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Aufnahmen des Centre Pompidou.

© imago images / Photo12

Wegweisend und doch zu spät: NFTs im Centre Pompidou

Das Centre Pompidou ist die erste große Institution für moderne und zeitgenössische Kunst, die die Beziehungen zwischen Blockchain und künstlerischem Schaffen verhandelt.

Ein Kommentar von Katrin Sohns

In den Sälen 32 und 33 des Centre Pompidou in Paris ist seit einigen Tagen die Ausstellung NFT: Poétiques de l’immatériel, du certificat à la blockchain zu sehen. Achtzehn NFT-Projekte von dreizehn Künstlern wurden in die Sammlung des Hauses aufgenommen. Alle Werke erforschen die technischen Besonderheiten der Blockchain und auf Blockchain basierende Anwendungen. Das Centre Pompidou ist damit die erste große Institution für moderne und zeitgenössische Kunst, die die Beziehungen zwischen Blockchain und künstlerischem Schaffen in dieser Form verhandelt.

Die Diskussion um Blockchain und NFTs und deren Potenzial für Künstler und Kunst ist nicht neu. Wie schon bei der Erfindung anderer Technologien lesen sich frühe Papiere von Künstlern und Künstlerinnen zur Blockchain-Technologie, deren Entstehung auf das Jahr 2008 datiert werden kann, beinahe utopisch. Für viele ging es um nichts weniger als den Aufbau eines alternativen, auf besseren Werten basierenden Systems. Und daran arbeiten sie noch heute. Gefeiert wird besonders die radikale Transparenz der Blockchain-Transaktionen und die damit verbundene Möglichkeit auf mehr Mitbestimmung und Gerechtigkeit. Zudem gilt es, neue Formen von gleichberechtigter Kollaboration zu erkunden.

Die frühen Trailblazer und Träumer sind inzwischen realer geworden. Die mit Blockchain und NFTs verbundenen Hoffnungen werden weniger utopisch verhandelt. Von der Kraft und dem Potenzial blockchainbasierter Anwendungen lassen sie sich aber nicht abbringen. Denn für sie ist klar, dass die Technologie das Potenzial hat, viel zu verändern – auch die Rolle des Künstlers, die Ästhetik der Kunst, deren Vertrieb.

So ist die Ausstellung in Paris wegweisend – sie kommt jedoch zu spät. Weltweit sollten Museen ihre Türen viel früher öffnen und sich als Laboratorien verstehen, in denen Potenziale und Risiken von neuen Technologien frühzeitig erprobt werden können. Kunstresidenzen könnten zeitgleich den Raum bieten, Theorie und Praxis zu verbinden. Eine reine Präsentation oder späte Reflexion greift in Anbetracht der radikalen und rapiden Veränderungen schlichtweg zu kurz.

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