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Auf seinem Instagram-Account feiert Markus Söder den Aufstieg des 1. FC Nürnberg.

© Instagram

Matthies meint: Grund zur Freude betr. Israel

In Nürnberg wird ein Jüdisches Museum eröffnet, in Jerusalem die US-Botschaft. Beim einen fehlt Söder, beim anderen die Kanzlerin. Eine Betrachtung.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder... Merken Sie was? Das geht uns längst noch nicht flüssig über die Zunge, das hakt im Ohr. Und nicht wenige, der CSU durchaus geneigte Beobachter fragen sich immer noch, ob der neue Mann die drunten in Bayern angesagten Populismus-Standards erreicht, ob er also beispielsweise nächsten Aschermittwoch in der Lage sein wird, das Bierzelt mit ein paar tödlichen Attacken in angemessenes Toben zu versetzen.

Immerhin: Er fängt schon ganz gut an, sofern wir das aus seinem Umgang mit Sachzwängen im heimischen Nürnberg schließen dürfen. Dort standen am Sonntag zwei gewichtige Ereignisse in Konkurrenz miteinander: der Festakt zur Erweiterung des Jüdischen Museums Franken – und die Feier zum Aufstieg des 1. FC in die erste Bundesliga. Wer Söder ein wenig kennt, der wird sich nicht darüber wundern, dass er zum Fußball gegangen ist und eine Sprecherin hinterher bedauernd beschwichtigen ließ, die jüdische Kultur in Bayern liege dem Ministerpräsidenten ganz besonders am Herzen, und er nehme da ganz viele Termine persönlich wahr.

Vom Populismus und seinen Erscheinungsformen

Es ist dieser Tage ja viel vom Populismus und seinen Erscheinungsformen die Rede, und dies hier ist ein gutes Beispiel für seine Anwendung. Ein Foto des neuen Ministerpräsidenten mit Fanschal bei Instagram – das ist gemessen in der Währung professioneller Politik ungefähr so viel wert wie mehrere Dutzend kurze Sendungen im regionalen Fernsehen über ein Museum, das von der Bundesliga weit entfernt sein Dasein fristet und sich auch noch mit so notorisch nervigen Themen befasst.

Weiter ließe sich darauf verweisen, dass ja auch die Bundesrepublik als solche am Montag den Festakt zur Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem gemieden hat, und das sogar ohne zeitgleich abgehaltene Fußballfeier. Zwar ist das Wohlergehen Israels bekanntlich Staatsräson für die Kanzlerin, aber sie kann nun mal genauso wenig überall sein wie der Kollege aus Bayern. Und diese Gegenüberstellung überhöht die Motive des Fußballfans Söders wohl auch ein wenig zu sehr.

Zumal es ja auch Grund zur Freude betreffend Israel gibt. Die deutschen Tele-Voter haben Netta, der für Israel antretenden Siegerin beim „European Song Contest“, am Sonnabend zehn Punkte gegeben, die zweithöchste Stimmenzahl. So versöhnlich ticken die Leute, das sind richtig große Zahlen! Da fallen ein paar versäumte Festakte nun wirklich nicht mehr ins Gewicht.

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