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Andrea Nahles (SPD) und Volker Kauder (CDU) stellen ein Buch über den 2012 gestorbenen früheren SPD-Fraktionschef Peter Struck vor.

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Andrea Nahles (SPD) und Volker Kauder (CDU): Groko in der Lederjacke

Andrea Nahles (SPD) und Volker Kauder (CDU) stellen ein Buch über den 2012 verstorbenen SPD-Fraktionschef Peter Struck vor - und üben für die Groko.

„Wenn’s zu dieser großen Koalition kommt, trete ich in Berlin in meiner roten Lederjacke auf“, sagt Volker Kauder, Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag. Neben ihm sitzt die SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles und sagt lachend: „Das wird unseren Mitgliederentscheid positiv beeinflussen.“

Die beiden Politiker sind am Mittwoch in die Berliner Zentrale der Friedrich- Ebert-Stiftung gekommen, um gemeinsam an den 2012 verstorbenen SPD-Politiker Peter Struck zu erinnern. Kauder hat ein Buch über seinen ehemaligen Kollegen und persönlichen Freund herausgegeben. Doch auf dem Podium geht es an diesem Tag um viel mehr – nämlich um die Frage: Wie geht es weiter in Sachen Groko?

Nahles und Kauder bemühen sich, nicht zu viel auszuplaudern. Die nächste große Koalition ist ja noch längst nicht besiegelt. Dennoch: An diesem Vormittag ist die Groko bereits mit den Händen zu greifen. Nicht nur, weil die beiden Fraktionschefs Witze austauschen wie den mit der roten Jacke, eine Hommage an den Lederjacken-Fan Struck. Sondern auch, weil Nahles und Kauder so gut gelaunt sind wie zwei Großkoalitionäre am Tag der Amtseinführung.

Zu Beginn ihres Gesprächs belassen es beide noch beim üblichen Polit-Sprech. Von einer „hervorragenden Arbeitsbeziehung“ redet Kauder, Nahles beschwört eine „wichtige Achse“ zwischen den Fraktionschef.

Der Anlass für diese Botschaften ist passend gewählt. Unter der großen Koalition von 2005 bis 2009 arbeiteten die Fraktionschefs von Union und SPD, Kauder und Struck, bestens zusammen. Sie wurden Freunde. Geht es nach Nahles und Kauder, soll das nun wieder so sein.

Die Kritik an der SPD übernimmt Nahles

Trotzdem dürfe man nicht so tun, als stehe die Groko schon, betont Kauder. In Bezug auf die Bedingungen, die von der SPD aufgestellt wurden, sagt er in Richtung Nahles: „Da, wo wir können, da machen wir, aber wo wir nicht können, da müsst ihr auch mal Ruhe geben.“ In diesem Moment sagt er „ihr“, die beiden gehen vertraut miteinander um, trotzdem duzen sich die zwei Spitzenpolitiker auf der Bühne nicht.

Kauder verspricht, bis zum SPD-Mitgliederentscheid nichts Schlechtes über die Sozialdemokraten zu sagen. „Sozis“, wie er sie nennt, vom abschätzigen Wort „Sozen“ nimmt er Abstand. Die Kritik an der SPD übernimmt dafür Nahles. „Das ist mir zu verzagt“, sagt sie über die parteiinternen Groko-Gegner und klagt über mangelndes Selbstbewusstsein der eigenen Partei.

Spricht Kauder, dann lächelt Nahles viel. Sie nickt schon, bevor ihr Sitznachbar den Satz zu Ende gesprochen hat. „Ich habe mich mit Frau Nahles per Blickkontakt verständigt“, sagt Kauder über die zukünftige Zusammenarbeit im Parlament. „Das funktioniert schon.“

Dass es trotz der neuen Nähe zwischen Nahles und Kauder nicht immer leicht werden könnte in einer möglichen Groko, wissen auch die beiden Fraktionschefs. Das sei schon zu Peter Strucks Zeiten so gewesen, erinnert sich Kauder. „Das, was bei dir die CSU ist, sind bei mir die Frauen“, habe Struck stets über fraktionsinterne Streitereien gesagt. Kauder erzählt, sein Verhältnis zu dem SPD-Fraktionschef sei so eng gewesen, dass die zwei manche Entscheidungen sogar per Münzwurf getroffen hätten. Hier hakt Nahles dann doch ein. Das werde es mit ihr nicht geben, verspricht sie.

Die beiden Groko-Befürworter bekommen viel Applaus von den rund 450 Gästen der Friedrich-Ebert-Stiftung. Kauder will die Koalitionsverhandlungen bis Karneval, also Anfang Februar, abschließen. „Es kann aber auch Veilchendienstag noch verhandelt werden“, wendet Nahles ein. „Frau Nahles will, dass sich etwas bewegt, ich beweg’ mich mit“, sagt Kauder. Vielleicht macht er das bald in einer roten Lederjacke.

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