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Eine Demonstration gegen rechts am 21. Januar in München.

© AFP/MICHAELA STACHE

Update

Veranstalter melden 250.000 Teilnehmende: Münchner Demo gegen rechts wegen zu großen Andrangs abgebrochen

Nach Samstag wird auch am Sonntag in vielen Städten Deutschlands gegen Rechtsextremismus demonstriert. Der Andrang ist enorm und teilweise sogar zu groß.

| Update:

Der Organisator einer Demonstration gegen rechts in München hat die Veranstaltung wegen Überfüllung abgebrochen. Das sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. Die Sicherheit der schätzungsweise 80.000 Teilnehmer sei nicht mehr zu gewährleisten gewesen.

Ursprünglich hatte die Polizei mit rund 25.000 Menschen gerechnet. Die Veranstalter meldeten bis zu 250.000 Teilnehmende.

Auch in Berlin, Bremen, Cottbus, Köln und in vielen anderen Städten quer durch die Bundesrepublik wird am Sonntag wieder gegen Rechtsextremismus demonstriert. Dabei geht es besonders gegen die rechtspopulistische bis rechtsextreme AfD. Vertreter der Partei hatten in Potsdam an einem Treffen von Rechtsextremisten teilgenommen, bei dem über „Remigration“ gesprochen wurde.

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In Berlin versammelten sich rund 100.000 Menschen (Stand: 17 Uhr), wie die Polizei dem Tagesspiegel mitteilte. „Damit alle Platz finden, haben wir die Versammlungsfläche erweitert“, schrieb die Behörde auf X.

In Köln haben am Sonntag viele Menschen gegen die AfD und für die Demokratie demonstriert. Nach Angaben eines Polizeisprechers kamen für einen Demozug von der Deutzer Werft durch die Innenstadt und eine wenig später anlaufende Demo des aus mehr als 50 Parteien, Organisationen und Initiativen bestehenden Bündnisses „Köln stellt sich quer“ insgesamt „sicherlich mehrere Zehntausend Menschen“ zusammen.

Der Andrang sei wie erwartet enorm. Die Veranstalter sprachen sogar von 70.000 Teilnehmern in der Spitze – die Schätzung bezeichnete ein Polizeisprecher am Nachmittag als „nicht unrealistisch“.

„Dont (sic) Nazi Be Happy“ steht auf einem Plakant bei einer Demo in Köln am 21. Januar.
„Dont (sic) Nazi Be Happy“ steht auf einem Plakant bei einer Demo in Köln am 21. Januar.

© REUTERS/JANA RODENBUSCH

Die Kundgebung mit dem Titel „Demokratie schützen, AfD bekämpfen“ wird auch von den Bands Kasalla, Höhner, Cat Ballou, Bläck Föös, Paveier und Brings unterstützt. Die Bands schrieben auf ihren Fanseiten vorab: „Wir hoffen, dass wir alle laut sind. Und es klar wird: Bis hierhin und nicht weiter.“

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Demonstrantin Lisa (18) sagte am Sonntag in Köln: „Nichts sagen wird schon als Zustimmung gewertet, deshalb sind wir hier und sagen „Nein“ zu Rassismus.“

„Kein Kölsch für Nazis“

Unzählige Plakate trugen bunte Aufschriften wie „Hass macht krank“ oder „Kein Kölsch für Nazis“. Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) appellierte an die Demo-Teilnehmer, in den Dialog zu treten gegen Hass und Menschenfeindlichkeit. „Wir sind die, die Demokratie verteidigen. Sprechen Sie mit denen, die die Demokratie angreifen.“

Auch in vielen anderen Städten fanden am Sonntag weitere Demos statt. In Bremen nahmen nach Angaben des Netzwerks Campact 50.000 Menschen teil, die Polizei schätzte die Zahl auf 45.000.

Ein Plakat bei einer Demo gegen rechts am 21.01.2024 in Bremen.
Ein Plakat bei einer Demo gegen rechts am 21. Januar in Bremen.

© IMAGO/Axel Kaste

Großer Andrang wurde auch zum Auftakt einer Demonstration in Stuttgart gemeldet. Kurz nach Beginn sei der Marktplatz bereits voll, teilte die Polizei mit. In Dresden demonstrierten nach Informationen des Mitteldeutschen Rundfunks ebenfalls Tausende. 

Osten, Westen, Norden, Süden: Mindestens 300.000 Demonstrierende am Samstag

Zuvor waren allein am Samstag mindestens 300.000 Demonstranten auf die Straße gegangen, darunter allein 35.000 in Frankfurt/Main und Hannover, 30.000 in Dortmund, 20.000 in Karlsruhe und Stuttgart, 18.000 in Heidelberg, 16.000 in Halle, 15.000 in Nürnberg, 12.000 jeweils in Kassel, Gießen und Recklinghausen und 9000 in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt, wo der rechtsextreme AfD-Politiker Björn Höcke im Herbst als Wahlsieger die Regierung übernehmen will.

Die geografische Breite der Kundgebungen sei bemerkenswert, sagt der Konfliktforscher Andreas Zick der Deutschen Presse-Agentur. Ost und West seien vertreten, Metropolen wie auch kleinere Städte.

Außerdem beteiligten sich Menschen, die noch nie oder seit Jahren nicht mehr demonstriert hätten. „Es sind nicht nur die erwartbaren urbanen, gebildeten und engagierten Milieus, sondern eine generationenübergreifende Zivilgesellschaft.“

Man spüre, dass ein Ruck durch die Gesellschaft gegangen sei: „Dass Richter, die Kirchen und vor allem die Unternehmen sich so klar an die Seite der Demonstrationen stellen, hat es lange nicht gegeben.“

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Eine Medienrecherche gab den Anstoß

Was aber ist es, dass diesen Ruck plötzlich ausgelöst hat? In den Umfragen ist die AfD schließlich schon seit vielen Monaten stark. Es dürften die erschreckend konkreten Details sein, die dank der Recherchen des Medienhauses Correctiv über das Treffen von Rechtsradikalen in einer Potsdamer Villa im November bekannt geworden sind.

Daran hatten auch mehrere AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion teilgenommen. Der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, hatte nach eigenen Angaben über „Remigration“ gesprochen.

„Das weckt unwillkürlich Erinnerungen an die furchtbare Wannseekonferenz“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) dazu der Funke Mediengruppe. Sie wolle beides nicht miteinander gleichsetzen.

„Aber was hinter harmlos klingenden Begriffen wie „Remigration“ versteckt wird, ist die Vorstellung, Menschen wegen ihrer ethnischen Herkunft oder ihrer politischen Haltung massenhaft zu vertreiben und zu deportieren.“ (dpa/AFP/epd)

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