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Darth Vader, der ehemalige Anakin Skywalker, auf einer Cosplay-Veranstaltung in Moskau.

© IMAGO/SNA/Svetlana Shevchenko

Jugendwahn in „Star Wars“-Serie: Ü-40er spielen junge Männer – ein irritierender Trend

In der neuen „Star Wars“-Serie auf Disney+ taucht eine bekannte Figur wieder auf. Ein gealterter Schauspieler spielt sein deutlich jüngeres Ich. Das geht nicht gut.

Von Anfang an ging es bei der „Star Wars“-Saga, deren Produktion stets auf dem neuesten Stand der Technik war, immer auch um die Vergangenheit. Verstorbene Menschen tauchten in der Filmhandlung wie selbstverständlich wieder auf. Im ersten Kinofilm aus den Siebzigern etwa half der alte Obi-Wan Kenobi dem jungen Luke Skywalker selbst dann noch, als der weise Lehrmeister schon tot war. Kenobis Stimme aus dem Totenreich gibt dem Schüler im rechten Moment einen hilfreichen Hinweis.

So gesehen bleibt sich „Star Wars“ auch heute treu, 45 Jahre nach dem ersten Kinofilm. Nach wie vor tauchen Figuren wieder auf, die das Publikum von früher kennt. In der Handlung kann man das sehr einfach erklären. Der Tod ist in der weit entfernten Galaxis nicht so endgültig wie in unserer Welt und davon abgesehen spielen neuere „Star Wars“-Geschichten häufig vor den älteren, sind also Vorgeschichten.

„Star Wars“ macht Stars wieder jung

Allerdings kehren heute auch Figuren auf die Leinwand oder die Bildschirme zurück, deren Schauspieler:innen inzwischen verstorben sind – oder sichtbar gealtert. Im Kino war 2016 eine junge Prinzessin Leia zu sehen, obwohl Originalschauspielerin Carrie Fisher zum Zeitpunkt der Produktion des Films „Rogue One“ Ende 50 war. Fisher war gar nicht am Dreh beteiligt, ihr junges Gesicht im Film ist das Ergebnis sehr aufwändiger Computerarbeit.

So ähnlich, obgleich mit einer gewissen Beteiligung des Schauspielers, lief es beim heute 71-jährigen Mark Hamill in den Serien „The Mandalorian“ und „Boba Fett“ ab. Achtung, Spoiler: Und in „Ahsoka“ darf nun Hayden Christensen wieder den Anakin Skywalker spielen. Das Problem: Der Hauptdarsteller aus den „Star Wars“-Prequels von 2002 und 2005 ist heute 42 Jahre alt und seine Figur in der Serie ist Anfang 20.

Es geht bisher nur um einen kurzen Moment am Ende der vierten Folge. Die Titelheldin Ahsoka trifft mit Anakin ihren – eigentlich längst verstorbenen – Meister von früher wieder, als der noch auf der hellen Seite der Macht war. Wahrscheinlich spielt die Szene in einer mysteriösen Dimension, in der Zeit und Raum eine andere Bedeutung haben.

„Star Wars“-Schauspieler Hayden Christensen im Oktober 2022.
Der 41-jährige Hayden Christensen (links) im Oktober 2022.

© IMAGO/ZUMA Wire

„Ahsoka“ Folge 4 zeigt Anakin mit einem künstlich wirkenden Gesicht

Jedenfalls endet das Wiedersehen offen und mit dem Versprechen, dass Ahsoka und Anakin in der kommenden fünften Folge ihr Gespräch fortsetzen werden. Viele Fans werden aber hoffen, dass Christensens Anakin dabei möglichst wenig zu erkennen ist, sein verjüngtes Gesicht sieht für sie einfach zu künstlich aus. Darauf deuten mehrere Reaktionen in den sozialen Netzwerken hin (wer die Szene selbst gucken will: Sie beginnt ab Minute 32:50).

Es ist noch nicht bekannt, wie genau bei Anakin getrickst wurde. Auf X (vormals Twitter) und beim für gewöhnlich gut informierten Unterhaltungsmagazin „Entertainment Weekly“ wird jedenfalls davon ausgegangen, dass auch Hayden Christensen für seinen neuen Auftritt digital verjüngt wurde.

X-Nutzer Remnicore etwa vergleicht eine Aufnahme des über 40-jährigen Christensen (links) mit der Szene in „Ahsoka“ (rechts) und schreibt: „Es sieht wie ein komplettes, computergeneriertes Gesicht aus.“

Einmal wieder Anfang 20 sein ...
Einmal wieder Anfang 20 sein ...

© Screenshot @Remnicore

Fakt ist: Zuvor wurden mehrere von Christensens „Star Wars“-Kolleg:innen am Computer jünger gemacht. Zuletzt bekam auch der heute 81-jährige Harrison Ford im neuen „Indiana Jones“ ein „digitales Make-up“, es war ein besonders extremer Fall des Altersgefälles zwischen Star und Rolle. Die Ergebnisse mögen aus technischer Perspektive beeindruckend und bahnbrechend sein. Sie irritieren aber vor allem diejenigen Zuschauer:innen, für die sie gemacht sind: Fans.

Das Geschäft mit der Nostalgie

Das Geschäftsmodell der Nostalgie hat in Hollywood eine neue Dimension erreicht. Marken wie „Star Wars“ und „Indiana Jones“ werden nicht einfach nur fortgesetzt. Ihr Personal soll dabei auch noch so aussehen wie früher und dabei spielt das Alter der Darsteller (es sind meistens Männer) eine immer kleinere Rolle, wenn es darum geht, sie zurück vor die Kamera zu holen.

Hier liegt die große Ironie: Hollywood zeigt seine älteren Stars in ihren jungen, beliebten Rollen, aber so richtig zufrieden sind viele Fans damit trotzdem nicht. Die Technik mag weit vorangekommen sein, seit damals in den Siebzigern kleine Modellraumschiffe abgefilmt wurden – aber eben noch nicht weit genug.

Man kann es aber auch positiv sehen: In Hollywood gab es schon immer großen Druck, jung zu bleiben. Viele Stars beugen sich diesem Anspruch durch Diäten, Training und Schönheitsoperationen. Früher oder später jedoch sind alle diese Versuche zum Scheitern verurteilt und vielleicht findet der eine oder andere ja etwas Versöhnliches darin, dass auch hochmoderne Computer nicht zu leisten vermögen, was uns Menschen unmöglich ist.

Dass man mit dem Alter aber auch entspannter umgehen kann, hat die Serie „Better Call Saul“ demonstriert. In der Vorgeschichte zum Hit „Breaking Bad“ spielt Bob Odenkirk wieder den windigen Anwalt Saul Goodman und die Macher haben nicht mal im Ansatz versucht, ihren Star zu verjüngen. Dem Erfolg von „Better Call Saul“ hat das nicht geschadet, die Serie gilt als meisterhafte Ergänzung und Vertiefung von „Breaking Bad“.

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