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Patientin in einer Therapiesitzung

© imago/Westend61/IMAGO/Bonninstudio

Keine PKV nach einer Therapie: Die Stigmatisierung von psychischen Leiden muss ein Ende haben

Wer schon einmal wegen einer psychischen Belastung krankgeschrieben war, hat es schwer, in die Private Krankenversicherung aufgenommen zu werden oder eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Kommentar über ein falsches Signal.

Ein Kommentar von Theresa Dräbing

Prävention ist besser als Nachsorge – sollte man meinen. In der Welt der privaten Versicherer sieht das anders aus. Wer schon einmal bei einem Psychotherapeuten war oder auch nur wegen akuter Stresssymptome krankgeschrieben, hat es schwer, eine Police bei einer Privaten Krankenversicherung (PKV) zu bekommen oder eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) abzuschließen – und wenn doch, dann nur mit hohen Risikoaufschlägen.

Der Grund: Versicherer fürchten, dass diese Kunden auch in Zukunft Therapien in Anspruch nehmen müssen.

Nun ist das Vorgehen der Versicherer bis zu einem gewissen Grad verständlich: Das Finanzierungssystem bei Privaten Versicherern ist ein anderes als etwa in der Gesetzlichen Krankenversicherung. Die Gesellschaften müssen Kosten auch zugunsten der Versicherungsgemeinschaft klein halten – für hohe absehbare Kosten zahlt am Ende die Gemeinschaft aller Versicherten in Form von höheren Tarifen.

Versicherer differenzieren zu wenig

Nicht nachvollziehbar ist aber dennoch, alle Diagnosen, die irgendeine Art von psychischer Belastung bescheinigen, über einen Kamm zu scheren. Denn nach Angaben von Versicherungsmaklern haben es Antragssteller mit jeder Art von Diagnose, die eine psychische Belastung bescheinigt, sehr schwer, einen guten Tarif in der PKV oder BU zu bekommen. Auch der Vereinigung der Psychotherapeuten zufolge differenzieren die Versicherer hier zu wenig: So kann sich selbst die Trauerbegleitung nach dem Tod einer nahestehenden Person durch einen Psychotherapeuten auf einen Versicherungsabschluss negativ auswirken.

Dies setzt ein völlig falsches Signal. Psychische Erkrankungen lassen sich – wie andere Erkrankungen auch – besser behandeln, je früher sie erkannt und therapiert werden. Geschieht dies aus Angst vor Nachteilen nicht – etwa weil man fürchtet, nach einer Behandlung keinen gewünschten Versicherungsabschluss mehr zu bekommen –, schadet das der Gesundheit.

Versicherer sollten Prävention schätzen und sich die Mühe machen, zu differenzieren. Denn wer sich frühzeitig um seine Gesundheit sorgt, wird später weniger Leistungen in Anspruch nehmen müssen. Und weniger Kosten verursachen.

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