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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Armin Laschet, Bundesvorsitzender der CDU, Spitzenkandidat seiner Partei und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, stehen auf der Bühne bei einem gemeinsamen Wahlkampfauftritt.

© dpa/Federico Gambarini

Laschets Wahlkampf: Und zum Schluss nochmal ein Auftritt mit der Kanzlerin

Armin Laschet und Angela Merkel machen ein letztes Mal gemeinsam Wahlkampf in Aachen. Dabei zeigt sich, warum die Partei da steht, wo sie steht.

Wieder ist es Aachen. Schon vor vier Jahren standen Angela Merkel und Armin Laschet gemeinsam für einen Wahlkampfabschluss auf der Bühne. Damals wurde Laschet kurz darauf zum Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen gewählt. „Auch damals haben die Umfragen geschwankt“, erklärt Laschet vier Jahre später an gleicher Stelle.

Am kleinen Marktplatz im Aachener Stadtteil Burtscheid bildet die Junge Union ein Spalier, als Merkel und Laschet auf die Bühne kommen. Während er spricht, gibt es Armin-Sprechchöre. Am Ende singen sie „Armin Laschet wird Kanzler“. Ein bisschen sieht es aus, als seien ihm die Sprechchöre unangenehm. Klar wird aber auch, dass die Partei die Begeisterung ihres Jugendverbandes in ihre Kampagne nie wirklich aufgenommen hat.

[Lesen Sie hier das Porträt des CDU-Kanzlerkandidaten: Laschet im Kampf mit sich selbst (T+)]

Es ist keine Gefälligkeit, dass Merkel heute hier ist. Es ist dringend notwendig. „Jetzt 24 Stunden kämpfen“, steht auf einem Aufsteller auf der Bühne. Einen Tag vor der Bundestagswahl droht der Union mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das schlechteste Abschneiden bei einer Bundestagswahl in der Geschichte der Bundesrepublik und laut der aktuellen Umfragen wird es morgen zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen um das Kanzleramt kommen.

Merkels Engagement für Laschet kam spät. Einige sagen, es kam zu spät. Aber eigentlich wollte sich die Kanzlerin aus dem Wahlkampf raushalten. Sie hat die Partei 16 Jahre geprägt. Es sollte um einen neuen Kurs gehen, einen mit Laschet und ohne Merkel.

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Nun spricht sie erst über das schöne Wetter in Aachen. Dann darüber, dass die Aachener doch eigentlich alles hätten, außer „ein bisschen Meer und Berge“. Es klingt wie der Wahlkampf einer Partei, die weit über 30 Prozent erwartet. Merkel spricht kurz über die Rolle der Stadt Aachen in Europa und wie diese Laschet prägt. „Wo immer Armin Laschet ist, steht er für das Europäische Einigkeitswerk“, sagt Merkel.

Die scheidende Kanzlerin spricht ernst und ihrer Art entsprechend trocken. Sie lobt den Forschungsstandort Aachen und verweist auf die Leistung deutscher Forscher, die so schnell bei der Entwicklung eines Impfstoffes waren. Das ist der Aufhänger, um über den Klimawandel zu sprechen und Deutschlands führende Rolle in dessen Bekämpfung. Erst jetzt scheint sie in den Angriffsmodus zu wechseln. Manche würden den Klimawandel mit Gesetzen regeln wollen. „Nein, sage ich denjenigen. Es braucht neue Technologien“, ruft Merkel energisch.

Der Marktlatz im Aachener Stadtteil Burtscheid ist beschaulich. An der einen Seite gibt es einen Friseur, auf der anderen Seite den Konditor Lammerskötter. In diesem Stadtteil ist Laschet geboren und hier wohnt er noch immer in einem Reihenhaus. Doch auch hier sind einige, die Laschet nicht als Kanzler wollen.

Auf einer Galerie neben der Bühne über dem Friseur entrollen Aktivisten kurz vor den Reden von Laschet und Merkel ein Banner. Darauf steht, dass CDU-Mitglieder künftig Menschen mit Korruptionshintergrund genannt werden sollten. Laschet lächelt darüber hinweg. Einmal kontert er einen Zwischenruf zu seiner Klimapolitik geschickt. „Sie halten ein SPD-Schild hoch und rufen mir zu, was ich sage, ist lächerlich“, sagt Laschet. Danach erklärt er, dass es das CDU-Kabinett Jürgen Rüttgers war, das die Kohle-Förderung beendete.

Armin Laschet im Wahlkampf.
Armin Laschet im Wahlkampf.

© REUTERS/Wolfgang Rattay

Dann warnt Laschet ein weiteres Mal vor einer rot-rot-grünen Regierung. Es gehe ihm nicht um die Rote-Socken-Kampagne, der 1990er-Jahre. Es gehe um die Inhalte. „Die SPD will ihre Mitglieder befragen, ob es so eine Koalition geben soll. Und Olaf Scholz weiß, was Mitgliederbefragungen bedeuten“, schießt Laschet in Richtung des SPD-Kandidaten, der in der Partei vor zwei Jahren keine Mehrheit als Parteivorsitzender bekam.

Aber da ist auch der Laschet, der immer wieder ins Fettnäpfchen tritt. Als er fragt, ob tatsächlich jemand glaube, dass eine rot-rot-grüne Regierung den kommenden Herausforderungen gewachsen sei, schallt es ihm von den Gegnern entgegen. Laschet versucht zu retten. Sagt, es gebe also 23 Personen hier in Aachen, die das tatsächlich glauben, die Mehrheit aber nicht.

Solche Momente gab es häufiger in Laschets Wahlkampf. Sie haben dafür gesorgt, dass die CDU einen Tag vor der Wahl in den Umfragen hinten liegt.

David Renke

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