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© IMAGO/Eventpress/IMAGO/Eventpress Golejewski

Tag 3 bei der Berlinale: Feiern, bis die Schuhe fliegen

Küsschen hier, Selfie da, von eigenen Projekten schwärmen und wilde Liebesgeschichten erzählen. Bei den Partys der Berlinale spielen die Stars viele Rollen.

Eine Kolumne von Robert Ide

Dauerregen – endlich richtiges Kinowetter. Aber warum stehe ich hier seit einer halben Stunde draußen? Bei der „Berlin Opening Night“ im Luxushotel Stue treffen sich nach Mitternacht die Stars des deutschen Kinos. Diesmal vor dem Eingang, denn an der Garderobe haben sie zu wenige Kleiderbügel. Mitveranstalter RTL ist konsequent: Erst setzen sie Journalisten vor die Tür, nun auch Schauspielerinnen. Aber in Berlinale-Schlangen hat man immer Spaß.

Die Sektpyramide läuft mit einer Pumpe

Ein Mann in komplett pinken Klamotten, der genau so aussieht wie Rosa von Praunheim, zwinkert mir zu: „Auch wenn Du das denkst: Ich bin nicht Rosa von Praunheim.“ Eine bekannte Schauspielerin nutzt ihre Zeit für Bankgeschäfte und ruft in ihr Telefon: „Ich möchte dieses Aktiendepot endlich abstoßen.“

Ein Regisseur und ein Schauspieler liefern sich einen filmreifen Dialog. Regisseur: „Und, bist Du mit jemandem zusammen gerade?“ – Schauspieler: „Ja, es ist toll.“ – „Wie heißt er?“ – „Es ist eine Sie.“ – „Immer noch die aus Thailand?“ – „Nein. Ich habe sie extra einfliegen lassen, wir waren eine Nacht unterwegs, aber am Ende hat sie mich auf der Straße mit ihren Schuhen beworfen.“ – „Du machst immer Sachen.“ Wir Umstehenden lachen. Da guckt mir der Schauspieler ins Gesicht: „Du bist aber nicht von der Presse, oder?“ – Ich: „Naja, schon.“ Jetzt lachen wieder alle.

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Es scheint nicht unanstrengend zu sein, dieses Leben als Darsteller des Lebens. Die, die gerade eine Rolle brauchen, stehen gleich hinter der Garderobe, damit in der engen Location alle in sie reinfallen. Die Erfolgreichen spielen Ausgelassenheit vor der Tanzflächen-Kamera. Küsschen hier, Selfie da, „siehst Du wieder gut aus!“, und immer schön von den eigenen Projekten schwärmen. Eine Sektpyramiden-Installation an der Bar wird mit einer Pumpe betrieben. Es kommt immer Frisches nach.

Wie viele Rollen passen in eine Berlinale? „Ich war ewig nicht mehr im Kino“, lacht Robert Habeck, als er zur Eröffnungsgala im Berlinale-Palast einläuft. Während der Show muss der Vizekanzler raus zum Telefonieren, die Bundesregierung stresst mal wieder rum. Auch Kai Wegner ist da, der Berliner Wahlgewinner läuft allein über den Roten Teppich. Ein paar Grüne umarmen den CDU-Mann zur Begrüßung. Hier sieht’s ja keiner.

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