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Videokunst von Grotesk Group. Auf den Screens betteln Tech-Giganten und Präsidenten darum, aus dem „Metaworse“ zu entfliehen.

© Art Claims Impulse

Kunst in Kreuzberg: Die echte Welt ist besser und auch jenseits der Berlinale gibt es Drinks

Es ist so weit: Die Tech-Giganten wollen aus dem Metaverse fliehen. Zuvor gibt es einen tiefen Blick in die Augen von Trump und Zuckerberg.

Eine Kolumne von Birgit Rieger

Neulich an diesem furchtbar verregneten Samstag, als den Berlinale-Besuchern die schicken Kleider um die Füße wehten, ging ich Richtung Lindenstraße, im dicken Anorak und alles andere als schick. Mich hatte ein Kurzfilm aus dem Haus gelockt, der nicht bei der Berlinale läuft, sondern in der kleinen Videokunst-Galerie Art Claims Impulse.

In dem Ladenlokal schräg gegenüber dem Jüdischen Museum hat sich die Entwickler- und Designergruppe Grotesk Group interessante Gedanken über das Metaverse gemacht. Über die virtuelle Zweitrealität, in der wir bald alle – schön trocken und ohne nass zu werden – ins Kino gehen, Ausstellungen angucken und Homeoffice machen können.

Coden, bis die Hände glühen – im Metaworse. Still aus einem Kurzfilm der Grotesk Group.
Coden, bis die Hände glühen – im Metaworse. Still aus einem Kurzfilm der Grotesk Group.

© Grotesk Group

In dem Film versuchen Mark Zuckerberg, Elon Musk, Donald Trump und der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un, aus dem Metaverse herauszukommen. Sie rasen im Auto durch einen Tunnel, am Steuer der finstere Darth Maul aus „Star Wars“. Sie flüchten vor ihren eigenen Allmachtsfantasien, die wie böse Schatten hinter ihnen her sind. Es ist nämlich überhaupt nicht besser in der virtuellen Realität.

Greta Thunberg kümmert sich ums Grobe

Der Film sieht aus wie das megaerfolgreiche Computerspiel Grand Theft Auto, in dem jeder als Verbrecher durch die Gegend rasen kann. Auf weiteren Monitoren sieht man die Gesichter von Mark, Elon, Donald und Kim in einer intimen, computergenerierten Nahaufnahme. Die vier Weltverschlimmerer erklären, warum ihnen das „Metaworse“, von dem sie sich viel Fun und einen Haufen Profit versprochen haben, doch nicht zusagt.

Donald Trump will raus, weil in Amerika jetzt ohne hin alles besser läuft, er muss zurück in die echte Welt „to make America worse again“. Ha! Elon Musk sagt, seine Rakete sei besser als die von Kim Jong-un und er wolle endlich mal wieder viel Geld für ein richtiges Start-up ausgeben. Zuckerberg hat schwer an seinen verlorenen Idealen zu knabbern und findet es im Metaworse viel weniger meta als in der echten Welt. Kim Jong-un vermisst seine Privilegien als Diktator. Und dann ist da noch Greta Thunberg. Die Klimaaktivistin möchte die vier am liebsten für immer im Metaverse wissen und will verhindern, dass das Narzisstengrüppchen in die reale Welt zurückkehrt.

In der echten Welt regnet es noch immer. Durchs Fenster kann ich sehen, dass sich vor dem Jüdischen Museum eine lange Schlange gebildet hat. Die Ausstellung „Paris Magnétique“ scheint sich zum Publikumsmagnet zu entwickeln. Hier mein Tipp für alle, die zwischen Berlinale und Kunst des 20. Jahrhundert noch Zeit haben: Bei Art Claims Impulse gibt es in dieser Woche abends Drinks und sicherlich viele Möglichkeiten, um übers „Metaworse“ zu plaudern (Mi 22.2. bis Fr 24.2., 17 bis 21 Uhr, Markgrafenstr. 86).

Riegers Runde mit Inspirationen aus der Berliner Kunstwelt erscheint immer mittwochs.

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