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Hillary Clinton

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Geplante Kandidatur: Hillary Clinton - Amerikas ideale Präsidentin

Heute will Hillary Clinton ins Rennen um das Weiße Haus einsteigen. Es ist an der Zeit, dass eine Frau das mächtigste Land der Welt regiert. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Christian Tretbar

An der Spitze der amerikanischen Zentralbank steht Janet Yellen, sie ist als Hüterin des Dollars eine der mächtigsten Frauen der Welt. An der Spitze des Internationalen Währungsfonds steht die Französin Christine Lagarde, sie bestimmt als IWF-Chefin mit über die Geschicke vieler Nationen. An der Spitze der deutschen Bundesregierung steht Angela Merkel, sie hat in den vergangenen Wochen und Monaten die Weichen in der Ukraine-Krise gestellt und bei den Atomverhandlungen mit dem Iran eine unverzichtbare Rolle gespielt. Nur in der amerikanischen Politik sind es noch Barack Obama, Joe Biden, Harry Reid und John Boehner, die – in dieser Reihenfolge – die höchsten Staatsämter besetzen.
Nun schickt sich Hillary Clinton an, diese Phalanx der Männer zu durchbrechen. Die Demokraten verlangen nach ihr, selten ist in den USA ein Kandidat so unangefochten in der eigenen Partei gewesen. Getragen wird ihre Kandidatur zudem von einer überparteilichen Unterstützung durch amerikanische Frauen. Man kann die Politik in den USA auch mit Blick auf die Wahlen 2016 als ewig gleiche Rivalität von Republikanern und Demokraten in einem dualen Parteiensystem betrachten, die sie fraglos ist. Man kann es aber auch so sehen: Mit Clinton, deren Kandidatur-Ankündigung für den heutigen Sonntag erwartet wird, hat erstmals in der amerikanischen Geschichte eine Frau ernsthafte Chancen, die nächste Präsidentin der USA und damit die mächtigste Frau der Welt zu werden. Niemand ist dafür so prädestiniert wie sie.

Unnahbar, berechnend und arrogant

Gründe, die gegen sie sprechen, gibt es viele. Man muss sie wirklich nicht mögen. Clinton ist unnahbar, berechnend und arrogant, und sie gibt sich nur mäßig Mühe, dies zu verschleiern. Sie gilt als eisenhart zu Leuten, die ihr im Weg stehen, und als geschmeidig bei ihren Positionen, etwa zum Irakkrieg. Im Umgang mit der Wahrheit ist sie bestenfalls virtuos zu nennen. Die Clinton-Art nennen sie es in Washington, wie das Ehepaar Bill und Hillary Clinton die Welt nach seinen Interessen formt. In diesem Weltbild ist es kein Widerspruch, Millionenspenden aus Saudi-Arabien für die Clinton-Foundation anzunehmen und zugleich für Menschenrechte einzutreten. Aber Clinton bewirbt sich ja auch für das Weiße Haus, in dem schon immer gedealt, getrickst und, ja, gelogen wurde. Wozu die Illusionen? Zudem sind mit den Jahren die Vorbehalte gegen eine dynastische Fortsetzung der Clinton-Herrschaft im Weißen Haus schwächer geworden.

Denn auf der anderen Seite bringt sie mehr als ausreichend Qualifikationen für das Amt mit. Als First Lady galt sie acht Jahre lang als engste Beraterin ihres Mannes; als Senatorin hatte sie Gelegenheit, das filigrane, mitunter destruktive Washingtoner Wechselspiel zwischen Regierung und amerikanischem Kongress zu lernen. Als Außenministerin und seit ihrem Ausscheiden nun in der Clinton-Foundation gibt es kaum einen Staats- und Regierungschef, den sie nicht gut kennt. Hillary Clinton ist in der Welt zu Hause. Für ein Amerika, das wie nie zuvor in der Geschichte nach seinem Platz in der globalen Weltordnung sucht, sind das exzellente Voraussetzungen.

Was wäre die Alternative zu ihr?

Und dann ist da noch der F-Faktor: kein anderes Thema zieht sich so konsequent und glaubwürdig durch Clintons Biografie wie das der Frauenrechte. Sie hat diese Politik als Außenministerin und im Rahmen der Clinton-Stiftung aktiv betrieben wie kaum eine andere global agierende Politikerin. Seit mehr als 30 Jahren setzt sie sich für gleiche Löhne, gleiche Rechte und für die globale Gleichbehandlung von jungen Mädchen und Frauen ein. Sie mag innenpolitisch eine Liberale und außenpolitisch ein Falke sein; berechenbar aber ist sie beim Thema Frauenrechte. So wie Barack Obamas Wahl ein großer Schritt für die Gleichberechtigung der Schwarzen war, wäre Hillary Clintons Wahl ein Triumph für die Gleichberechtigung von Frauen.
Und was wäre die Alternative zu ihr? Auf der demokratischen Seite lohnt die Suche kaum. Die Alternativen aufseiten der Republikaner sind eher weitere Argumente für sie: Sei es Ted Cruz, der Baptist aus Texas, der finstere Kräfte beschwört, die von Washington aus das Land zerstören. Sei es Scott Walker, Gouverneur aus Wisconsin, der an vorderster Front im Kampf gegen Gewerkschaften und den Mindestlohn steht. Die Mehrheit der Bewerber im Republikaner-Feld vertreten eine weiße Mittelschicht, die das Recht auf Waffen für heilig hält, Homosexualität als Krankheit betrachtet und eine Krankenversicherung als kommunistische Verfehlung bekämpft.

Ihr stärkster Gegner wäre wohl Jeb Bush, der Bruder und Sohn ehemaliger Präsidenten, der wie sie für das Establishment steht und moderat im Ton auftritt. Sein Anliegen ist es, die Republikaner auch jenseits der Bastion älterer weißer Männer wählbar zu machen. Aber der Name Bush steht auch für die bleiernen Jahre nach dem 11. September 2001, die dem Land nicht guttaten. Und Jeb Bush ist nicht minder konservativ, als sein Bruder George W. Bush es war. Im Wettbewerb mit Hillary Clinton scheint keiner der Namen eines möglichen nächsten republikanischen Präsidenten überzeugend. In einer Welt, die seit Jahrhunderten von Männern gelenkt wird, ist es an der Zeit, es auch einmal mit einer Frau als mächtigster Politikerin der Welt zu versuchen.

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