zum Hauptinhalt
Der neue Intendant Bonaventure Soh Bejeng Ndikung vor dem Haus der Kulturen der Welt.

© dpa/Wolfgang Kumm

Eröffnungsreden im Haus der Kulturen der Welt: Deutliche Worte, neue Weltsichten

Antisemitismus darf es nicht geben, sagt Claudia Roth. Gleichberechtigung für den Globalen Süden fordert der neue Intendant. Ob man da zusammenkommt?

Ein Kommentar von Birgit Rieger

Oft zählen die Reden bei feierlichen Eröffnungen eher zum Pflichtprogramm und man hört kaum zu. Nicht so, als am Freitagabend das Haus der Kulturen der Welt in Berlin unter der neuen Leitung von Bonaventure Soh Bejeng Ndikung wiedereröffnete. Hier lohnte es sich, die Ohren zu spitzen.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth sprach im neu benannten Miriam Makeba-Auditorium als erste. Die Reden wurden auf einem großen Screen nach draußen übertragen, wo die Gäste auf dem Dach des Hauses und im Garten zuhörten. Es war emotional, als die Grünen-Politikern zunächst Ndikungs Mutter begrüßte, die aus Kamerun angereist war, sich bedankte, dass diese ihren Sohn nach Deutschland zum Studium geschickt hatte, wo dessen steile, – und in Deutschland immer noch bemerkenswerte –, Karriere begann.

Und es klang, als wolle sie sich unter Augenzeugen gegen ein weiteres Desaster wie bei der Documenta absichern, als die Staatsministerin deutliche Worte zum Antisemitismus fand. Kein BDS (Boycott, Divestment, Sanctions) im Haus der Kulturen der Welt, keine Israelfeindlichkeit. Und bitte alle haben es gehört.

Wertschätzung und Skepsis

Die Ernennung des kamerunischen Kurators, der inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hat, wurde auch von Skepsis begleitet. Das darf man bei aller Wertschätzung, die ihm aus Kunstkreisen entgegenschlägt, nicht vergessen. Ndikung steht wie kein anderer dafür, die Stimmen und die Kunst des globalen Südens gleichberechtigt zu hören, er hat in Berlin viel dafür getan. Er hat sich vor langer Zeit in einem Post aber auch mal anti-israelisch geäußert.

„Es ist kein Platz für Antisemitismus, Rassismus und jede Art von Menschenfeindlichkeit“, sagte Roth in ihrer Rede. „Wer Menschen boykottiert, weil sie jüdische Israelis oder weil sie Jüdinnen und Juden sind, der handelt antisemitisch, und das darf nicht hingenommen werden.“ Eine gemeinsame Erklärung sei mit Ndikung unterzeichnet worden.

Bonaventure Ndikung wiederum integrierte in seine Aufzählung dessen, was nicht geht, das Wort „Islamophobie“ und sagt „wir kommen in Frieden“. Die dritte Rednerin Victoria Tauli-Corpuz, die ein Zentrum indigener Bevölkerungsgruppen für Politikforschung und Bildung gegründet hat, erinnerte, als manche schon nicht mehr so konzentriert zuhörten, daran, dass indigene Gruppen in vielen Ländern immer noch mit Landraub, Rassismus und Gewalt konfrontiert sind. So ist alles auf dem Tisch. Wie wir damit umgehen, ist die nächste Frage.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false