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Kontakt statt Konfrontation: Georgien hofft auf Merkels Hilfe

Georgiens Präsident Michail Saakaschwili will die direkte Konfrontation mit Russland meiden. Stattdessen hofft er auf die guten Kontakte der Kanzlerin zu dem Land, das noch immer Teile Georgiens besetzt hält. Merkel soll den Dialog mit Russland möglich machen.

Der Mann kann nicht stillsitzen. Georgiens Präsident Michail Saakaschwili kippelt die ganze Zeit auf dem mit rotem Samt bezogenen Stuhl im Hotel Bayerischer Hof. Ein Mitarbeiter hat sich im Mantel dazugesellt, als seien sie in großer Eile. Dabei hat der Mann aus Tiflis sein wohl wichtigstes Treffen am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz bereits hinter sich: mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auf sie setzt Saakaschwili. Denn er hofft, dass sie ihm hilft, das Tempo für ein Assoziierungsabkommen mit der EU zu beschleunigen, wie er im Gespräch mit dem Tagesspiegel sagt. Vor allem aber, dass die Kanzlerin die Tür zu einem neuen Dialog mit Russland öffnet. Georgien vermeide jede weitere Konfrontation, aber es gebe andere Kräfte in der Region. „Jeder Kontakt ist besser als Konfrontation“, beschreibt Saakaschwili die Situation zwischen Tiflis und Moskau seit dem Krieg um Südossetien im Jahr 2008. Moskau tue so, als existiere die georgische Regierung gar nicht.

„Die Russen laufen normalerweise weg vor mir“, sagt er. Deutschland solle seine Kontakte nutzen und „Russland sagen, dass sie die Konfrontation aufgeben, ihre Aufrüstung an der Grenze beenden und einen Dialog erlauben“. Georgien wolle friedliche Gespräche, auch wenn noch immer ein Teil seines Landes besetzt sei. Der erste Kontakt müsse nicht gleich mit Präsident Medwedew oder Premier Putin erfolgen, die Ebene spiele keine Rolle. Wenn Deutschland einen solchen Dialog moderieren würde, wäre Georgien „mehr als froh“. Und er zählt auf, warum das auch im Interesse des Westens wäre: Sein Land sei „der führende Reformer in der Region“, demokratisch, „wir bieten Zugang nach Afghanistan und sind wichtig für die Energiesicherheit“. In schwierigen Zeiten hätten sie nicht die Energiezufuhr gestoppt, verkündet er.

Anders als Merkel möchte er beim Thema Ägypten nicht über die eigenen Erfahrungen als ehemaliger Mitanführer der „Rosenrevolution“ und den Umgang mit seinem Vorgänger Eduard Schewardnadse sprechen. „Es ist nicht meine Sache, Mubarak einen Rat zu geben.“ Dann sagte er doch: „Nicht die nächsten Monate, die nächsten Jahrzehnte sind wichtig.“ Man solle an den Iran denken. Und: „Es gibt es keine Blaupause für eine Revolution. Die Ukraine hat auch versucht, uns zu kopieren“, das Ergebnis sei anders ausgefallen. Wichtig sei „nicht die Zeit des Fahnenschwenkens“, sondern „die kritische Masse für einen Wandel und Reformen als Routine“ hinzubekommen. Sein Land mache das seit sieben Jahren. Dass er selbst 2007 hart gegen Demonstranten vorgegangen ist, die gegen ihn auf die Straße gingen, findet er in Ordnung. „Ich bedaure die harte Reaktion nicht.“ Er habe sich danach Wahlen gestellt und statt der 96 Prozent 2004 nur noch 53 Prozent bekommen.

Er selbst kann 2013 nicht noch einmal antreten. Inzwischen ist in Georgien die Verfassung so geändert, dass der Premier mehr Macht hat. Sorgt Saakaschwili für seine Zukunft vor wie der ungeliebte russische Bruder Putin? Er dementiert nicht, dass er Premier werden will, aber er weigert sich, über seine persönliche Zukunft zu reden. „Dann wäre ich eine lahme Ente.“ Noch lägen zweieinhalb reformreiche Jahre Präsidentschaft vor ihm.

Und dann hat er es sehr eilig. Ein kurzer Gruß in Gehen, weg ist der Reformer.

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