zum Hauptinhalt
Michelle Yeoh gewinnt als beste Komödien-Darstellerin. In den Hauptkategorien traten wieder fast ausschließlich Männer an.

© / dpa/Rich Polk

Verunsicherte Filmbranche : Krise vorbei?

Kurze Nachbetrachtung zur 80. Verleihung der Golden Globes.

Ein Kommentar von Christiane Peitz

Ist jetzt bald alles wie früher? Wie damals, vor Corona? Fast könnte man auf die Idee kommen, wenn Jerrod Carmichael, der Moderator der Globes-Gala, mit branchenkritischem Spott die Lacher auf seine Seite zieht und der freundliche Steven Spielberg sich in seiner Dankesrede für die Preise für „The Fabelmans“ bei seiner Mutter bedankt.

Oder wenn die No-Shows in Beverly Hills nicht als politischer Protest gemeint sind, sondern Termingründe haben: Cate Blanchett nahm ihre dritte goldene Weltkugel nicht persönlich entgegen, weil sie auf einem Dreh war. Oder wenn die Deutschen mit „Im Westen nichts Neues“ das Nachsehen haben, obwohl - oder weil? - sie in bewährter Manier auf einen Kriegsfilm setzen. Lange haben sie es in Hollywood ja sonst mit Filmen über die Nazi-Zeit probiert, oder mit anderweitiger Vergangenheitsbewältigung. Klappt immer seltener.

Die Jubiläumsausgabe der Globes-Verleihung in der Nacht zu Mittwoch hatte überhaupt viel von bewährter Manier, mit ihrer Konsens- und Kompromissmischung aus Hollywoodkino und Arthouse. Schon die Nominierungen listeten die aktuellen Blockbuster wie den Überflieger „Avatar“ und „Top Gun: Maverick“ ebenso auf wie die etwas anspruchsvolleren, an der Kasse erfolgreichen Independentproduktionen, von „The Banshees of Inisherin“ bis „Triangle of Sadness“. Die Preise schlagen erst recht den goldenen Mittelweg ein, ehren den allseits beliebten Spielberg und Martin McDonaghs irische Tragikomödie „The Banshees ...“: Schauspieler-Kino mit knorrigen Helden und sprödschönen Landschaften, auch darauf können sich alle irgendwie einigen.

Krise vorbei, nur dass halt mehr gestreamt wird? Im Moment sieht es tatsächlich wenig nach Neustart oder Richtungsänderung aus. Waren die Frauen, die zuletzt in den Award Seasons ebenso abräumten wie endlich auch bei den Festivals in Cannes, Venedig und Berlin, doch nur die Lückenbüßerinnen? Durften sie mal ran in den mit Blockbustern dünn gesäten Pandemiejahren, so wie die Frauen in den Kriegs- und Krisenzeiten des 20. Jahrhunderts den Laden am Laufen hielten? Und jetzt, wo wieder die unbarmherzige Profitorientierung dominiert, stehen wie gehabt die Männer vorne, außer natürlich bei den Darstellerinnenpreisen für Blanchett und Michelle Yeoh ?

Die Branche behauptet Diversität, löst sie hier und da auch ein, und geht gleichzeitig auf Nummer Sicher. Lieber keine riskanten Voten, sondern business as usual. Mal sehen, ob der Kurs sich bestätigt, wenn am 24. Januar die Oscar-Nominierungen bekannt gegeben werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false