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Nach heftigen Kämpfen konnten die Regierungstruppen den Belagerungsring am Sonntag wieder schließen.

© AFP

Bürgerkrieg in Syrien: Rebellen im Osten von Aleppo wieder eingekesselt

Von einer möglichen Wende im Kampf um Aleppo war die Rede, als sich die Rebellen einen Korridor freigekämpft hatten. Jetzt sitzen sie im Osten der Stadt wieder fest.

Die Rebellen im Ostteil der heftig umkämpften syrischen Stadt Aleppo sind nach Geländegewinnen der Regimetruppen erneut belagert. Die Einheiten von Machthaber Baschar al-Assad rückten am Sonntag südlich der geteilten Metropole vor und schnitten so den Versorgungskorridor in die Rebellengebiete ab, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Die Truppen von Präsident Baschar al Assad hätten die drei Militärakademien in der nordsyrischen Stadt zurückerobert, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag mitteilte.

Mit der Einnahme auch der Akademie der Artillerie kontrollierten die Regierungstruppen nun wieder alle drei Militärhochschulen; das bedeute, dass die von den Rebellen gehaltenen östlichen Stadtteile "erneut komplett umschlossen sind", sagte der Leiter der Beobachtungsstelle Rami Abdel Rahman. Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von einem Netzwerk von Informanten in Syrien. Die Angaben sind für Medien meist kaum zu überprüfen.

Die Lage in Aleppo, der einstigen Wirtschafts- und Kulturmetropole des Landes, ist verheerend. Die Stadt ist seit Mitte 2012 in einen von den bewaffneten Aufständischen kontrollierten Osten und einen von der Regierung beherrschten Westen geteilt. In den Vierteln unter Kontrolle der Rebellen leben rund 250.000 Menschen, in den von der Regierung gehaltenen Stadtteilen sind es etwa 1,2 Millionen. Die syrische und die russische Luftwaffe greifen immer wieder von Rebellen gehaltene Wohngebiete an. Mitte Juli hatte die Armee bereits einmal den Ring um die von den Rebellen gehaltenen Viertel geschlossen, doch war es den Dschihadisten nach drei Wochen gelungen, die Belagerung wieder zu durchbrechen.

Rückschlag bei Verhandlungen zwischen USA und Russland

Die Bemühungen der USA und Russlands um ein gemeinsames Vorgehen erlitten am Sonntag einen Rückschlag. Washington warf Moskau am Sonntag vor, die Gespräche mit Nachverhandlungen von eigentlich bereits geklärten Fragen hinauszuzögern. "Die Russen sind auf einige Punkten zurückgekommen, von denen wir dachten, dass wir bereits Übereinstimmung erzielt haben", sagte ein ranghoher US-Vertreter am Rande des G20-Treffens im chinesischen Hangzhou. Zuvor hatte es aus dem US-Außenamt noch zuversichtlich geheißen, ein Abkommen stehe kurz bevor. Doch dann gab ein Vertreter des Ministeriums zu, dass eine Einigung doch noch entfernt sei. Die beiden Außenminister John Kerry und Sergej Lawrow würden sich am Montag in Hangzhou zu weiteren Verhandlungen treffen. Bei den Verhandlungen geht es um ein gemeinsames Vorgehen der Weltmächte in Syrien und damit einen Waffenstillstand in dem Bürgerkriegsland. US-Präsident Barack Obama sagte am Sonntag in Hangzhou, beide Seiten arbeiteten "rund um die Uhr" an einer Lösung. Die Verhandlungen seien "sehr kompliziert", aber die Gespräche mit den Russen "entscheidend".

Die USA und Russland unterstützen in Syrien entgegengesetzte Seiten. Während Moskau ein enger Verbündeter von Präsident Assad ist, unterstützt Washington verschiedene bewaffnete Gruppen von Assad-Gegnern. Zuletzt waren Verhandlungen zwischen Kerry und Lawrow in Genf in der vergangenen Woche ohne ein abschließendes Ergebnis geblieben. Auch mehrere Verhandlungsrunden zwischen Regierung und Aufständischen unter UN-Vermittlung haben bislang nicht zu einem Ende des Krieges geführt, bei dem seit Beginn des Aufstands im März 2011 nach UN-Angaben mehr als 290.000 Menschen getötet wurden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte in Hangzhou, die G20 seien sich "einig, dass der politische Prozess wieder in Gang kommen muss". Insbesondere die Lage im umkämpften Aleppo sei "nicht hinnehmbar". "Wir alle hoffen, dass es jetzt schnell zu einem Waffenstillstand in Aleppo kommen kann", um dort humanitäre Hilfe zu leisten.

Rebellen vertreiben IS aus letzten Gebieten an Grenze zur Türkei

Unterdessen haben von türkischen Panzern und Kampfflugzeugen unterstützte syrische Rebellen offenbar die letzten Gebiete der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) an der Grenze zur Türkei erobert. Mit dem Verlust von mehreren Dörfern in dem Gebiet habe der IS damit seine einzige direkte Verbindung zur Außenwelt verloren, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Über die Türkei verliefen wichtige Nachschubwege der Extremisten. Am Samstag war die türkische Armee unter anderem mit 20 Kampfpanzern über die Grenze vorgestoßen. Die Militäroperation "Schutzschild Euphrat" richtet sich dabei auch gegen die Kurdenmiliz YPG, die von Ankara als terroristisch eingestuft wird. (dpa/AFP)

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