zum Hauptinhalt
Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl bei einer Besuchreise im September 2001 in China, wo er mit der chinesischen Staatsregierung zusammentraf.

© © Daniel Biskup/BOEHMEDIA.de

Die Porträts von Daniel Biskup : Mit der Kamera hinter allen Türen

„Ich bin frei im Kopf, ich nehme, was sich ergibt. Ich sehe, da ist ein Bild, und dann mache ich das“: Eine Begegnung mit dem Fotografen Daniel Biskup.

Ich komme wie ein Besucher, sagt Daniel Biskup. Ohne viel Aufhebens, nur mit einer Kamera. So schaffte es Biskup, der seit fast vierzig Jahren als Fotograf arbeitet und spätestens mit dem innerdeutschen Umbruch 1989/90 zu einem gefragten und wichtigen Chronisten wurde, in die Büros und Wohnzimmer in der ganzen Welt, in Vorgärten, Theatergarderoben, Flugzeugkabinen.

Biskup fotografierte Präsidenten, Künstler, Unternehmer, Prominente. Immer mit dieser besonderen Annäherung voller Respekt, Vertrauen – und Vertrautheit. Es heißt, dass die „BILD“-Zeitung ihn gerne ganz für sich gehabt hätte - aber Biskup lehnte ab, blieb lieber unabhängig, publizierte Bücher, zeigte Ausstellungen. Seine Bilder haben längst Sammlerwert.

Jetzt schenkt er sich zum 60. Geburtstag den Fotoband „Porträt“, 256 Personen auf 320 Seiten, 2,4 Kilogramm. Es ist die Fortsetzung seines ersten Porträt-Buchs und zeigt Fotos von 2006 bis heute, was interessante Zeitsprünge und Gegenüberstellungen mit sich bringt.

Barbara Schöneberger posiert für ihn vor Berliner Schmuddelfassade

Gut ein Viertel der Fotos entstand in Berlin. „Berlin ist für Fotografen ein super Pflaster“, sagt Biskup, der aus Bonn stammt, in München und Augsburg lebt - und Berlin liebt. „Diese Mischung zwischen Edel und Bronx, das gibt’s in keiner anderen Stadt der Welt“.

2008 steht Sido, der Star-Rapper aus der DDR-Platte, vor der Ruine des Palast der Republik, später vor der East Side Gallery. Für die Fotoserie fährt Biskup mit Sido und dessen Freunden in deren Auto durch die Stadt. „Wir hatten eine gute Zeit“, erinnert er sich. Auf einem Bild wäscht sich Sido die Hände, Biskup fängt diese simple Szene im Spiegel gedoppelt ein.

Wie macht er das, dass alle, auch er, so entspannt bleiben? „Ich bin frei im Kopf, ich nehme, was sich ergibt. Ich sehe, da ist ein Bild, und dann mache ich das.“

Barbara Schöneberger posiert für ihn vor Berliner Schmuddelfassade mit dem Graffito „Spekulieren auf eigene Gefahr“, die Theologin Margot Käßmann steigt aufs Fahrrad, Meret Becker klettert auf einen Trafokasten vor dem Columbia Kino, Josefine Preuss schaukelt unter einem Baum im Graefekiez. David Garrett, in Strickjacke, spielt für ihn Geige, Peter Maffay im Flieger Gitarre, Udo Jürgens liegt mit geschlossenen Augen auf einer Massagebank. Katarina Barley sitzt am Gartentisch, barfuß, die Pumps abgestreift. Biskup darf fotografieren.

Solche Bilder entstehen am Rande von Terminen, kleine Schätze, die er jetzt ins Buch holte. „Ich hatte großes Glück, dass ich durch so viele Türen treten durfte“, sagt er. Manche hat er gleich mitfotografiert, wie die im Vatikan, die ihm Georg Gänswein, Privatsekretär von Papst Benedikt, persönlich aufhält.

Willkommen war Biskup auch bei Putin, bei Trump, bei Erdogan. Auch sie sind im Buch. „Sie gehören zu unserer Zeit, obwohl sie in ihrer eigenen Realität leben“, sagt Biskup. „Ich finde es interessant zu dokumentieren, wie solche Menschen aussehen und sich verändern.“ Als starkes Zeichen hat er ein Porträt von Selenskyi, 2019 als frisch gewählter Präsident, an den Anfang des Buchs gestellt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false