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Verspekulierung von Geldern des "Mediensteuerzahlers"? Gottschalks Sendung schwächelt in Sachen Quote.

© dpad

ARD und ZDF: Spekulation mit Zuschauergeldern

Die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten haben einen Auftrag. Und für den brauchen sie Geld, das sie vom Mediensteuerzahler bekommen. Das ist bequem, bringt aber Verantwortung mit sich - die die Sender bisher nur bedingt wahrnehmen.

Etwa 7,5 Milliarden Euro geben Bund, Länder und Gemeinden im Jahr für die Unterbringung junger Menschen außerhalb des Elternhauses aus. Das umfasst die Heimerziehung und andere betreute Wohnformen sowie die sozialpädagogische Familienhilfe. Jeder Cent, jeder Euro dieser Summe wird penibel abgerechnet, Löhne und Gehälter sind publik, Fehler haben Konsequenzen. Denn was aus öffentlichen Mitteln bezahlt wird, unterliegt einer besonderen Pflicht zur Transparenz.

Ebenfalls rund 7,5 Milliarden Euro nehmen die öffentlich-rechtlichen Medien im Jahr an Gebühren ein. Demnächst wird das System auf eine Haushaltsabgabe umgestellt, der sich so gut wie keiner entziehen kann. Spätestens dann lässt sich von einer Art Mediensteuer sprechen. Und wie das mit Steuern so ist: Wer zahlt, erwirbt das Recht auf Transparenz. Und auf Rechenschaft. Doch in Sachen Öffentlichkeit liegt bei den Öffentlich-Rechtlichen noch vieles im Argen.

Dass das Fernsehen hohe Summen für seine Stars zahlt, lässt sich kaum ändern. Ob Thomas Gottschalk, Günther Jauch, Anne Will oder Claus Kleber: ARD und ZDF stehen in Konkurrenz mit den Privaten. Sie müssen sich dieser Konkurrenz stellen und im Bieterwettbewerb mithalten. Das nützt auch dem Verbraucher. Stars bringen Quote, Quote bringt Werbung, Werbeeinnahmen vergrößern den Etat, ein großer Etat ermöglicht – zumindest in der Theorie – gute Qualität.

Ob allerdings die Einkommensmillionäre überzeugend eine Gerechtigkeitsdebatte moderieren können, steht auf einem anderen Blatt. Jauch und seine Produktionsfirma erhalten pro Sendeminute angeblich 4487,18 Euro, pro Staffel 10,5 Millionen. Dieses Geld verdient er damit, unter anderem über das Schicksal der Kassiererin „Emmely“ zu plaudern, die wegen geklauter Pfandbons fristlos entlassen worden war. Oder über Kredite, Upgrades, Hotelübernachtungen und den Ehrensold eines Bundespräsidenten.

Drei Begriffe standen im Zentrum der Debatte über Christian Wulff – Transparenz, Verantwortung und Gerechtigkeit.

Stichwort Transparenz: Was ARD und ZDF für welche Leistung genau bezahlen, wird diskret behandelt. Die Honorare für die Stars verstecken sich oft hinter den Produktionskosten. Jauch und Will produzieren selbst, der Vertrag mit Gottschalk wurde mit einer Werbetochter des WDR abgeschlossen. Aus „versteckten Töpfen“ wiederum sollen gelegentlich auch Auftrittshonorare für exklusive Talkshowgäste bezahlt worden sein.

Stichwort Verantwortung: Gottschalks Vorabendshow „Gottschalk Live“ ist offenbar ein Flop. Extrem teuer, extrem wenig Zuschauer. Eine Grundlage seines Salärs waren die zu erwartenden Werbeeinnahmen. Das heißt, die Rechnung geht nicht auf. Wer immer das Debakel verursacht hat, müsste zur Rechenschaft gezogen werden. Aber wer hat das Debakel verursacht, und wer wird dafür zur Rechenschaft gezogen? Immerhin wurde hier das Geld des Mediensteuerzahlers verspekuliert. Der wird wohl vergeblich auf eine Antwort warten.

Stichwort Gerechtigkeit: Auf tausenden Journalisten und freien Mitarbeitern der Öffentlich-Rechtlichen lastet ein enorm hoher Spardruck. Auch sie hören Jauch, Will und Gottschalk über Solidarität und gesellschaftlichen Zusammenhalt philosophieren, auch bei ihnen klaffen Botschaft und erfahrene Realität auseinander. Denn auch sie spüren, dass 7,5 Milliarden Euro öffentlicher Einnahmen verpflichten – eben zu Transparenz, Verantwortung und Gerechtigkeit.

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