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Abgang im Unterhemd: Laurent Gbagbo wurde festgenommen.

© Reuters

Elfenbeinküste: Gbagbo in Abidjan festgenommen

Der monatelange Machtkampf in der Elfenbeinküste ist entschieden. Soldaten des international anerkannten Präsidenten Alassane Ouattara nahmen am Montag den langjährigen Staatschef Laurent Gbagbo im Zentrum der Wirtschaftsmetropole Abidjan fest.

Unklar blieb zunächst, inwieweit Soldaten der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich und UN-Blauhelme an der Festnahme beteiligt waren. Ein Gbagbo-Vertrauter hatte gesagt, französische Spezialeinheiten hätten den Ex-Präsidenten verhaftet. Der französische Botschafter in Abidjan, Jean-Marc Simon, betonte hingegen, Rebellentruppen hätten den ehemaligen Staatschef ergriffen. Gbagbo hatte die Präsidentschaftswahl im November gegen Ouattara verloren. Anschließend weigerte er sich, die Niederlage einzugestehen. Zuletzt hatte er sich in seiner Residenz verschanzt.

Unmittelbar vor der Ergreifung Gbagbos waren Panzer der in dem westafrikanischen Land stationierten französischen „Licorne“-Truppe und der UN entlang der Zufahrt zur Residenz des Ex-Staatschefs in Stellung gebracht worden. Nach seiner Festnahme wurde Gbagbo in Ouattaras Hauptquartier in Abidjan gebracht. Gbagbo solle wegen seiner Verbrechen der Justiz übergeben werden, sagte Ouattaras UN-Botschafter Youssoufou Bamba.

Zuvor hatten französische Einheiten und UN-Kampfhubschrauber die Residenz Gbagbos, seinen Palast sowie mehrere Militärlager beschossen. Der Sprecher der UN-Mission in der Elfenbeinküste (Unoci), Hamadoun Touré, sagte dem Tagesspiegel, Ziel der Operation sei es gewesen, schwere Waffen der Anhänger Gbagbos auszuschalten.

Vor der Festnahme hatte in Paris Präsident Nicolas Sarkozy den Vorwurf aus dem Lager der Gbagbo- Anhänger zurückweisen lassen, Frankreich wolle den abgewählten Präsidenten „ermorden“. „Frankreich verfolgt nicht das Ziel, Laurent Gbagbo militärisch zu verfolgen“, sagte Präsidentenberater Henri Guaino dem Fernsehsender „France 2“.

Andreas Mehler vom Hamburger Giga- Institut für Afrika-Studien kommentierte die Festnahme so: „Ohne die französische Unterstützung hätte das länger gedauert. Das wird den in der Elfenbeinküste, aber auch in ganz Afrika, verbreiteten Eindruck, dass es hier eine Form spätkolonialer Einmischung gegeben hat, weiter verfestigen.“ Mehler erwartete, dass Ouattara als Präsident von einer großen Minderheit nicht akzeptiert oder womöglich gar weiter bekämpft werden wird. Aus seiner Sicht stellen aber auch die Verbündeten Ouattaras, die Forces Nouvelles, und Ouattaras Premierminister Guillaume Soro ein Problem für den neuen Präsidenten dar. „Soro wurde nicht gewählt“, sagte Mehler. Und mit Blick auf die Massaker im Westen des Landes sei es „problematisch, dass diese Gewaltakteure“ eine größere Rolle spielen dürften. Gilles Yabi von der Nichtregierungsorganisation „International Crisis Group“ sagte: „Ouattara darf nun nichts tun, um Gbagbo zu demütigen.“ Es werde für Ouattara schwer werden, gemäßigte Politiker aus dem Gbagbo- wie dem Soro-Lager in eine neue Regierung zu integrieren, meinte Yabi.

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