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24.10.2022, Baden-Württemberg, Calw: Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) gibt bei ihrem Besuch beim Kommando Spezialkräfte (KSK) ein Statement ab. Die Ministerin informiert sich über den Stand der Umsetzung des Reformpakets sowie über die Leistungsfähigkeit der Einheit. Foto: Bernd Weißbrod/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa / Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Update

Lambrecht beruft Krisentreffen ein: Bundeswehr hat erneut schwere Probleme mit dem Schützenpanzer Puma

Bei einer Übung für die Beteiligung an einer Nato-Eingreiftruppe fiel der Schützenpanzer komplett aus. Das Verteidigungsministerium lädt nun zum Krisengespräch.

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Nach einer Pannenserie beim Schützenpanzer Puma sollen Vertreter der Bundeswehr und der Rüstungsindustrie an diesem Montag über das weitere Vorgehen beraten. An dem Gespräch soll auch Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) teilnehmen.

Der Schützenpanzer war bei Übungen der Bundeswehr für die Beteiligung an der Nato-Eingreiftruppe VJTF (Very High Readiness Joint Task Force) auf schwere technische Probleme gestoßen. Bei einem Training mit 18 Gefechtsfahrzeugen sei die Einsatzbereitschaft binnen einiger Tage auf null gesunken, berichtete der „Spiegel“.

Das Magazin berief sich auf ein Schreiben des Kommandeurs der 10. Panzerdivision Generalmajor Ruprecht von Butler an die Führung des Heeres und das Verteidigungsministerium. Die Schützenpanzer sollen eigentlich ab Januar für die Schnelle Eingreiftruppe der Nato eingesetzt werden.

Das Manöver fand nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Schießübungszentrum der Panzertruppe statt und der Brief sorgte im Verteidigungsministerium seit Freitag für Wirbel.

„Während eines Durchgangs im Schießübungszentrum des Heeres sind wir in dieser Woche mit einem unerwartet hohen Ausfall an Schützenpanzer Puma bei herausfordernden Übungsbedingungen konfrontiert worden“, erklärte Heeres-Inspekteur Alfons Mais zu dem Vorfall. Bis dahin hätten sich die Fahrzeuge „in Bezug auf die Einsatzbereitschaft als zunehmend verlässlich erwiesen“.

Ein Schützenpanzer des Typs Puma.

© dpa/Fotoreport Rheinmetall

„Alle Stellen im Heer wie auch das Beschaffungsamt der Bundeswehr mit der Heeresinstandsetzungslogistik und den beteiligten Industrieunternehmen führen im Moment eine umfangreiche Bestandsaufnahme durch“, erklärte Mais weiter. Das Ziel sei, die Einsatzbereitschaft des Schützenpanzers so schnell wie möglich wiederherzustellen.

Marder vorerst als Ersatz

Da der Puma voraussichtlich bis Ende April 2023 nun nicht zur Verfügung stehen werde, werde er bei der Nato-Eingreiftruppe „bis auf weiteres“ durch den alten, aber bewährten Schützenpanzer Marder ersetzt, kündigte von Butler laut „Spiegel“ an.

Der Beitrag der Bundeswehr für die NATO-Speerspitze „kann weiterhin sichergestellt werden“, bestätigte Mais trotz der Probleme zuversichtlich. An dem Gespräch mit Lambrecht sollen Rüstungs-Staatssekretär Benedikt Zimmer, Generalinspekteur Eberhard Zorn, Mais und von Butler teilnehmen, hieß es aus Kreisen des Verteidigungsministeriums. Über das geplante Krisentreffen hatte zuvor die Zeitung „Welt“ berichtet.

Christine Lambrecht, Verteidigungsministerin, spricht mit Alfons Mais, Inspekteur des Heeres.

© dpa/Philipp Schulze

„Die Verpflichtung gegenüber der NATO werden wir ab dem 1. Januar erfüllen“, sicherte auch Zorn zu. Er habe bereits unmittelbar nach Eingang der Meldungen über die „Puma“-Ausfälle bei der Übung Gespräche mit der Industrie aufgenommen. Diese habe auch Unterstützung zugesagt.

„Nach Erstbewertung der Truppe werden wir nach Rückkehr der Puma in die Standorte sofort eine Schadensaufnahme vornehmen“, erklärte Zorn weiter. Dabei würden Spezialisten der Industrie einbezogen.

Vor allem Elektronik betroffen

Von einem Totalausfall berichtet der „Spiegel“ nach Lektüre des Briefes. Die letzten beiden noch einsatzbereiten „Pumas“ seien „am gestrigen Schießtag nach anderthalb Stunden mit Turmdefekten“ auch noch ausgefallen, schrieb der General demnach.

Vor allem die Elektronik der Hightech-Panzer ist dem Bericht zufolge anfällig, in einem Panzer habe es sogar einen schweren Kabelbrand im Fahrerraum gegeben.

Die Art der Mängel seien der Truppe bereits bekannt gewesen, heißt es in der Mail, sie seien „allerdings noch nie in dieser Häufigkeit“ aufgetreten. Dabei seien die Systeme nur auf Schießbahnen in der norddeutschen Tiefebene bewegt und dort „nicht übermäßig beansprucht“ worden.

FDP fordert schnelle Aufklärung

Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann äußerte im „Handelsblatt“ die Erwartung an die Bundeswehr, schnell zu klären, „wo der Fehler liegt und wie das Problem zu lösen ist“. Der FDP-Politiker Marcus Faber führte die Ausfälle in den Zeitungen der Funke Mediengruppe auf Versäumnisse „über Jahre“ bei der Bundeswehr zurück.

Der CDU-Verteidigungspolitiker Henning Otte forderte Lambrecht in der „Rheinischen Post“ auf, sich nicht nur um künftige Großprojekte zu kümmern, sondern auch um „die Einsatzfähigkeit, die heute notwendig ist“.

Nach Einschätzung des Schirrmeisters der betroffenen Kompanie, die er für sehr glaubhaft halte, schreibt der General, sei davon auszugehen, dass die volle Einsatzbereitschaft der Kompanie erst wieder in drei bis vier Monaten hergestellt werden könne.

Der von zahlreichen technischen Problemen geplagte Schützenpanzer Puma war erst im vergangenen Jahr für gefechtstauglich erklärt worden. Das von Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und der Rheinmetall Landsysteme GmbH (RLS) entwickelte und produzierte Gefechtsfahrzeug hatte zuvor schon als „Pannenpanzer“ Schlagzeilen gemacht. (dpa, AFP)

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