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Hazal (Melia Kara) aus „Ellbogen“ allein in Istanbul.

© Achtung Panda!

Drama „Ellbogen“ auf der Berlinale: Hazal hat keinen Bock mehr

Aslı Özarslan hat Fatma Aydemirs Roman „Ellbogen“ verfilmt. Das Werk über eine wütende junge Berliner läuft in der Generation 14plus.

„Was mache ich bloß mit meinem Leben?“ – Eine Frage, die viele kurz nach dem Schulabschluss quält. So auch das türkisch-deutsche Mädchen Hazal (Melia Kara), aus Berlin-Wedding. Ihre Familie rät ihr, im Friseursalon mitzuarbeiten; aber alten Männern die fettigen Haare waschen? Darauf hat die sehr eigenwillige Hazal keinen Bock.

Sie schreibt eine Bewerbung nach der anderen, doch anstatt zu einem Gespräch eingeladen zu werden, sitzt sie in einer Bildungsmaßnahme vom Jobcenter fest. Bereits zu Beginn des Films spürt man die Wut der jungen Frau, an der Schwelle zum Erwachsenwerden.

Unbändiger Frust und das ständige Gefühl, ungerecht behandelt zu werden: Wie wären ihre Chancen ohne türkischen Nachnamen? Hätte sie dann vielleicht schon längst einen Ausbildungsplatz?

Regisseurin Aslı Özarslan, die Dokumentarfilmregie an der Filmakademie Baden-Württemberg studierte und für „Insel 36“ (2014) und „Dil Leyla“ (2016) mehrfach ausgezeichnet wurde, wagt sich hier erstmals aus dem vertrauten Genre der Dokumentation.

Der gleichnamige Roman von Fatma Aydemir (2018), der sich durch die derbe und ebenso naiv wie abgebrühte Sprache der Ich-Erzählerin auszeichnet, ist die Grundlage für „Ellbogen“. Während die Trotzigkeit der Protagonistin in den Film adaptiert wird, werden politische Themen, wie die kurdischen Unabhängigkeitsbestrebungen oder Erdoğans autokratische Regierung, lediglich in subtilen Dialogen angeschnitten.

Eine Entscheidung, die dem Generation 14plus-Film zugutekommt, der sich statt gewollt politischen zu sein, voll und ganz auf die Lebens- und Gefühlswelt Hazals konzentriert; und dabei nicht minder politisch ist.

Hazal ist schwer zu greifen. Man hat Verständnis für die 18-Jährige, die ihre Unzufriedenheit in einer Partynacht ertränken will und fühlt ihre Scham, wenn sie an der Tür eines Clubs abgewiesen wird.

Auch teilt man den Ärger und Ekel über einen jungen Mann, von dem die Freundinnen im U-Bahnhof belästigt werden und ist gleichzeitig schockiert von Hazals unbändiger Aggression, die in einer folgenschweren Tat endet. In einer Nacht- und Nebelaktion flieht das verzweifelte Mädchen nach Istanbul, eine ihr unbekannte Stadt, in der sie fortan allein zurechtkommen muss.

Ein Film, der das Gefühlschaos der Protagonistin auf den Zuschauenden überträgt: Bewunderung für Hazals Resilienz, Abneigung gegenüber ihrem Umgang mit anderen und doch der Wunsch, dass sie es schafft, sich ein Leben aufzubauen, in dem sie sich gesehen fühlt – weil man spürt, dass sie vielleicht gerne anders agieren würde, aber einfach nicht weiß wie.

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