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Ebola-Helfer bei der Vorbereitung auf ihren Einsatz in Westafrika.

© Reuters

Hilfe gegen Ebola: Mehr Einsatz, bitte!

Die Politik muss deutsche Ärzte, die in den Ebola-Gebieten helfen, besser unterstützen.

Das Mea Culpa wenigstens haben sie hinbekommen, auch wenn es – um sich selber nicht angreifbar zu machen – eher ein Nostra Culpa ist. Wir alle, so das öffentliche Politiker-Eingeständnis, haben zu spät reagiert auf den Ebola-Ausbruch. Immerhin, aus Fehlern lässt sich lernen. Doch was folgt aus der Brustklopferei? Was tut not, um Betroffenen zu helfen und die eigenen Bürger zu schützen?

Bei Letzterem – der Gesundheitsminister wird nicht müde, das zu betonen – steht Deutschland bestens da im internationalen Vergleich. Sieben Sonderisolierstationen bundesweit, 47 Behandlungsplätze. Die weit bevölkerungsreicheren USA haben nicht mal die Hälfte davon. Das Robert-Koch-Institut ist wachsam, die Koordination scheint zu funktionieren. Das Paul-Ehrlich-Institut mischt mit beim Test eines Impfstoffes. Und direkte Flugverbindungen in die Ebola-Länder gibt es nicht. Die Bedrohung hierzulande ist minimal, auch ohne Zwangskontrollen und präventive Fiebermesserei, die Gefahr, sich mit Tuberkulose oder gefährlicher Grippe anzustecken und daran zu sterben, weit höher. Abschottungs-Aktionismus hilft keinem, er befördert nur Hysterie.

Es dauert und dauert

Das wirkliche Versäumnis betrifft die Hilfe vor Ort. Es ist beschämend, dass die Regierung fast ein halbes Jahr benötigt, um deutsche Ärzte und Pfleger an der Behandlung von Ebola-Patienten in Westafrika zu beteiligen. Zwar ist der Aufbau von zwei Behandlungszentren, betrieben von Rotem Kreuz und Bundeswehr, geplant. Doch das alles dauert. Erst war die Rückkehr eines Erkundungsteams abzuwarten. Nun merken die Organisatoren, dass sie nicht genug Personal zum Betrieb ihrer Kliniken haben. 220 Helfer sind es derzeit, darunter 90 Ärzte. Das reicht für nicht viel mehr als einen Durchgang, denn nach vier Wochen muss das Personal der Belastung wegen durch neues ersetzt werden.

Nun mag man die Kritik an fehlenden Freiwilligen für wohlfeil halten. Erstens haben sich weit mehr Interessierte gemeldet – und das strenge Aussieben nach medizinischer Erfahrung, Englischkenntnissen und Tropentauglichkeit muss wohl sein. Zweitens lässt sich persönliches Engagement, noch dazu unter Gefahr für Leib und Leben, nicht erzwingen. Auch mit Blick darauf ist der Einsatz der „Ärzte ohne Grenzen“ nicht hoch genug zu würdigen. Momentan ist es diese, auf Spenden angewiesene Organisation, die in den Ebola-Gebieten einen Großteil des internationalen Einsatzes stemmt.

Man kann Engagement auch fördern

Wer derart hilft, tut es aus persönlichem Ethos heraus. Einforderbar ist solches Engagement nicht. Doch man kann es fördern. Mit Appellen, öffentlicher Würdigung. Zudem sollte das Drumherum abgesichert sein. Die Helfer brauchen eine Rückholgarantie. Eine auf bestmögliche Behandlung im Ansteckungsfall. Und Familienschutz. Ob und wie private Versicherer bei Ebola-Helfern im Infektionsfall einspringen, ist noch immer ungeklärt. Hier sollte die Politik Druck machen. Sie könnte einen Fonds für Helfer auflegen. Oder Kliniken unter die Arme greifen, damit die ihre Ärzte freistellen. Trotz Personalnot. Am Ende nämlich profitieren alle von ihren Einsätzen. Sie sind die beste Prävention vor einer weiteren Ausbreitung der Krankheit. Und medizinisches Personal, das sich unter Extrembedingungen bewährt und qualifiziert hat, kann sich auch nur jeder wünschen.

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