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Ein zerstörter Wohnkomplex in Kiew

© Imago/Luis Alves

Geberkonferenz für die Ukraine: Hinschauen, wenn das Scheinwerferlicht wieder aus ist

Wieder ein Treffen, um der kriegszerstörten Ukraine zu helfen. Klingt gut. Aber hinter derartigen Großevents verschwindet gern, was tatsächlich ankommt.

Ein Kommentar von Andrea Dernbach

Dass Geben seliger ist denn Nehmen, gilt vor Weihnachten allemal. Insofern passt die Geberkonferenz für die Ukraine am Dienstag perfekt in die Zeit.

Die Ziele, „den dringenden Bedarf“ des kriegszerstörten Landes zu erfüllen, „zum Wiederaufbau beizutragen und langfristig ins wirtschaftliche Potenzial der Ukraine zu investieren“, wie es auf der Website des Elysée-Palastes heißt, gehen zum Glück auch über die unmittelbare Nothilfe hinaus.

Nur: Werden Sie erfüllt? Es ist ja nicht die erste Geberkonferenz in diesem langen Schreckensjahr für die Ukraine. Bereits im Juli versammelten sich die Hilfswilligen in Lugano, im Oktober traf man sich in Berlin.

Fragt sich, ob es nicht auch regelmäßige Telefonate und Videokonferenzen zwischen den Hauptstädten und den zuständigen UN-Organisationen täten, um Hilfe zu beschließen und zu koordinieren. In Lugano bezifferte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij den Wiederaufbaubedarf auf 720 Milliarden Euro.

Dass dies nach weiteren fünf Monaten russischen Bombardements und Zerstörung noch genügt, darf bezweifelt werden. Und: Was ist von den Zusagen im Tessin und in Berlin tatsächlich angekommen?

Gipfeltreffen dieses Zuschnitts sind ein Stück – absolut legitimer – politischer Kommunikation. Sie produzieren Fernsehbilder, befeuern den Textausstoß in den Medien und sagen der Öffentlichkeit, Bürger:innen und Betroffenen lauter als eine bescheidene Presseerklärung: Seht her, wir tun was.

Zusagen und was aus ihnen wird

Was dann tatsächlich getan wird, geschieht stiller. Und daher oft gar nicht. Ein instruktives Beispiel liefern die Geberlisten des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen UNHCR. Es erhält von seinen internationalen Geber:innen, Staaten wie reichen Privaten, regelmäßig nur einen Bruchteil des Geldes, das gegen das wachsende Flüchtlingselend nötig wäre – erschütternd wenig übrigens von den superreichen Ölstaaten. Und oft bestenfalls die Hälfte dessen, was versprochen war.

Die Regierungen sind dabei einigermaßen auf der sicheren Seite. Dramatische Anklagen werden sie weder von den UN noch von den Betroffenen hören. Wer beißt schon die Hand, die einen, wenn auch viel zu dürftig, füttert?

Bleiben die Medien und die Zivilgesellschaft, NGOs, die den Job übernehmen müssen: nachsetzen und draufschauen, was passiert, wenn die Scheinwerfer ausgeschaltet sind.

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