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Unübersehbar ein Problem: Es gibt ein Menschenrecht auf Wohnen.

© dpa/Hauke-Christian Dittrich

Wohnen ist Leben: Wohnungslosigkeit fordert die Politik unübersehbar heraus

Ein Dach über dem Kopf ist ein Menschenrecht – finden kirchliche Organisationen. Und nicht nur die. Die Ampel muss wie versprochen Abhilfe schaffen.

Eine Kolumne von Stephan-Andreas Casdorff

Wohnungspolitik ist Wohnungslosenpolitik. Und die gehört auf die Tagesordnung. Warum das wichtig ist? Weil es – wie besonders in den USA zu beobachten ist – sehr schnell sehr viele treffen kann.

Laut aktuellem Wohnungslosenbericht der Bundesregierung gibt es in Deutschland mehr als eine Viertelmillion Menschen, die ohne eigenen Mietvertrag sind und dementsprechend als wohnungslos gelten. In Metropolregionen finden selbst Menschen mit mittlerem Einkommen kaum noch bezahlbaren Wohnraum auf dem freien Markt.

In Berlin sind laut jüngsten Zahlen vom Statistischen Bundesamt von 2022 rund 26.000 Menschen in Not- und Gemeinschaftsunterkünften. Fachleute gehen inzwischen von bis zu 30.000 aus. Die Zahl steigt. Und die der Wohnungslosen auf der Straße schwankt zwischen 2000 und 10.000.

Das ist allein die Hauptstadt. Was tun? Die Linkspartei und die Diakonie, das evangelische Hilfswerk, nehmen sich aktuell des Themas an.

Linke und Diakonie beseelt der gleiche Ansatz

Die Linke hat sich jetzt in einem Antrag im Bundestag dafür ausgesprochen, den erfolgreich erprobten „Housing-First“-Ansatz aus den USA fest zu nutzen. Dabei werden wohnungslose Menschen als Grundlage für weitere Hilfen zuerst in eine eigene Wohnung vermittelt. Die Diakonie unterstützt den Vorstoß.

Wohnungslosigkeit ist ein soziales Problem, das nicht nur einen Aspekt hat. Wohnung bedeutet festen Wohnsitz, bedeutet die Chance auf einen Job, ein Konto, Papiere – kurz: bedeutet einen wichtigen Anfang.

Das ist schon mal ein Ansatz. Aber die Bundesregierung wird sich noch mehr einfallen lassen müssen. Immerhin hat sie das Ziel, Wohnungslosigkeit bis zum Jahr 2030 zu überwinden. Kostbare Zeit verrinnt.

Wohnraum muss erst einmal zur Verfügung stehen. Und da ist es so, dass immer mehr Menschen um zu wenige bezahlbare Wohnungen konkurrieren. Auf diesem Markt haben Wohnungslose keine Chance. Umso wichtiger ist es, neue Wege zur Unterstützung auch zu finanzieren.

„Housing First“ ist bisher in Form von Projekten angeboten worden: in Bremen, Düsseldorf, Frankfurt, Gießen, Hamburg, Hannover, Leipzig und Stuttgart. In Berlin konnten im Rahmen eines Modells 40 Menschen mit Wohnraum versorgt werden. Alle Projekte müssen allerdings dauerhaft gesichert werden, durch eine sozialrechtlich abgesicherte Regelfinanzierung.

Wer nun insgesamt die flächendeckende Versorgung mit angemessenem und bezahlbarem Wohnraum erreichen will, muss die Politik sozial (und ökologisch) auslegen. Heißt: sozialen Wohnungsbau stärken, Mietrecht reformieren. Als Rahmenbedingungen für gemeinwohlorientierte und gemeinnützige Wohnungswirtschaft. Das steht jetzt auf der Tagesordnung. Im Bundestag in Berlin und darüber hinaus.

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