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Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit.

© picture alliance/dpa / Carsten Koall

Der Minister und die Krankenhäuser: Lauterbachs Reform ist nötig – doch etwas fehlt dem Plan

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schaute für die Pläne zur Klinikreform auch nach Dänemark. Vielleicht lohnt ein zweiter Blick gen Norden.

Ein Kommentar von Hannes Heine

Als Karl Lauterbach unter dem Eindruck der gerade erst abflauenden Coronakrise einen kleinen Kreis an Fachleuten versammelte, wusste der Gesundheitsminister, worauf er sich einlässt. Wer Krankenhäuser reformieren will, plant das besser in nicht allzu großer Runde. Sonst hätten Klinikbetreiber, Landesregierungen, Krankenkassen eigene Interessen durchzusetzen versucht.

Und so informierte Lauterbach sie erst, als der Reformplan in Grundzügen fertig war. Deshalb ringt Lauterbach nun im Nachhinein mit denen, die er zuvor nicht dabei haben wollte.

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Das ist schwierig, denn Regionalpolitiker und Fachverbände sagen ungern: Einige Abteilungen unserer örtlichen Klinik sind allenfalls Mittelmaß – sie zu schließen ist sinnvoll, damit wir uns auf bestimmte Eingriffe konzentrieren, vielleicht fusionieren wir sogar gleich mit einem anderen Krankenhaus.

Dabei hat Lauterbach recht. In Deutschland gibt es zu viele Kliniken, die sich um bestimmte Patienten, im Abrechnungsjargon: Fallpauschalen, streiten. Diese Pauschalen sind für die Fälle in Kindermedizin oft so knapp, dass die Krankenhäuser netto draufzahlen und lieber auf lukrative Hüftgelenke setzen: In Deutschland wurden 2017 je 100.000 Bewohner 309 künstliche Hüftgelenke eingesetzt, in Dänemark nur 248.

Gut, dass Lauterbach das ändern will: Kliniken sollen Geld erhalten, weil sie da sind, also potenzielle Hilfe vorhalten. Und weil sie dann weniger der unnötigen, durch die Fallpauschalen ausgelösten Eingriffe durchführen werden, so die Idee, kostet die Reform kein Extrageld. Kann das klappen?

Als Dänemark vor 20 Jahren sein Gesundheitswesen reformierte, machte es das mit dem Taktstab eines starken Staates: Das Volk wurde ermahnt, nicht wegen jeder Petitesse eine Rettungsstelle aufzusuchen, bis heute entscheidet oft der Hausarzt, ob ein Klinikbesuch nötig ist.

Doch die dänische Regierung bezahlte die Reformverlierer auch: Regionen, die alte Krankenhäuser schlossen und moderne Ärztezentren errichteten, bekamen Geld. Milliardensummen begleiteten den Abriss, der so zum Aufbruch in ein digitales, ambulanteres Gesundheitswesen wurde.

Sicher, Deutschland hat heute schon eines der teuersten Gesundheitssystem der Welt. Für die Reformphase aber wird Lauterbach nachlegen müssen.

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