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Die Ampelkoalition will Väter dazu bringen, mehr Care-Arbeit zu übernehmen. Mit ihrer Elterngeldreform dürfte sie das Gegenteil erreichen.

© IMAGO/HalfPoint Images

Änderungen beim Elterngeld: So wird Kinderkriegen in Deutschland noch unattraktiver

Ab April können Eltern nur noch einen Monat gleichzeitig Basiselterngeld beziehen. Die Bundesregierung will damit die Gleichberechtigung fördern – betreibt aber familienfeindliche Politik.

Ein Kommentar von Benjamin Lamoureux

Die Bundesregierung will jungen Familien in Deutschland mehr Gleichberechtigung verordnen und hat dazu im Familienministerium einen Entschluss gefasst. Vergleichsweise geräuschlos und ohne den gewohnten Streit haben SPD, Grüne und FDP bei der Verteilung der Etats Anfang des Jahres eine Änderung beschlossen, die junge Eltern sprachlos und wütend machen dürfte.

Ab dem 1. April können Partner nach einer Geburt nur noch einen Monat gleichzeitig Basiselterngeld beziehen die Leistung also, die den Verdienstausfall kompensieren und Eltern ermöglichen soll, sich um das Kind zu kümmern.

Die Idee dahinter ist: Männer, die in vielen Fällen bald nach der Geburt wieder arbeiten gehen, sollen dazu gebracht werden, mehr Elternzeit zu nehmen – und zwar allein mit dem Kind. Wissenschaftliche Untersuchungen, so argumentiert das Familienministerium, hätten nämlich gezeigt, dass die Männer auch danach mehr Verantwortung bei der Kinderbetreuung und im Haushalt übernähmen. Soweit die Theorie.

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Dass viele Väter bald nach der Geburt wieder arbeiten, dürfte neben der Tatsache, dass viele Mütter vor allem die erste Zeit mit dem Kind ausschöpfen wollen, an dem immer noch starken Lohngefälle zwischen Männern und Frauen liegen und vielleicht weniger an einem Unwillen der Väter. Wenn eine Familie mit nur einem Einkommen und Elterngeld auskommen muss, für welches wird sie sich wohl entscheiden? Vermutlich für das höhere Gehalt, das in diesem Land leider meistens noch der Mann nach Hause bringt.

Und auch dafür, dass Väter mehr als einen Monat gemeinsam mit der Mutter Elterngeld beziehen wollen, gibt es gute Gründe: biologische Fakten etwa. Frauen müssen sich nach einer Geburt im Wochenbett erholen. Da ist es ein Glück, wenn sich der Mann um Haushalt, Einkäufe und Papierkram kümmern kann. 

Diese Realitäten ignoriert die Neuregelung

Mütter brauchen durchschnittlich sechs bis acht Wochen zur Erholung nach der Geburt. Mit den Folgen traumatischer Geburten haben Frauen aber oft länger zu kämpfen. Mit der Neuregelung beim Elterngeld hat das Familienministerium nun aber beschlossen, dass die Erholung nach vier Wochen abgeschlossen sein sollte. Dann ist der Monat des gemeinsamen Elterngelds nämlich abgelaufen, der Mann muss wieder arbeiten und die junge Mutter ist auf sich gestellt.

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Wenn Familien den von Familienministerin Paus gewünschten Weg einschlagen, dann sähe der zum Beispiel so aus: Eine Mutter geht nach sechs Monaten wieder arbeiten und muss mit ihrem in den meisten Fällen geringeren Einkommen für das Auskommen der Familie sorgen.

Der Mann bliebe zu Hause und würde die politisch gewünschte Care-Arbeit leisten. Die Familienpolitiker setzen dabei voraus, dass das sechs Monate alte Kind die Trennung von der Mutter gut verkraftet und dass die Mutter am Feierabend noch die Milch für den kommenden Tag abpumpt, falls noch gestillt wird.

Die Ampelkoalition schafft mit ihrer Elterngeld-Reform keinen Anreiz für den Vater, mehr zu Hause zu bleiben. Sie dürfte sogar das Gegenteil erreichen. Was ein politisch verordneter Fortschritt im innersten Bereich der Familie sein soll, ist dann in Wirklichkeit ein großer Rückschritt, der für Frauen bedeutet: mehr Kinderbetreuung, Rückkehr an den Herd, weniger Rentenpunkte, höheres Risiko für Altersarmut. Kinderkriegen wird durch diese Neuregelung nur noch unattraktiver in Deutschland. 

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