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Dagmar Schmidt sitzt seit 2013 für die SPD im Bundestag. Die studierte Historikerin ist Mutter eines Sohnes.

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Alleinerziehende Eltern: „Ich bin privilegiert“

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Dagmar Schmidt spricht im Interview über das Leben als alleinerziehende Berufstätige und mögliche Strafmittel gegen Väter, die sich bei den Unterhaltszahlungen drücken.

Frau Schmidt, Sie sitzen als alleinerziehende Mutter im Deutschen Bundestag. Wie meistern Sie Ihren Alltag?

Sicher ist es anstrengender, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren, wenn man alleinerziehend ist. Aber ich bin nicht nur privilegiert, weil ich genug verdiene, um mir eine tolle Kinderfrau leisten zu können, sondern mein Sohn hat auch einen engagierten Vater und Großeltern, die mithelfen. Und wir haben in Wetzlar gute Kindergärten. Eine alleinerziehende Verkäuferin mit schwierigen Arbeitszeiten, verantwortungslosem Vater und Großeltern, die nicht um die Ecke wohnen hat, da ganz andere Herausforderungen zu meistern.

Erfahren Alleinerziehende in Deutschland zu wenig staatliche Unterstützung?

Wir bezuschussen den laufenden Betrieb von Kindergärten mit jährlich 100 Millionen Euro; den Ausbau der Betreuung der unter Dreijährigen jährlich mit 845 Millionen Euro. Wir haben Alleinerziehende steuerlich entlastet und Kindergeld und Kinderzuschlag erhöht. Wir haben in der Arbeitsmarktpolitik etwa mit dem Programm soziale Teilhabe den Schwerpunkt auf die Förderung und Unterstützung von Langzeitarbeitslosen mit Kindern gelegt. Und wir haben Teilzeitausbildungen erleichtert und unterstützen diese. Alleinerziehende erfahren Unterstützung, es müsste aber noch mehr sein.

Was muss sich ändern?

Alleinerziehende müssen die Möglichkeit für eine gute Arbeit haben, um den Lebensunterhalt ihrer Familie eigenständig zu sichern. Dazu gehören Ausbildung und gute Bezahlung sowie rücksichtsvolle Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. Voraussetzung dafür ist eine gute Ganztagsbetreuung auch in der Schule. Die staatlichen Leistungen für Familien müssen zielgenauer dort ankommen, wo sie besonders gebraucht werden. Bei den Alleinerziehenden, bei den Geringverdienenden und bei Familien mit vielen Kindern.

Wie erklären Sie sich, dass hunderttausende Väter ihren Unterhaltspflichten nicht nachkommen?

Viele Väter sind selber nicht in der Lage , das Geld aufzubringen, sei es weil sie arbeitslos oder verschuldet sind. Etliche andere haben einfach nur einen verantwortungslosen Charakter.

SPD-Chef Gabriel will Unterhaltsverweigerern den Führerschein entziehen. Kann das eine gerechte Strafe sein?

In jedem Fall ist es etwas, das viele Menschen mehr schmerzt als eine Geldbuße und vielleicht eher zum Nachdenken und Handeln bringt.

Trifft Führerscheinentzug Autofahrer auf dem Land nicht härter als den Stadtbewohner?

Ja, dieser Ungerechtigkeit werden wir uns stellen müssen. Ich komme aus einer ländlichen Region und für viele Menschen hier wäre der Entzug des Führerscheins gleichbedeutend mit dem Verlust des Arbeitsplatzes. Das ist nicht zu vergleichen mit jemandem aus Berlin-Mitte oder der Frankfurter Innenstadt. Und was machen wir mit Unterhaltsverweigerern ohne Führerschein? Dennoch ist es eine klare Ansage an verantwortungslose Elternteile.

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