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Blick in den Messestand der Berliner Galerie Neugerriemschneider, die  Künstler wie Mario García Torres, Pae White oder Tomás Saraceno zeigt.

© Uta Reindl

Fenster zum Süden: Madrids große Kunstmesse Arco

Seit 1982 bringt die Arco zeitgenössische Kunst in die Messehallen. Ein Schwerpunkt liegt traditionell auf Lateinamerika, das Publikum ist international.

Von Uta M. Reindl

In bester Stimmung eröffnete Messechefin Maribel López Madrids Kunstmesse Arco. Zuversichtlich äußerte sich die Spanierin, was die Verlegung des Messetermins aus dem traditionellen Februar in den März anbelangt. Selbst wenn dieser sich mit der Kunst- und Antiquitätenmesse Tefaf in Maastricht überschneide, habe die Arco nun mehr Zeit für den Aufbau und konkurriere nicht mehr mit den spanischen Ski-Ferien.

Fenster nach Lateinamerika

Die Sanktionen gegen russische Oligarchen, so López, betreffe die Arco nicht. Schließlich lockt die größte Messe Südeuropas vor allem Sammler vom lateinamerikanischen Kontinent. In den vergangenen Jahren mieteten einige während der Messetage in Madrid eine Wohnung, um dort erworbene Kunst gleich zu zeigen.

Patricia Phelps de Cisneros, eine der bedeutendsten Sammlerinnen Lateinamerikas, hat sich in einem Industrieareal der Stadt Schauräume eingerichtet, wo 200 Werke ihrer „Ella Fontanals-Cisneros Collection“ zu sehen sind.

Die Präsenz lateinamerikanischer Kunst und Galerien ist das Alleinstellungsmerkmal der 1982 gegründeten Messe, weshalb es in jeder Ausgabe für Aussteller ein kuratiertes Segment gibt – in diesem Jahr mit zwölf lateinamerikanischen Galerien unter dem Titel „Nicht mehr dasselbe. Lateinamerikanische Kunst“.

„Sie provozieren dich“

Viel intensiv farbige Malerei, viel Skulpturales und Objekt- sowie Installationskunst sind zu sehen – oft mit Gewebe, Textil oder anderen organischen Materialien, dafür weniger Fotografie und Videokunst. Engagierte Werke befassen sich eher mit Sujets wie Migration, Ökologie oder Feminismus, nicht jedoch mit den global bedrohlichen Kriegszenarien. Erst auf den zweiten Blick lässt etwa die Arbeit der Spanierin Laia Abril bei Set Espai D´Art ihre erschütternd politische Dimension erkennen.

Die Digitalcollage aus dem Langzeitprojekt „On Rape“ mit 3000 anonymisierten Gesichtern von Missbrauchsopfern der Kirche, aus Schulen, Sportclubs sowie dem familiären Kontext. Dazu liest man das unfassbare Statement des Bischofs aus Teneriffa von 2007: „Es gibt 13-Jährige, die damit völlig einverstanden sind. Sie provozieren dich sogar, wenn du unvorsichtig bist.“

Sonderschau über Ozeane

Viele internationale Aussteller gehen auf den iberisch-lateinamerikanischen Schwerpunkt ein, so die auch Berliner Galerien Esther Schipper oder Neugerriemschneider. Esther Schipper, die seit 2010 mit kleiner Unterbrechung an der Arco teilnimmt, versammelt in einem Kabinett Arbeiten des Mexikaners Gabriel Kuri, der Brasilianerin Jac Leirner sowie des Katalanen Daniel Stegmann Mangrané. Transparenz und Wasser sind Thema der Exponate bei Neugerriemschneider. Die Galerie zeigt unter anderem Werke des Brasilianers Tomás Saraceno und des Mexikaners Mario Garcia Torres.

Mit Wasser im weitesten Sinne befasst sichauch die Sonderausstellung, diesmal unter der poetischen Überschrift „The Shore, The Tide, The Current. An Oceanic Carribean“. 2023 widmete sie sich dem Mittelmeer, nun geht es um die Ozeane, andere Gewässer sind Thema künftiger Ausstellungen.

Ein Ende hingegen hat die Teilnahme von Juana de Aizpuru. Die spanische Galeristin, Mitgründerin und Gestalterin der Arco, wird international geschätzt. Nun hat sie mit 91 Jahren ihre Galerie geschlossen. Ihr Vermächtnis an die Kunstmesse sei ihre Spontaneität, erklärt Chantal Crousel. Die Galeristin aus Paris wurde von Juana de Aizpuru 1982 überraschend eingeladen, ist seitdem dabei und spürt aktuell eine ähnliche Dynamik wie zu Anfangszeiten.

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