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Hans-Christian Ströbele im Jahr 20202 bei einer Jubiliäumsfeier der Grünen.

© Imago Images / Christian Spicker

Update

Im Alter von 83 Jahren gestorben: Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele ist tot

Er war Mitbegründer der Grünen und saß 21 Jahre für den Berliner Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg im Bundestag. Nun ist Hans-Christian Ströbele gestorben.

Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele ist tot. Er starb am Montag im Alter von 83 Jahren, wie sein Rechtsanwalt Johannes Eisenberg am Mittwoch mitteilte.

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Der frühere RAF-Anwalt Ströbele, dessen Markenzeichen ein roter Schal, leuchtend weiße Haare und sein Fahrrad waren, war 2002 als erster Grüner per Direktmandat im Berliner Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg in den Bundestag gewählt worden und ging damit in die Parteigeschichte ein. Ströbele hatte die Grünen mitgegründet und saß 21 Jahre lang im Bundestag.

Erst 2017, mit 78 Jahren, war er aus der aktiven Politik ausgestiegen, betrieb seine Anwaltskanzlei in Berlin aber zunächst weiter. Vor seiner Zeit bei den Grünen war er aktiv in der damaligen Außerparlamentarischen Opposition (APO).

Gemeinsam mit dem späteren Bundesinnenminister Otto Schily und dem späteren Rechtsextremisten Horst Mahler verteidigte er als Anwalt erst Aktivisten der Studentenbewegung, dann auch Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF).

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Der Sohn eines Chemikers aus Halle an der Saale war eine Symbolfigur vor allem des linken Flügels der Grünen und scheute Auseinandersetzungen auch mit den eigenen Parteifreunden nie – etwa mit dem früheren Außenminister und Vizekanzler Joschka Fischer.

So war Ströbele gegen die deutsche Beteiligung am Kosovo-Krieg, den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr und die Hartz-IV-Reformen. Im Parlament stimmte er immer wieder gegen die Linie seiner Fraktion.

In den letzten Jahren im Bundestag hatte Ströbele sich unter anderem intensiv dem Thema Geheimdienste gewidmet und mit einem Besuch bei US-Whistleblower Edward Snowden in Moskau Schlagzeilen gemacht.

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Rechtsanwalt Eisenberg schrieb in seiner Mitteilung: „Er hat selbst entschieden, dass er den langen Leidensweg, den ihm seine Erkrankungen zugemutet haben, nicht mehr fortsetzen wollte und lebenserhaltende Maßnahmen reduziert.

Er war bis zuletzt bei vollem Bewusstsein. Nicht der Geist, der Körper wurde ihm zur Qual und hat ihn am 29. August 2022 verlassen.“

Kanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte Ströbele auf Twitter mit folgenden Worten: „Sein Antrieb war, Politik zu machen und die Gesellschaft zu verändern.“ Weiter schrieb Scholz: „Mit Christian Ströbele verliert Deutschland einen streitbaren Politiker, der die politische Debatte über Jahrzehnte mitgeprägt hat. Meine Gedanken sind bei seiner Familie.“ 

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Die Grünen betrauern den Tod ihres Mitbegründers. Mit Ströbele verliere die Partei „eine Ikone des Kampfs für Demokratie und Frieden“, schrieb Co-Parteichef Omid Nouripour am Mittwoch auf Twitter. „Ich verliere einen wunderbaren Ex-Büronachbarn, von dem ich soviel über kritischen, substanziellen und respektvollen Diskurs gelernt habe. Hans-Christian, ruhe in Frieden.“

Co-Parteichefin Ricarda Lang schrieb: „Er hat mich mit seiner Integrität und seinem unbeirrbaren Kampf gegen Ungerechtigkeit zutiefst beeindruckt. Mit ihm geht ein großer Politiker, Rechtsanwalt und Mensch, der unsere Partei aber auch unser ganzes Land geprägt hat.“

Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) sagte, Ströbele sei ein Politiker gewesen, „der vielen Menschen imponiert hat – mir auch – wegen seiner Geradlinigkeit, seinem unverrücklichen Einsatz für Bürgerrechte, für soziale Politik“.

„Ein Querkopf und Freigeist ist von uns gegangen“, sagte zudem Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) dem Nachrichtenportal t-online. Ströbele sei Parlamentarier und Grüner durch und durch gewesen. „Sein Antrieb war die Verteidigung der Bürgerrechte, gegen jede staatliche Obrigkeit“, so Göring-Eckardt.

Die Politische Geschäftsführerin der Grünen Emily Büning erklärte: „Wir trauern um unseren Freund, Wegbegleiter, Wegweiser, (Vor-)Kämpfer – um den wunderbaren Menschen Hans-Christian Ströbele. Wir werden dich noch gebührend verabschieden, lieber Ströbi, jetzt sind unsere Gedanken bei deiner Familie. Du wirst fehlen.“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte Ströbele auf Twitter: „Sein Antrieb war, Politik zu machen und die Gesellschaft zu verändern.“ Deutschland verliere einen streitbaren Politiker, der die politische Debatte über Jahrzehnte mitgeprägt habe.

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hat den verstorbenen Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele als streitbaren linken Demokraten und Vorkämpfer rot-grüner Koalitionen gewürdigt. Ströbele sei „ein prinzipientreuer und konsequenter Politiker gewesen“, teilte Giffey am Mittwoch mit.

„Seine Persönlichkeit stand für seine Ziele und Überzeugungen.“ Er gehöre zu denen, die aus der Studentenbewegung den langen Weg durch die Institutionen angetreten hätten. Auf diesem Weg habe er erfolgreich daran mitgearbeitet, die Stadt und das Land zu verändern. (dpa)

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