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Kaukasus-Konflik: Krieg der Worte zwischen Moskau und Washington

Es ist schlecht bestellt um die Beziehungen zwischen den USA und Russland: Als "inakzeptabel" tadelt US-Präsident Bush den Militäreinsatz in Georgien. Russland weißt diese Kritik als "inakzeptabel" zurück. Es ist eine Eskalation der Worte, die den Beginn einer neuen Eiszeit markieren könnte.

Im Kaukasus-Konflikt schlagen Washington und Moskau immer schärfere Töne an. Die USA drohten angesichts des russischen Vorgehens am Montag mit dauerhaften Folgen für die Beziehungen zwischen beiden Ländern. Der russische Regierungschef Wladimir Putin wiederum warf den USA vor, zur Störung der Lage beigetragen zu haben, indem sie bis zu 2000 georgische Elitesoldaten aus dem Irak mit US-Transportmaschinen in den Südkaukasus geflogen hätten. Die Regierung in Tiflis verglich er mit dem von den USA gestürzten Regime des irakischen Machthabers Saddam Hussein.

Auch vor dem UN-Sicherheitsrat in New York kam es zu heftigen Wortgefechten zwischen den Botschaftern beider Länder, Zalmay Khalilzad (USA) und Witali Tschurkin (Russland): Khalilzad warf Russland eine "Terrorkampagne" gegen Zivilisten vor. Tschurkin erwiderte kühl: "Nun unternehmen Sie doch keine Propagandaaktivitäten hier im Sicherheitsrat." Khalilzad warf Russland dann ausdrücklich vor, Saakaschwili stürzen zu wollen und einen "Regimewechsel" in Tiflis anzustreben. Tschurkin spottete: "'Regimewechsel' ist ein amerikanischer Begriff." Er fügte hinzu: "Das ist absolut inakzeptabel, insbesondere aus dem Mund des Vertreters eines Landes, dessen Vorgehen im Irak, in Afghanistan und in Serbien wir gut kennen."

Medwedew: "Diese Gewalt ist nicht akzeptabel"

US-Präsident George W. Bush und sein Stellvertreter Richard Cheney verurteilten das Vorgehen Russlands scharf. Bush warf Moskau eine "überzogene Reaktion" vor. Er habe Putin die gleiche Botschaft wie Präsident Dmitri Medwedew übermittelt: "Ich sagte, diese Gewalt ist nicht akzeptabel." Cheney erklärte am Sonntag (Ortszeit): "Die russische Aggression darf nicht ohne Antwort bleiben." Sollte die Gewalt andauern "wird dies ernsthafte Konsequenzen für die Beziehungen (Russlands) mit den Vereinigten Staaten haben".

Putin beschuldigte derweil den Westen des Zynismus. Es sei "zynisch", den "eigentlichen Aggressor" Georgien nun als Opfer vermeintlicher russischer Gewalt auszugeben. Moskau habe die internationale Gemeinschaft oft vor georgischen Kriegsvorbereitungen gewarnt. "Wir werden unsere Friedensmission bis zu ihrer logischen Vollendung durchführen", kündigte Putin an.

Ein Wendepunkt, so wichtig wie der Fall der Mauer

"Historiker werden den 8. August 2008 als Wendepunkt ansehen, der nicht weniger wichtig ist als der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989", analysiert der renommierte Russlandexperte Robert Kagan von der Carnegie-Stiftung am Montag in einem Beitrag für die "Washington Post". "Russlands Angriff auf das souveräne Georgien markiert die Rückkehr der Geschichte zu einer Großmachtkonkurrenz fast wie im 19. Jahrhundert mit überschäumendem Nationalismus, Kämpfen um Ressourcen, Ringen um Einflusssphären und Territorium und dem Einsatz militärischer Macht zur Umsetzung geopolitischer Ziele." (sgo/dpa/AFP)

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