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Schalke-Website: Einfalls-Tor

Offizielle Websites werden immer wichtiger für Bundesligisten – und für Hacker. Die Homepage von Hertha BSC Berlin ist bisher von einer Manipulation verschont geblieben. Bei Schalke 04 sah das zuletzt anders aus.

Schalke 04 hat seinen Stürmer Kevin Kuranyi fristlos entlassen – diese Meldung auf der offiziellen Homepage des Traditionsvereins sorgte am Mittwochabend für Verwirrung. Websites wie bild.de übernahmen die sensationelle Nachricht blitzschnell. Kurz darauf musste die Meldung wieder korrigiert werden. Die Homepage von Schalke 04 war Opfer eines Hackerangriffs geworden. Noch am selben Abend stellte der Verein klar, dass die „Eilmeldung“ komplett falsch und Kevin Kuranyi nicht gefeuert sei.

Dass die Website überhaupt manipuliert werden konnte, liegt an einer Sicherheitslücke im Content Management System, mit dem die Seite gestaltet wird. Schalke benutzt dafür wie viele Internetnutzer das kostenlose, beliebte System Typo3. Bereits am Dienstag hatten Experten vor einer Schwachstelle im System gewarnt, die mit einer raschen Aktualisierung hätte geschlossen werden können. Der Dienstleister von Schalke 04 reagierte offenbar nicht schnell genug. Die Hacker gelangten ans Zugangspasswort zur Website und platzierten die Kuranyi-Falschmeldung. Auch die Homepage des Bundesinnenministers Wolfgang Schäuble wurde auf diesem Wege Opfer von Hackern. Diese setzten hier einen Link mit Kritik zu den umstrittenen Gesetzen zur Vorratsdatenspeicherung.

Das beweist erneut, wie leicht Inhalte im Netz manipuliert werden können – und wie sorgfältig Journalisten bei ihrer Recherche arbeiten müssen. „Allerdings ist der Aktualitätsdruck in den Redaktionen immens“, sagt Hendrik Zörner vom Deutschen Journalisten-Verband (DJV). Erster im Kampf um neueste Nachrichten sein zu wollen – das sei nichts Schlechtes. „Aber inzwischen ist der Wettbewerb so groß, dass Schnelligkeit manchmal vor Sorgfalt geht.“ Den Redakteuren fehle oft die Zeit zur ausgiebigen Recherche, da ihre Arbeitsbelastung so hoch sei. „Die aktuellen Vorfälle zeigen den Verlegern hoffentlich ein weiteres Mal, wie wichtig es ist, in redaktionelles Personal zu investieren.“

Die Zielscheibe der jüngsten Hacker attacke deutet noch auf etwas Weiteres hin: Wie wichtig die Homepages der Bundesligavereine für Imagekontrolle und Selbstdarstellung sind. Mit dem Antritt von Trainer Jürgen Klinsmann hat sich der FC Bayern München zum Beispiel eine eigene Abteilung Neue Medien zugelegt, mit elf Mitarbeitern. An einem Bundesligaspieltag wie am Samstag bei Hertha BSC beschäftigt der Rekordmeister zwölf Leute mit der Pflege des Webauftritts, zwei davon im Stadion, um Liveticker und Webradio am Laufen zu halten. Der medienscheue Trainer gibt auf fcbayern.de schon mal die eine oder andere Neuigkeit exklusiv bekannt. Nichts geht ohne das Internet. Vor Hackerangriffen ist aber auch der Rekordmeister nicht gefeit. „Wir rüsten unsere Firewall und unsere Verschlüsselungstechnik täglich auf, aber so hoch die Latte in puncto Sicherheit auch liegen mag: Es wird immer wieder Hackerangriffe geben“, sagt Stefan Mennerich, Leiter Neue Medien beim FC Bayern.

Die offizielle Homepage von Hertha BSC Berlin ist bisher von einer Manipulation verschont geblieben. Die Kölner Agentur Nexum sorgt für die Sicherheit der Hertha-Seite, betreut auch die Netzauftritte vom 1. FC Köln oder dem Hamburger SV. „Bundesligavereine legen immer mehr Wert auf einen aktuellen und gepflegten Auftritt im Internet“, sagt Nexum-Vorstand Stephan Ritter. „Die Internetseite ist für die Vereine die einzige Möglichkeit, sich ungefiltert zu äußern und zu präsentieren“, sagt Robert Burkhardt, bei Hertha BSC verantwortlich für den Internetauftritt. Fans würden es schätzen, so Informationen aus erster Hand zu bekommen, die frei von Spekulationen sind. Mehrere Millionen Zugriffe verzeichne herthabsc.de pro Monat. Einmal am Tag werde die Seite komplett aktualisiert. Statt eines Gästebuchs gibt es ein Forum, für das sich die Nutzer mit Namen und nachprüfbarer Adresse anmelden müssen. Dadurch seien die Einträge besser zu kontrollieren. Die persönlichen Homepages seiner Spieler beaufsichtigt Hertha BSC allerdings nicht. „Die Spieler können das machen, was sie wollen“, sagt Burkhardt.

Dass so eine Spieler-Homepage nicht immer ein reines Vergnügen ist, musste diese Woche Neu-Nationalspieler Mesut Özil erfahren. Özil hatte sich mit seiner Entscheidung, für Deutschlands Fußball-Nationalmannschaft zu spielen, nicht nur Freunde gemacht. Wegen wütender Protestmails musste der Deutsch-Türke sein Gästebuch auf der eigenen Homepage schließen. Das ist keine Falschmeldung.

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