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Lilienthal spielt in seinen Filmen mit experimentellen und semi-dokumentarischen Elementen.

© picture alliance / dpa

Peter Lilienthal wird 90: Er dokumentierte die politischen Kämpfe der Linken

Der Filmemacher zeigte das Schicksal schlesischer Rabbis nach dem NS und erzählte von Aufständen gegen lateinamerikanische Diktatoren. Eine Gratulation zum 90.

Sein letzter Dokumentarfilm über latino-stämmige Irak-Kriegsopfer und -gegner in den USA hat Peter Lilienthal 2007 ins Kino gebracht. Aus dem öffentlichen Leben verschwunden ist der politisch engagierte Filmregisseur jedoch nicht.

Als ehemaliger Präsident der Berliner Akademie der Künste hat er etwa im September mit deren Präsidentin Jeanine Meerapfel und der Autorin Deborah Feldmann über das Jüdischsein in Deutschland gesprochen. Diesen Herbst begleitet er eine Auswahl seiner Arbeiten auf Kino-Tour von Berlin über München bis Montevideo.

Anlass ist die Restaurierung und Digitalisierung von 15 seiner Filme – und sein 90. Geburtstag. Geboren am 27. November 1929 in Berlin, musste Lilienthal im Alter von zehn Jahren mit seiner jüdischen Mutter nach Uruguay fliehen. In Montevideo entdeckte er seine Leidenschaft für das bewegte Bild.

1954 ging er zurück nach Berlin, studierte an der HdK und begann fürs Fernsehen zu arbeiten. Sender wie der SFB boten viel Freiheit, aber wenig cineastische Professionalität, weil die Redakteure allesamt vom Rundfunk kamen.

Lilienthal machte sich schnell einen Namen mit visuell avancierten Verfilmungen angesagter Autoren des absurden Theaters wie etwa Fernando Arrabal.

In Chile und Nicaragua drehte er Filme über Diktatoren

Lilienthal blieb in Deutschland, und 1970 drehte er seinen ersten langen Spielfilm über den italienischen Anarchisten Malatesta im späten Londoner Exil und glänzte dabei mit experimentellen und semi-dokumentarischen Elementen.

In der Folgezeit wird sich der „Nomade“ (wie ihn Michael Töteberg in einem schönen Porträtbuch 2001 benennt) häufig seinem Exilort Lateinamerika zuwenden, wo in vielen Ländern Diktatoren an die Macht gekommen waren.

„Es herrscht Ruhe im Land“ (1975) erzählt von Aufstand und Repression in einem nicht näher bezeichneten Land, das an Chile erinnert. „Der Aufstand", 1980 inszeniert mit Laiendarstellern und Michael Ballhaus an der Kamera, handelt von der sandinistischen Revolte gegen den Somoza-Clan in Nicaragua.

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Dazwischen drehte Lilienthal mit „David" 1979 auch seinen ersten Film über die Shoah. Es geht darin um den Sohn eines schlesischen Rabbis, der gerade noch die Flucht aus Nazi-Deutschland schafft.

Die nach einem autobiographischen Buch von Joel König (Pseudonym) realisierte Geschichte um den Sohn eines schlesischen Rabbis, der mit viel Mühen noch gerade die Flucht aus Nazideutschland schafft, zieht ihre Kraft aus der Gleichzeitigkeit von Understatement und Dringlichkeit.

„David“, unter anderem mit dem Goldenen Bären geehrt, war Lilienthals international erfolgreichste Produktion. Dass diese heute wieder so aktuell ist, dürfte den Filmemacher nicht überraschen, aber erschrecken. Dass der Film ästhetisch keinen Staub angesetzt hat, ist da nur ein kleiner Trost.
Im Arsenal und im Zeughauskino sind momentan die Filme von Peter Lilienthal zu sehen.

Sylvia Hallensleben

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