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Donald Trump singt.

© AFP/SAUL LOEB

„Justice for all“: Trump veröffentlicht erste Single – mit einem Chor aus Kapitol-Stürmern

Donald Trump hat mit einem Gefangenenchor eine Wohltätigkeitssingle aufgenommen. Bizarres Detail: Die Männer sitzen alle wegen des Sturms auf das Kapitol ein.

Ein Kommentar von Tessa Szyszkowitz

Donald Trump ist unter die Sänger gegangen. Am Freitag veröffentlichte der Entertainer und Entrepreneur, der auch schon mal Präsident der Vereinigten Staaten war, seine erste Single auf Spotify. Er tritt mit einem Gefangenenchor auf. Der Song heißt „Justice for all“.

Man muss dazu sagen, dass Trump nicht gerade singt. Er rezitiert bloß den „Pledge of allegiance of the United States”, den Treueschwur der USA. Das ist ein patriotisches Gedicht aus den Zeiten des Bürgerkriegs, das zur Eröffnung der Parlamentssitzungen im US-Kongress aufgesagt wird.

Amerikanische Kinder lernen es in der Schule. Patriotismus wird in Amerika eben noch hochgehalten. Trump spricht den Text mit einer für ihn typischen theatralischen Schwere. Der Schwur endet mit den Worten: „Und Gerechtigkeit für alle.“

Das macht Trump nicht einfach zum Spaß. Seine Sängerkarriere strebt er auch nicht aus künstlerischem Interesse an. Der Gefangenenchor, der seine Darbietung untermalt, hat es in sich. Er bietet nicht nur einiges an dunkler Schicksalhaftigkeit. Die männlichen Häftlinge singen die amerikanische Hymne „The Star-Spangled Banner“ („Das sternenbesetzte Banner“) langsam, in tiefer Tonlage.

Das Originalgedicht stammt aus dem Jahre 1814 und feiert den Sieg über die britischen Truppen. Wegen der antibritischen Tendenz wird heute nur noch die erste Strophe gesungen. Seit 1931 hat die Hymne auch eine fixe Melodie, die aus einem alten Trinklied entlehnt wurde.

In Trumps Version endet der Chor mit einem Kampfschrei: U-S-A, U-S-A. Es klingt zumindest in meinen Ohren etwas bedrohlich. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass die Häftlinge nicht irgendwelche Häftlinge sind. Sie sitzen alle deshalb im Gefängnis, weil sie am 6. Januar 2021 das Kapitol in Washington DC getürmt haben.

Dass Trump sich für „Justice for all“ einsetzt, ist in diesem Zusammenhang gesehen schon sehr speziell. Diese Männer haben schließlich das vom Volk gewählte Repräsentantenhaus kurzfristig besetzt.  

Doch Trump nimmt für sich immer noch in Anspruch, dass die Wahl von Joe Biden zum US-Präsidenten gefälscht war. Und dass er der rechtmäßige Präsident ist. Es ist auch immer noch nicht auszuschließen, dass Donald Trump 2024 als Nachfolger Bidens ins Weiße Haus zurückkehrt.

Bis dahin aber singt Trump erst mal. Als Sänger ist er zwar eine Niete, aber eines muss man ihm lassen: Er beweist wieder mal sein dramatisches Talent.

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