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Baustelle Brücke Neuendorfer Anger, Nuthestrasse

© Andreas Klaer

Marode Brücken und Straßen: Sanierung wird teurer als vom Verkehrsminister geplant

Viele Brücken sind marode. Sie zu sanieren soll 5,5 Milliarden Euro mehr kosten, als bisher gedacht. Gründe dafür sind unter anderem inflationsbedingte Kostensteigerungen und erhöhter Personalbedarf.

Die Sanierung maroder Brücken und die Modernisierung des Autobahnnetzes in Deutschland wird in den kommenden Jahren deutlich teurer als bisher gedacht. Die Autobahn GmbH habe einen großen zusätzlichen Finanzierungsbedarf von rund 5,5 Milliarden Euro für die Jahre 2025 bis 2028, sagte ein Sprecher der bundeseigenen Gesellschaft am Montag in Berlin. Zuerst hatte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ darüber berichtet.

Das Brückenmodernisierungsprogramm sei ein wesentlicher Kostentreiber, so der Sprecher. Eine schnellere Planung für die Erneuerung der Brücken habe für die Autobahn GmbH Vorrang.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte im März 2022 ein Maßnahmenpaket für eine schnellere Brückenmodernisierung vorgelegt. Viele Brücken sind marode. Überregional wurde etwa die Autobahnbrücke Rahmede an der Sauerlandlinie bekannt, die wegen schwerer Schäden gesperrt werden musste und inzwischen gesprengt wurde. Geplant ist ein Neubau.

Anderes Beispiel: An einer Brücke der A42 über den Rhein-Herne-Kanal bei Bottrop waren im Dezember so massive Schäden festgestellt worden, dass sie komplett gesperrt wurde. Seit kurzem rollt der Autoverkehr wieder. Es gibt aber ein Einfahrverbot für den Schwerlastverkehr.

Gründe für den hohen Finanzbedarf

Als Gründe für den höheren Finanzbedarf für die Bundesfernstraßen gelten das Hochfahren der Investitionen bei den Brückensanierungen wie auch inflationsbedingte Kostensteigerungen, zum Beispiel Baukostensteigerungen. Hinzu kommt der erhöhte Personalbedarf für das Brückenmodernisierungsprogramm, sowohl extern in Planungsbüros wie auch intern in der Autobahn GmbH.

Außerdem gibt es bereits jetzt aufgrund der Wachstumsschwäche in Deutschland Mindereinnahmen bei der Lkw-Maut - einer wichtigen Einnahmequelle des Bundes. Unklar bleibt, wie sich diese Mautmindereinnahmen mittelfristig entwickeln.

Die Alarmsignale zum Finanzbedarf bei den Brücken kommen mitten in Verhandlungen über die Aufstellung des Bundesetats für 2025, die angesichts von Sparzwängen als schwierig gelten. Deswegen könnte eine Debatte über einen milliardenschweren „Infrastrukturfonds“ an Fahrt aufnehmen.

Für einen solchen Fonds hatte sich Wissing wegen eines steigenden Investitionsbedarfs ausgesprochen. In diesem Fonds könnten Finanzmittel für Schienen, Straßen und Wasserwege für mehrere Jahre gebündelt werden, also auch für die Sanierung von Brücken.

Umweltverbände fordern Kurswechsel in Verkehrspolitik

Umweltverbände nutzten den zusätzlichen Finanzbedarf für die Brücken dazu, ihre Forderung nach einem Kurswechsel in der Verkehrspolitik zu erneuern. Jens Hilgenberg, Leiter Verkehrspolitik beim BUND, sagte, statt noch mehr Geld ins System Straße zu pumpen, müssten Finanzmittel und Planungskapazitäten vom klimaschädlichen und naturzerstörenden Fernstraßenneubau umgelenkt werden.

„Der Erhalt und naturverträgliche Ausbau der Schiene und eine Sanierung der aktuellen Straßeninfrastruktur mit rund 4000 maroden Autobahnbrücken sind wichtige Maßnahmen. Dafür muss auf der anderen Seite der Neu- und Ausbau von Autobahnen und Bundesstraßen auf Eis gelegt werden.

Auch Greenpeace-Mobilitätsexpertin Marissa Reiserer sagte, der Neu- und Ausbau von Autobahnen solle zugunsten der Sanierung ausgesetzt werden. „Dabei geht es nicht allein um besseren Klimaschutz im Verkehr, sondern auch darum, das bestehende Autobahnnetz in einen funktionierenden Zustand zu versetzen.“ (Andreas Hoenig, dpa)

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