zum Hauptinhalt
Trump-Fans hoffen auf seine Rückkehr ins Weiße Haus.

© MAURO PIMENTEL/AFP

Kandidatenkür bei US-Republikanern: An Trump kommt niemand vorbei? Manche schon

Der Ex-Präsident hat die Partei weitgehend im Griff. In Alaska gewinnt, in Wyoming verliert eine Frau, die für seine Absetzung gestimmt haben. Eine Analyse.

An Donald Trump kommt bei der Kandidatenaufstellung der Republikaner für die Kongresswahl im November so schnell keine und keiner vorbei. Aber einige eben doch.

Deshalb zogen die Vorwahlen in Wyoming und Alaska in der Nacht zu Mittwoch eine besondere Aufmerksamkeit auf sich. Dort kandidierten Frauen, die sich dem Parteitrend zur Unterordnung unter Trump widersetzt hatten.

Mehr noch: Liz Cheney, Abgeordnete aus Wyoming, und Lisa Murkowski, Senatorin aus Alaska, hatten in den Impeachment-Verfahren für Trumps Absetzung als Präsident gestimmt. Und sich ihn damit zu einem persönlichen Feind gemacht.

Trump verwendet viel Energie darauf, gegen weibliche wie männliche Widersacher Kandidaten aufzustellen, die ihm gegenüber loyal sind. Und die er dann im innerparteilichen Wahlkampf unterstützt.

Trotz Niederlage bleibt Cheney eine Hoffnungsträgerin

Die Niederlage Liz Cheneys, seit sechs Jahren Mitglied des Repräsentantenhauses, gegen die von Trump unterstützte Harriet Hagemann war erwartet worden. Mit 66 zu 29 Prozent fiel Hagemanns Sieg sogar noch deutlicher aus als prognostiziert.

Und das in einem Staat wie Wyoming, wo das persönliche Beziehungsgeflecht noch zählt. Er ist mit 584.000 Einwohnern der bevölkerungsärmste der 50 Bundesstaaten. Der Familienname Cheney hat dort keinen schlechten Klang hat.

Vater Dick Cheney war Vizepräsident unter George W. Bush und hatte in den diversen Ämtern seiner Laufbahn viel finanzielle Unterstützung aus Bundeskassen organisiert.

Trotz der Schlappe richten sich weiter enorme Hoffnungen auf Cheney: Sie soll mit einer Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2024 eine zweite Amtszeit Trumps verhindern.

Blickt man auf die Gesamtheit der bisherigen Kandidatenkür quer durch die USA, ist klar: Trump hat enormen Einfluss auf die Partei. Wer sich offen gegen ihn stellt, riskiert eine Niederlage in den Vorwahlen.

Von den zehn Republikanern, die im Repräsentantenhaus für das Impeachment gestimmt haben, haben überhaupt nur zwei noch die Chance, dem nächsten Kongress anzugehören. Vier traten wegen Aussichtslosigkeit erst gar nicht mehr an. Vier verloren bei der Kandidatenkür in den Vorwahlen.

Alaska probt ein neues Verfahren: offene Vorwahlen

Es gibt aber auch Gegenbeispiele. Dazu zählt der Erfolg von Lisa Murkowski in Alaska. Sie setzte sich mit 44 Prozent an die Spitze des Bewerberfelds für den Senatssitz.

Lisa Murkowski, Senatorin aus Alaska, will als Trump-Gegnerin wiedergewählt werden.

© Win McNamee/Pool/REUTERS

Alaska ist zu einem offenen Vorwahlsystem übergegangen. Dort werden nicht in jeder Partei einzeln die Kandidatin oder der Kandidat gekürt, die dann in der Hauptwahl gegeneinander antreten. Sondern unabhängig von der Parteizugehörigkeit rücken die Bestplatzierten in die Hauptwahl vor.

Mit Blick auf den Senat sind das Murkowski und Kelly Tshibaka, die konservativer ist, von Trump unterstützt wird und nur wenige Prozentpunkte hinter Murkowski landete. Murkowski sitzt seit 2002 im Senat. Damals hatte ihr Vater sie als Nachfolgerin ernannt, als er den Senatssitz aufgab, um Gouverneur zu werden.

Siegerin Murkowski hat sich als Parteirebellin profiliert

Die 65-Jährige hat sich in drei Amtszeiten als Liberalkonservative profiliert. Sie stimmte mehrfach mit den Demokraten gegen die Republikaner, etwa bei der Bestätigung der Verfassungsrichterin Ketanji Brown Jackson, die als erste Afroamerikanerin an den Supreme Court kommt. Und sie verteidigt die Abtreibungsfreiheit, eine Seltenheit unter Republikanern.

Damit ist sie in der Partei immer wieder angeeckt. 2010 wurde nicht sie als republikanische Kandidatin aufgestellt, sondern ein Repräsentant der „Tea Party“, die damals den rechten Parteiflügel vertrat. Sie begann eine so genannte „Write in“-Kampagne, forderte Wähler auf, ihren Namen auf den Stimmzettel zu schreiben – und gewann. 2016 ließ die Partei sie dann doch wieder als ihre Bewerberin antreten.

Ein Ziel offener Vorwahlen ist es, den Trend zu brechen, dass beide Lager bei parteiinternen Vorwahlen nicht moderate Kandidaten aufstellen, sondern oft ideologische Eiferer. Das hat zu immer mehr rechten Republikanern und linken Demokraten im Kongress geführt, die sich parteiübergreifenden Kompromissen verschließen.

Sarah Palin tut sich trotz Trumps Hilfe schwer beim Comeback

Rivalin Kelly Tshibaka ist zwei Jahrzehnte jünger, hat bisher im Landesdienst von Alaska gearbeitet und greift Murkowski wegen deren Bereitschaft zur partiellen Kooperation mit den Demokraten an. Alaska habe die Wahl zwischen einer Senatorin, die die Interessen des Staats und konservative Werte verteidigen werde, und Murkowski, die „mit der desaströsen Biden-Regierung zusammenarbeitet und uns jeden Tag schadet“.

Sarah Palin, Ex-Gouverneurin von Alaska, versucht ein Comeback, tut sich trotz Trumps Unterstützung aber schwer.

© Brandon Bell/Getty Images/AFP

Bei der Kandidatenaufstellung als Abgeordnete aus Alaska versucht die frühere Gouverneurin Sarah Palin ein Comeback. Sie wird von Trump unterstützt und gilt als Prototyp für den Schwenk der Republikaner von einer Partei, die für konservative Werte und eine vom Staat möglichst unabhängige Wirtschaftspolitik steht, zu einer populistischen Kampforganisation, die den politischen Gegner herabwürdigt und Kooperation aus Prinzip verweigert.

2008 hatte der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain sie zur „Running Mate“ gemacht. Trotz Trumps Unterstützung landete Palin mit 31 Prozent nur auf Platz zwei hinter der Demokratin Mary Peltola.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false