Euro) am Stand von Ludorff flankiert. In Halle 3 finden sich mit Maulberger, Koch aus Hannover oder Thole Rotermund (August Macke, Franz Marc, Lyonel Feininger) weitere Händler für die Moderne. Sie heben die Messe mühelos auf ein Niveau, das sie auch nach der Übergabe an das neue Direktoren-Duo Olga Blaß und Kristian Jarmuschek zum Anziehungspunkt für Sammler:innen macht. Um einen Relaunch aber kommen die beiden nicht herum. Reduktion und Konzentration stehen an. Auch wenn das für 2024 heißen sollte: „Liebling, ich habe die Messe geschrumpft.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false