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Iran: Konflikt um britische Soldaten eskaliert

Großbritannien will nach der Festnahme von 15 Seeleuten durch Iran die Beziehungen zu dem Land auf Eis legen. Zudem präsentierte die Regierung Satellitenfotos, die beweisen sollen, dass die britischen Soldaten nicht in Irans Hoheitsgewässer eingedrungen waren.

London - Wegen der in Iran inhaftierten britischen Marinesoldaten hat London den Druck auf Teheran drastisch erhöht. Die bilateralen Bemühungen müssten auf die Lösung des Problems der Festnahmen konzentriert werden, sagte die britische Außenministerin Margaret Beckett in London. "Wir werden alle anderen bilateralen Geschäfte mit Iran einfrieren." Die einzige Frau unter den Festgesetzten sollte am Mittwoch oder Donnerstag freigelassen werden, teilte unterdessen ein Sprecher des iranischen Außenministeriums mit. Der iranische Sender Al Alam kündigte an, neue Bilder der Festgenommenen zeigen zu wollen.

Alle offiziellen Besuche zwischen Iran und Großbritannien seien unterbrochen und die Ausgabe von Visa an iranische Politiker sei ausgesetzt, teilte ein Sprecher des Außenministeriums mit. Kurz vor der Erklärung von Ministerin Beckett hatte Premierminister Tony Blair betont, es sei Zeit, den internationalen und diplomatischen Druck auf Iran zu erhöhen, um dem Land seine "totale Isolation" zu verdeutlichen. Die Festnahmen seien "völlig inakzeptabel, falsch und illegal", betonte Blair. Der britische Innenminister John Reid bezeichnete die Lage als "schwierig". "In mancher Hinsicht ist es eine sehr gefährliche Situation", sagte Reid dem Sender Sky News.

Style: Briten waren in irakischen Hoheitsgewässern

15 Marine-Soldaten und Seeleute waren am Freitag von iranischen Sicherheitskräften wegen einer angeblichen Verletzung iranischer Hoheitsgewässer festgenommen worden. Das britische Verteidigungsministerium präsentierte jedoch inzwischen Satellitenfotos, die nach eigenen Angaben beweisen, dass die von Iran festgesetzten Seeleute in irakischen Gewässern gewesen seien. Die Festgenommenen hätten sich fast 1,7 Seemeilen (3,15 Kilometer) innerhalb der irakischen Gewässer befunden, teilte das Ministerium mit. "Das Vorgehen der iranischen Sicherheitskräfte war ungerechtfertigt und falsch", sagte Vizeadmiral Charles Style.

Der Vizepräsident des iranischen Parlaments verlangte eine Entschuldigung von Großbritannien. Wenn bewiesen sei, dass es sich um einen Irrtum handele, könne die Angelegenheit mit Entschuldigungen der britischen Regierung geregelt werden, sagte Mohammad Resa Bahonar.

Erdogan berichtet von "positiver Entwicklung"

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan berichtete von einer "positiven Entwicklung" in dem Fall. Auf Fragen von Journalisten antwortete er vor Beginn des Gipfeltreffens der Arabischen Liga in Riad, es gebe die Möglichkeit, dass türkische Diplomaten die Festgenommenen besuchen könnten.

Am Dienstag war der iranische Botschafter ins Auswärtige Amt in Berlin einbestellt worden. Es seien unmissverständliche Erwartungen an Iran formuliert worden, sagte ein Sprecher des Außenministeriums. Die Bundesregierung habe die sofortige Freilassung der britischen Seeleute gefordert. Gegenüber Iran sei klargestellt worden, dass er für die Unversehrtheit der europäischen Seeleute verantwortlich sei. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte in Brüssel: "Es ist völlig inakzeptabel, wenn 15 britische Soldaten gefangengenommen und von Iran festgehalten werden. Auch hier haben die Briten unsere absolute Solidarität."

Die festgenommenen Soldaten gehören zur multinationalen Truppe im Irak und patrouillierten auf der Wasserstraße Schatt el Arab an der Grenze zwischen dem Iran und dem Irak. Nach offiziellen Angaben aus Teheran werden sie sich wegen Verletzung iranischer Hoheitsgewässer vor Gericht verantworten müssen. (tso/AFP)

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